Eine Wand streichen kann doch wirklich jeder... Oder? Vermutlich schon, aber entspricht das Ergebnis hinterher auch den Vorstellungen? Die beste Farbe, das beste Werkzeug und der größte Eifer führen nicht zum Erfolg, wenn die Vorbereitung nicht stimmt. Vor dem Streichen einer Wand sind daher ein paar Arbeitsschritte und Überprüfungen notwendig, um ein perfektes und anhaltendes Ergebnis zu erzielen. In unserem Artikel lüften wir die letzten Rätsel rund ums Wand-Streichen mit Tipps und Hinweisen, so dass die Arbeit bald zum Kinderspiel wird!

Tipp 1: Erst Untergrund bestimmen, dann Wand streichen

Der erste Tipp vor dem Streichen einer Wand beschäftigt sich mit dem tragfähigen Untergrund - des Heimwerkers liebstem Freund. Muss doch der Untergrund bei so vielen Tätigkeiten tragfähig sein. Was also hat es damit auf sich? Die Bestimmung des Untergrundes ist so ein kleines Detail, dass es vor dem Wand-Streichen in Tipps und Ratgebern gerne übergangen wird!

Mit der „Fingerprobe“ lässt sich recht einfach feststellen, ob der Untergrund grob tragfähig ist: Kreidefarbe färbt beispielsweise ab. Will man über diese Art von Wandfarbe streichen, würden sich die Pigmente der alten Farbe lösen und das Streichen mit Dispersionsfarbe hätte keinen Sinn. Ist dies der Fall, hilft nur das Entfernen der alten Wandfarbe oder die erneute Verwendung derselben, also hier zum Beispiel Kreidefarbe. Normale Wandfarben, Vorstreichfarben oder Lackfarben färben nicht ab, wenn man mit dem Finger darüberwischt.

© diybook | Spanplatten müssen aufgrund ihrer enormen Saugkraft grundiert werden. Die Wandfarbe würde sonst regelrecht aufgesogen werden.

Aber auch Lackfarben können nicht problemlos überstrichen werden, da sie der neuen Farbe keine Haftung bieten. Es genügt jedoch, den Lackfarbenanstrich durch kurzes Anschleifen mit einem Schleifkissen aufzurauen, sodass der Untergrund tragfähig wird.

Ganz anders verhält es sich bei Gipskarton- oder Spanplatten sowie verschiedenen Steinarten. Soll hier eine Farbe aufgetragen werden, muss die Fläche zunächst grundiert werden. Schuld daran ist die extrem hohe Saugkraft dieser Materialien. Die Farbpigmente würden sonst vom Untergrund regelrecht verschluckt werden.

Gibt sich der Untergrund tragfähig – in den meisten Fällen also etwas rau – ist es möglich, die Wand mit fast einer jeden Farbe zu streichen; egal, ob Wandfarbe oder Lack.

© diybook | Aber nicht nur Spanplatten zählen zu den stark saugenden Oberflächen. Daher ist das Grundieren auch bei Gipskartonplatten ein…

Tipp 2: Wenn der alte Anstrich runter muss

Ist der Untergrund nicht tragfähig, wird es mühsam und die alte Farbe muss vermutlich runter. Doch wie lässt sich alter Anstrich am besten entfernen? Nachfolgend ein paar Beispiele, die abhängig vom Untergrund verschiedene Möglichkeiten aufzeigen:

Kreidefarben, die einen weißen Film auf der Hand hinterlassen, können bei großer Dicke mit einem Spachtel entfernt werden. Gängige Praxis ist allerdings das „Abwaschen“, z.B. mit einer Kleisterbürste. Dieser Vorgang endet zwangsläufig in einer riesigen Sauerei, eine Alternative gibt es bei dieser Art von Untergrund aber nicht.

Lackfarben müssen in der Regel nicht entfernt werden - es sei denn, die Schichten sind schon zu dick oder Risse und abgeplatzte Stellen befinden sich im Lack. Spezielle Abbeizer haben sich hier genauso bewährt wie eine Heißluftpistole, welche die Lackschichten regelrecht runterbrennt.

Echte Latexfarben – meist glänzend wie ein fettiger Film und mit der Zeit ein wenig vergilbt – lassen sich kaum überstreichen und sollten vor dem Anstrich durch heißen Dampf (Tapetenablösegerät) gelockert und entfernt werden.

Tipp 3: Tapeten überstreichen ist kein Problem

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Tapeten mit Wandfarben zu streichen. Dabei ist es egal, ob einfache, glatte Tapeten oder Raufasertapeten überstrichen werden sollen, solange diese, wie bei Raufaser üblich, auf Stoß geklebt sind. Überlappende Tapeten ergeben im gestrichenen Zustand nämlich keinen schönen Anblick.

Essentiell dagegen ist die vollkommene Verklebung und Festigkeit mit der Wand. Klebt die Tapete nicht mehr sauber an allen Stellen, sind Luftlöcher vorhanden oder die Nähte leicht offen, sollte unbedingt vor dem Streichen der Wand mit handelsüblichem Tapetenkleber nachgebessert werden. 

Hinweis: Keine Panik, wenn sich die Tapete kurz nach dem Wand-Streichen trotz Tipps an einigen Stellen hebt oder Blasen schlägt! Diese ziehen sich in der Regel mit der Trocknung wieder zusammen und verschwinden.

