Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Heimwerken – Passt das zusammen?
Ist Heimwerken denn nicht schon nachhaltig?
Zunächst muss man dazu das „Große Ganze“ betrachten. Von dieser Warte aus betrachtet, kann Heimwerken tatsächlich für sich in Anspruch nehmen, eine durch und durch nachhaltige Tätigkeit zu sein.
- Jeder aus alten Paletten gefertigte Wohnzimmertisch benötigt einen neuen Tisch weniger, der industriell aus verklebten Spanholzplatten, womöglich noch aus irgendwelchen Tropenhölzern gefertigt wurde.
- Jeder in Eigenregie ausgetauschte Toilettenspülkasten spart einen anfahrenden Handwerker und gleichzeitig auch noch Wasser.
- Jede einzelne energetische Renovierungsarbeit reduziert den CO2-Fußabdruck des eigenen Hauses.
Tatsächlich ist Heimwerken eines der vielleicht „grünsten“ Hobbys überhaupt. Denn praktisch alles, was man hier erschafft, schützt die Umwelt entweder direkt oder doch auf lange Sicht, weil dabei ein industriell gefertigtes Produkt weniger hergestellt werden muss. Doch: Wo so viel Licht ist, findet sich auch Schatten!
Die Sache mit den Flüssigkeiten
Der Ölwechsel, bei dem ein paar Tropfen auf dem Garagenboden landen. Die halbleeren Farbdosen, die sich bei vielen Heimwerkern zu dutzenden in der Werkstatt auftürmen: Heimwerken ist an sich durch den Herstellungsprozess zwar nachhaltig. Aber dieser Umweltschutz kann durch den falschen Umgang mit Arbeitsmaterialien wieder zunichte gemacht werden – vielleicht sogar noch schlimmer, als wenn man auf ein industriell gefertigtes Produkt zurückgegriffen hätte.
Dabei ist die Sache eigentlich ganz eindeutig: Alles, was mit Farben, Ölen und Co. in Verbindung gekommen ist, sollte nur ein Endlager kennen: die Schadstoffsammelstelle! Nur Flüssigkeiten, die absolut durchgetrocknet sind, dürfen in den Restmüll gelangen. Und was ist mit dem Ölfleck auf dem Garagenboden? Den saugt man stehenden Fußes mit Katzenstreu auf, entsorgt dieses ebenfalls bei der Schadstoffannahme und besorgt sich fürs nächste Mal eine große, ölfeste Kunststoffwanne.
Die Lautstärke
Hand aufs Herz: Welchen Heimwerker stört es schon wirklich, wenn die Motorsäge aus vollen Zweitakt-Lungen kreischt? Es sind die wenigsten. Die, die es richtig machen, setzen zumindest einen Gehörschutz auf. Besser ist das! Denn die 110 dB, die eine Kettensäge bringt, wirken schon nach 30 Sekunden schädigend aufs Gehör. Aber das ist damit noch nicht mal gemeint, denn Umweltschutz erstreckt sich auch auf Lärm Und genau da klaffen beim Ohrschutz tragenden Heimwerker oft Lücken. Manche kennen nicht einmal die gesetzliche Basis: also sonntags nie, werktags nicht zwischen 20 und 7 Uhr sowie zwischen 7 und 9, 13 und 15 und 17 bis 20 Uhr.
Dabei ist zudem erwiesen, dass Lärm auch die Tierwelt gefährdet. Etwa dadurch, dass Tiere anschleichende Feinde nicht mehr hören oder tatsächlich selbst schwerhörig werden. Nun ist es natürlich für den Heimwerker nicht möglich, sämtliches Getier aus der näheren Umgebung zu evakuieren. Doch das muss man auch nicht! Es reicht, sich zu vergegenwärtigen, dass die meisten Jungtiere zwischen April und Juli auf die Welt kommen. Wenn man es dann etwas leiser angehen lässt, ist schon viel getan.
Was jeder Heimwerker machen sollte
Kommen wir von der Theorie zu den handfesteren Punkten dieses Artikels. Denn natürlich gibt es Dinge, die definitiv jeder Heimwerker zumindest einmal im Leben getan haben sollte, um Mutter Natur unter die Arme zu greifen.
- Bei allen Konstruktionsmaßnahmen die guten Regeln der Bau-Nachhaltigkeit beachten! Das bedeutet, auf Kunststoffe, die auf Rohöl basieren, ebenso zu verzichten wie auf Sand, Kies sowie auf Lösemittel basierende Lacke. Wer weiter gehen will, kann ausschließlich Naturbaustoffe (Lehm, Ziegel etc.) und Naturdämmstoffe verwenden. Die „Königsklasse“ ist erreicht, wenn die Ressourcen maximal geschont und sämtliche Flächen optimal genutzt werden.
