Naturdämmstoffe im Überblick
Der Reiz des Natürlichen
Der Gedanke, Klima und Umwelt durch den verstärkten Einsatz nachhaltiger Dämmmaterialien zu schonen, setzt sich erfreulicherweise bei Hausbesitzern, aber auch bei angehenden Bauherren der neuen Generation immer mehr durch. Diesem Trend folgend, scheint die Vielfalt an natürlichen Dämmstoffen immer größer zu werden.
Doch der ökologische Aspekt kann nach wie vor natürlich nicht das einzige Kriterium sein. Selbstverständlich müssen auch eine Reihe bauphysikalischer Eigenschaften wie Wärmespeicherkapazität, Wasserdampfdiffusionswiderstand, Dichte und Wärmeleitfähigkeit mit in die Entscheidung einbezogen werden. Es gibt also bei der Planung einiges zu bedenken. Aber welche Vorteile bringen eigentlich die Naturdämmstoffe, außer dass der Häuslebauer sein Gewissen gegenüber der Umwelt und ganz im Sinne der Nachhaltigkeit beruhigt?
Aktuell gängige Dämmstoffe
Bevor wir uns den Naturdämmstoffen genauer zuwenden, soll erst einmal etwas Übersicht geschaffen werden. Daher stellen wir eine Tabelle voran, in der die derzeit üblichsten Dämmmaterialien vertreten sind, inkl. ihrer Eigenschaften. So lassen sich die natürlichen Dämmmaterialien besser in das große Feld der Dämmstoffe einordnen:
Dämmstoff |
Wärmeleitfähigkeit (W/mK) |
Baustoffklasse |
Flachsmatten |
0,036 - 0,040 |
B2 |
Hanfmatten |
0,040 - 0,050 |
B2 |
Holzfaserdämmplatten |
0,040 - 0,052 |
B2 |
Holzfaser-Einblasdämmung |
0,040 |
B2 |
Korkplatten |
0,040 |
B2 |
Schafwollematten |
0,0326 - 0,040 |
B2 |
Zelluloseplatten |
0,040 |
B2 |
Zellulose-Einblasdämmung |
0,040 |
B2 |
Polystyrol-Hartschaumplatten (EPS) |
0,032 - 0,040 |
B1, B2 |
Extrudierte Polystyrol-Hartschaum-Platten (XPS) |
0,035 - 0,045 |
B1 |
Glaswollerollen |
0,032 - 0,040 |
A1 |
Steinwollerollen |
0,035 - 0,048 |
A1, A2 |
Polyurethan-Platten (PUR) |
0,020 - 0,025 |
B1, B2 |
Schaumglas-Platten |
0,040 - 0,060 |
A1 |
Vakuumpaneele |
0,007 - 0,008 |
B2 |
Zur Erklärung der aufgeführten Zahlenangaben und Baustoffklassen:
- je geringer der Wert für die Wärmeleitfähigkeit, desto besser dämmt das Material
- A1: nicht entflammbar; A2: kleinere Mengen entflammbarer Bestandteile enthalten; B1: schwer entflammbares Material; B2: normal entflammbar
Quellen: FNR - Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. sowie effizienzhaus-online.de
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Der Bauherr", Compact Publishing GmbH, Hackerbrücke 6, 80335 München https://www.derbauherr.de/, Autorin: Stefanie Hutschenreuter
Die Vorzüge von Naturdämmstoffen
Doch welche Vorzüge sind es nun konkret, die Naturdämmstoffe hervorstechen lassen und sie immer beliebter machen? Die wichtigsten Eigenschaften lassen sich in vier Punkten zusammenfassen:
- Die meisten Naturdämmstoffe sind Produkte heimischer landwirtschaftlicher Erzeuger und Forstbetriebe und sind als solche nicht auf übermäßig lange Transportwege angewiesen.
- Die quasi nachwachsenden Naturdämmstoffe regulieren Luftfeuchtigkeit und Raumtemperaturen oft besser als die industriell gefertigten Materialien auf mineralischer Basis.