Tipp 4: Farbe nie zu knapp bemessen kaufen

Der Verbrauch von Farbe beim Wand-Streichen ist sehr unterschiedlich und kann im Grunde nicht pauschal beziffert werden. Die genauen Angaben befinden sich zwar immer auf dem jeweiligen Produkt, sind aber eher als Richtwert zu verstehen. Denn der Verbrauch hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Deckkraft der Farbe und der Saugfähigkeit des Untergrundes. Ein Richtwert aber lautet 150-200 ml/ m². 

Der Farbbedarf lässt sich eigentlich sehr einfach ermitteln: Berechnet wird dabei die Höhe mal der Breite einer jeden Wand, anschließend wird die Grundfläche der Decke addiert. Soll also ein 2,70 m hohes Zimmer mit einer Grundfläche von 3 x 4 m gestrichen werden, beträgt die Fläche der Wand 37,8 m², zuzüglich der Decke mit 12 m². Die Rechnung dazu ist ganz einfach:

  • Wandflächen: (3 + 3 + 4 + 4) * 2,70 = 37,8 
  • Deckenfläche: (3 x 4) = 12,0 

In Summe müssen also knapp 50 m² gestrichen werden. Will man nur einmal die Wand streichen und werden laut Hersteller dazu 180 ml/ m²  Farbe benötigt, so ergibt das 9 Liter Farbe (50 m² x 180 ml/ m²).

Türen können bei Bedarf abgezogen werden. Bei Fenstern muss allerdings auch der Fenstersturz gestrichen werden, sodass ein Abziehen ihrer Flächen nicht notwendig ist. Um sicherzugehen, dass am Ende genug Farbe zur Verfügung steht, werden am besten noch pauschal 5% an Farbe aufgeschlagen.

Für besonders raue Oberflächen ist es ratsam, eine Zugabe von 10-15% einzurechnen, da die Angaben der Hersteller lediglich für glatte Flächen gelten.

© Karin & Uwe Annas | (Höhe x Breite + Höhe x Breite + Höhe x Breite + Höhe x Breite + Länge x Breite - Türen) + 5% = Farbbedarf

Tipp 5: Abkleben und Abdecken

Türrahmen, Fenster, Steckdosen, Lichtschalter und Lampen sollen in den wenigsten Fällen mitgestrichen werden. Daher müssen alle diese Flächen sorgfältig mit Malerkrepp abgeklebt werden. Noch leichter fällt das Streichen von Wänden, wenn vor Beginn der Arbeiten die Blenden von Lichtschaltern und Streckdosen gänzlich entfernt werden. Aber Vorsicht: In keinem Fall über offenliegende Steckdosen streichen (rollen)! Denn auch Farbe leitet Strom. Außerdem hat Farbe im Inneren von Steckdosen und Schaltern grundsätzlich nichts zu suchen.

Um die Böden vor der Wandfarbe zu schützen, werden sie vorbereitend mit Folie, Papier oder Planen abgedeckt. Beim Wand-Streichen selbst ist dann keine besondere Vorsicht mehr geboten und das Arbeiten mit der Farbe geht wesentlich schneller von der Hand.

Auch wenn diese Arbeit vor der eigentlichen Arbeit gelegentlich als sehr zeitintensiv und mühselig empfunden wird, spart man sich hinterher das noch mühsamere Beseitigen von Wandfarbe an all jenen Stellen, die eigentlich nicht hätten gestrichen werden sollen. Es zahlt sich also in jedem Fall aus, diese Zeit vor dem Anstrich zu investieren!

Es lohnt sich durchaus, beim Wand-Streichen auf Tipps und Hinweise zu achten. Denn die Zeitersparnis durch entgangenen Ärger ist oftmals enorm!

© Sandro Götze | Steckdosen werden vor dem Streichen sorgfältig mit Malerkrepp abgeklebt. Das Streichen geht so um einiges schneller.
© diybook | Das Hilfsmittel Nr. 1 beim Streichen und Ausmalen. Egal, ob Tür- und Fensterrahmen, Steckdosen oder Schalter: Alles wird mit…
© diybook | Zum Schutz des Bodens optimal: festes Abdeckpapier. Für eine mehrmalige Verwendung ist es allerdings nicht geeignet. Es lohnt…

Und nicht vergessen!

Zum Abschluss noch einige zusätzliche kleine Tipps:

  • Wandfarbe hat in Steckdosen nichts zu suchen
  • Groben und losen Schmutz immer entfernen: Selbst ein kleines Spinnennetz ist beim Streichen hartnäckiger, als man denkt
  • Gut in Ecken und an Kanten mit einem Pinsel vorstreichen
  • Neue Farbwalzen leicht anfeuchten
  • Für gute Belüftung sorgen

Nachdem die Vorbereitungen für das Streichen, wie etwa das Abkleben und Abdecken von Steckdosen, Schaltern, Türrahmen, Böden und Schränken, die Überprüfung der Wände auf ihre Tragfähigkeit hin, das Entfernen von alter Farbe oder das Nachbessern abgelöster Tapeten, abgeschlossen sind, kann nach Herzenslust gepinselt und gestrichen werden. Der Boden bleibt sauber und die Wände werden bunt. Wird beim Wand-Streichen den Tipps Beachtung geschenkt, steht einem perfekten Ergebnis nichts mehr im Wege. Gutes Gelingen!

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