- Ein Insektenhotel bauen! Denn gerade in den immer dichter bebauten Arealen an der Grenze zur Natur, etwa in Neubaugebieten, finden die Tiere kaum noch ausreichende Nistplätze. In der einfachsten Variante ist das kaum mehr als eine durchbohrte Baumscheibe. Doch es gibt auch regelrechte Luxushotels. Und das beste: Beides lässt sich meistens aus der „Restekiste“ zimmern!
- Bei allen Materialien aus dem Baumarkt darauf achten, dass diese ökologisch zertifiziert sind. Viele Märkte haben mittlerweile auch „grüne“ oder „blaue“ Serien (und damit sind nicht die Bosch-Elektrowerkzeuge gemeint), die besonders nachhaltig und/ oder unbedenklich sind.
- Ausschließlich hochwertiges Werkzeug kaufen! Denn die meisten Billiggeräte sind im Schadensfall nur noch ein Fall für die Mülltonne. Für Qualitäts-Tools hingegen lassen sich in der Regel Ersatzteile besorgen. Das ist zwar in der Anschaffung teurer, lohnt sich aber langfristig nicht nur wegen der Reparierbarkeit, sondern auch, weil gutes Werkzeug meist länger hält.
- Keine Sprühdosen kaufen! Lack jeglicher Art trägt sich mit der Lackierpistole bzw. der Airbrush nicht nur viel umweltfreundlicher, sondern auch um Längen professioneller auf – zudem gibt es heimwerkertaugliche Lackierpistolen schon für weit unter 50 Euro. Da spart man bereits ab wenigen Sprühdosen-Käufen. Und für Öl und Co. gibt es Handsprühflaschen sowie natürlich die gute alte Ölkanne.
- Bei allem, was man wegwerfen will, mal eine Nacht darüber schlafen und überlegen, ob sich das Teil nicht noch zum Upcycling eignet! Dieses Denken geht weit über die Palettenmöbel und sogar das Heimwerken an sich hinaus. Ja, selbst die mülltonnenwürdige Lumpenjeans ist mit etwas Arbeit noch ein erstklassiges Roll-Etui für Schraubenschlüssel.
Wenn man diese sechs Punkte beachtet und dann noch mit allen Verbrauchsmaterialien sparsam umgeht („Mit dem Öl nicht sparsam sein“, ist grundfalsch!), dann kann man mit Fug und Recht von sich behaupten, so nachhaltig zu heimwerken, wie es überhaupt nur geht.
Was man unbedingt bleiben lassen sollte
Natürlich gibt es nach dieser Aufreihung von guten Taten auch noch eine Menge Dinge, die man falsch machen kann und die im Folgenden ebenfalls einen Platz bekommen sollen. Denn auch sie gehören bei vielen Heimwerkern leider noch zur Praxis.
- Altöl in der Motorsäge als Kettenöl oder als Holzschutzanstrich verwenden! Beides ist im höchsten Maß illegal und zieht richtig saftige Strafen nach sich – wie übrigens jede Öl-Verwendung, bei der die Flüssigkeit ins Erdreich gelangen kann.
- Bäume innerhalb der Schutzfristen beschneiden! Das schädigt nicht nur den Baum selbst, sondern auch die darin lebenden Tiere.
- Portioniertes, heimliches Entsorgen von umweltschädigenden Stoffen (auch Bauschutt) nach und nach über die Mülltonne! Ebenfalls illegal und es erschwert die Mülltrennung immens, demoliert vielleicht die Sortiermaschinen und treibt die Müllgebühren so nach oben.
- Freizügiger Umgang mit Unkrautvernichtungsmitteln! Selbst wenn diese ein Ökolabel tragen, sollte man sie nicht en gros verbrauchen. Zudem gibt es absolut wirksame Alternativen, allen voran den Butanbrenner.
- Entsorgen von lackierten, imprägnierten Hölzern bzw. Spanplatten im heimischen Ofen oder Kamin! Ja, es ist illegal; nein, man merkt es nicht zwangsläufig. Aber wenn der Schornsteinfeger auch nur den geringsten Verdacht hat, können die Ablagerungen im Kamin analysiert werden. Und wenn es dann rauskommt, wird es wiederum teuer.
Natürlich handeln nicht alle Heimwerker so. Und die, die es tun, haben auch meist nichts Böses im Sinn. Es ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass, selbst wenn es niemals jemand erfährt, die Natur trotzdem zwangsläufig darunter leidet. Vielleicht legt man in fünf Jahren genau da ein Salatbeet an, wo man heute noch sein Altöl als Kettenöl verspritzt hat. Und dann hat man die Brühe ruckzuck auf dem eigenen Teller liegen.
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