- Natürliche Dämmmaterialien sorgen gleichsam für Kälteisolierung und Hitzeschutz und haben ausgezeichnete Eigenschaften bezüglich des Schallschutzes in Wohngebäuden.
- Ihre Schadstofffreiheit gewährleistet neben einem besonders hohen Wohnkomfort ein sehr angenehmes Wohnraumklima im Haus.
Und die Nachteile?
Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten – so auch bei Naturdämmstoffen. So lassen sich vier wesentliche Faktoren anführen, die beschreiben, warum konventionelle Dämmstoffe auch in Zukunft noch nicht obsolet sind:
- Zumindest aktuell verursachen viele Naturdämmstoffe noch höhere Kosten bei der Anschaffung als die traditionellen Dämmmaterialien.
- Da ihre Wärmeleitfähigkeit naturbedingt recht hoch ist, erfordern Naturdämmstoffe oft dickere Materialstärken.
- Da sie aus natürlichen Materialien bestehen, sind natürliche Dämmstoffe der Baustoffklasse B2 zugeordnet und damit normal entflammbar.
- Nicht jeder wohngesunde Rohstoff aus der Natur eignet sich für sämtliche Dämmmaßnahmen, von daher ist eine sorgfältige Auswahl besonders wichtig.
Eigenschaften der Naturdämmstoffe
Bevor wir einige der wichtigsten Naturdämmstoffe im Porträt genauer vorstellen, wollen wir noch einmal einen Blick auf die spezifischen Eigenschaften dieser Art von Dämmmaterial werfen. So lässt sich schneller beurteilen, welcher Dämmstoff für die eigenen Anforderungen infrage kommt:
Material |
Rohdichte kg/m3 |
Spez. Wärmekapazität C (J/kgK) |
Dampfdiffusions- |
Baumwolle |
20 - 60 |
840 - 1.300 |
1 - 2 |
Blähton |
350 - 700 |
1.000 |
2 - 8 |
Flachs |
30 - 60 |
1.600 |
1 - 2 |
Holzfaserplatten |
140 - 180 |
2.100 |
2 - 5 |
Hanfmatten |
30 - 42 |
1.600 |
1 - 2 |
Holzwolle-Leichtbauplatten |
360 |
2.100 |
2 - 5 |
Kokosfaser |
75 - 125 |
1.700 |
1 |
Kokosschüttung/-platten |
70 - 160 |
1.800 |
1 - 2 / 5 - 10 |
Perlite |
80 - 180 |
1.000 |
3 |
Schafwolle |
30 - 90 |
1.720 |
1 - 5 |
Schaumglas |
100 - 165 |
1.000 |
diffusionsdicht |
Schilf |
145 - 220 |
1.200 |
2 - 5 |
Vermiculit (Blähglimmer) |
79 - 90 |
800 - 1.000 |
1 - 4 |
zum Vergleich: |
|
|
|
Mineralwolle / Glaswolle |
15 - 80 |
1.000 |
1 |
Polystyrol / EPS-Platte |
11 - 30 |
1.400 |
30 - 100 |
Wärmekapazität: Ein hoher Wert bedeutet eine hohe Wärmespeicherfähigkeit.
Rohdichte: Eine geringe Rohdichte bedeutet ein hohes Hohlraumvolumen und damit eine bessere Wärmedämmung.
Dampfdiffusionswiderstand: Je kleiner die Zahl, desto leichter kann Wasserdampf den Dämmstoff durchdringen.
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift "Der Bauherr", Compact Publishing GmbH, Hackerbrücke 6, 80335 München, https://www.derbauherr.de/, Autorin: Stefanie Hutschenreuter
Wichtige Naturdämmstoffe im Überblick
Flachs: Der Einsatz der fast ausschließlich in Deutschland gefertigten Matten erfolgt an Dächern und innerhalb von Geschossdecken. Die Filze eignen sich darüber hinaus hervorragend als Trittschalldämmung. Flachs benötigt jedoch den Zusatz von Binde- und Stützfasern. Darüber hinaus müssen Brandschutzmittel integriert werden.
Blähton: Wird vorrangig zur Dämmung von Balkendecken und schwer zugänglichen Hohlräumen verwendet. Als Rohmaterial dient einheimischer Ton, der unter hohen Temperaturen aufgebläht und später als Schüttung verwendet wird. Blähton ist zwar vom Preis her vergleichsweise günstig, allerdings bei nur mäßigen Dämmwerten.
Baumwolle: Die umweltfreundlichen Matten eignen sich ausgezeichnet zur Dämmung im Dachbereich sowie zum einfachen Stopfen von Baufugen an Türen und Fenstern. Die zerkleinerten Pflanzenfasern werden herstellerseitig gegen Schimmelbildung sowie zur Verbesserung ihrer brandschutztechnischen Eigenschaften imprägniert.
Schilf: Das im europäischen Raum prächtig gedeihende Dämmmaterial wird mithilfe von Geflechten aus Draht und Kunstfasern zu Platten verarbeitet, die hauptsächlich in Außenwänden und Decken verbaut werden. Chemische oder andere künstliche Zusätze sind beim Dämmstoff Schilfrohr nicht erforderlich.
Schaumglas: Die Herstellung erfolgt aus einheimischem Altglas und einem Zusatz von Quarzsand. Dieses Gemisch wird aufgeschäumt und zu nichtbrennbaren Platten weiterverarbeitet. Haupteinsatzgebiet am Bau sind Böden, der erdnahe Bereich sowie die Dachabdichtung.
Hanf: Auch für die im Baustoffhandel erhältlichen Hanfmatten sind Zusätze für die Stabilität erforderlich. Verwendet wird neben Polyesterfasern auch heimische Maisstärke, die den Einsatz von Hanf zur Dämmung von Decken, Wänden, Dächern aber auch als Trittschalldämmung ermöglicht.
Kokos: Diese Naturfasern lassen sich ausgezeichnet zu Matten, Filzen und sogar Platten verarbeiten. Neben dem Wärmeschutz in Dächern, Decken und Wänden eignet sich Kokos als sehr wirksamer Schallschutz. Zu Stopfwolle verarbeitet, werden die Fasern darüber hinaus zur Fugendämmung an Fenstern und Türen benutzt.
Schafwolle: Das derzeit einzige Dämmmaterial, das mithilfe von tierischen Fasern produziert wird! Die Matten sind in der Lage, bis zu einem Drittel ihres Gewichts an Raumfeuchtigkeit aufzunehmen und eignen sich damit selbst für die Außendämmung von Fassaden sehr gut. Darüber hinaus wird Schafwolle für die Innendämmung von Raumdecken und oberhalb der Bodenplatte genutzt. Ein ganz besonderer Vorteil dieses Naturdämmstoffs besteht darin, dass er ohne größeren Energieeinsatz produziert werden kann und wie von selbst nachwächst.
Fazit
Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr nachwachsende Rohstoffe als Dämmmaterial auf den Markt drängen, bietet sich den Verbrauchern inzwischen eine große Palette an Naturdämmstoffen. Da diese im einzelnen sehr unterschiedliche Eigenschaften mitbringen, ist bei der Auswahl aber tunlichst auf den Verwendungszweck zu achten. Eines haben die Naturdämmstoffe aber alle gemeinsam: Sie bieten eine echte Alternative in Sachen Raumklima und Wohngesundheit!
Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass jeder Naturdämmstoff ein Produkt auf rein ökologischer Basis ist. Denn viele der natürlichen Materialien sind auf künstliche Bindemittel und Brandhemmer angewiesen. Hier ist gegebenenfalls auf die genauen Zusatzstoffe des Produkts zu achten. Umweltbewusste Heimwerker behalten die Naturdämmstoffe jedenfalls im Auge; denn sie sind nicht nur umweltschonend, sondern auch leicht zu verarbeiten!
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