Glas ist ein Baustoff mit langer Tradition und großer Zukunft. Denn das Material, das uns heute so alltäglich erscheint, hat die Grenzen seiner Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft. Das gilt nicht nur in Hinblick auf statische Anforderungen, sondern vor allem auch, wenn es um Designfragen geht. Denn mit Glas als Baustoff sind der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt. Wohin also geht die Reise? Es wird Zeit für einen Überblick!

Was ist Glas eigentlich?

Glas ist nicht einfach Glas. Das heutzutage in der Bauwirtschaft verwendete Glas trägt entsprechend seiner Produktionstechnologie eigentlich die fachlich korrektere Bezeichnung Kalk-Natron-Silikatglas. Gemeint ist damit im eigentlichen physikalischen Sinn auch kein Festkörper, sondern vielmehr eine erstarrte Flüssigkeit.

Die wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung sind Quarzsand (60 Prozent), Kalk bzw. Dolomit (15 Prozent) und Soda (19 Prozent) – alles Zutaten, die in der heimischen Natur reichlich vorkommen und keine größeren Entsorgungsprobleme verursachen. Dazu kommen, je nach gewählter Rezeptur, ungefähr 6 Prozent Zuschlagstoffe sowie 20 Prozent sauberer Glasbruch.

© helmutvogler | Ein wesentlicher Vorteil von Glas als Baustoff sind die zahllosen Gestaltungsmöglichkeiten. Allein mit der Farbauswahl…

Die Eigenschaften von Glas

Der unter hohen Temperaturen (1.550 °C) stattfindende Produktionsablauf ist technisch sehr aufwendig, erfolgt aber im Wesentlichen – von Kameras und Sensoren gesteuert und dokumentiert – automatisch. Einige der wichtigsten allgemeinen Werkstoffeigenschaften von Glas:

  • weder brennbar noch entflammbar
  • glatte und homogene Oberfläche, die leicht zu reinigen ist (ausgezeichnete hygienische Eigenschaften)
  • hohe Resistenz gegen die meisten Laugen und Säuren, wasserunlöslich und weitestgehend korrosionsbeständig
  • keine Form- und Farbveränderungen möglich
  • unempfindlich bei Frost und Hitze (Innen- und Außentemperaturen), geruchsneutral
© Photographee.eu | Ein typischer Anwendungsbereich von Glas als Baustoff ist der Wintergarten mit seinen großflächigen Glasfassaden.…

Glas-Baustoffe im Überblick

Die physikalischen Eigenschaften von Glas, die für den Einsatz in der Bauindustrie relevant sind, wurden in der Europäischen Norm DIN EN 572-1 festgeschrieben. Darunter finden sich auch die folgenden sechs Hauptdefinitionen und unterschiedlichen Herstellungsverfahren:

  • Floatglas: klares, durchsichtiges oder eingefärbtes Kalk-Natron-Glas, das mit paralleler und feuerpolierter Oberfläche für den Innen- und Außeneinsatz in Gebäuden als besonders hochwertig gilt
  • gezogenes Flachglas: ein planes, durchsichtiges wie auch klares Glas (Färbung ebenfalls möglich), das während eines anfangs vertikalen und kontinuierlichen Ziehverfahrens in der üblichen Dicke und beidseitig feuerpolierter Oberfläche produziert wird
  • Ornamentglas: klares, durchscheinendes oder eingefärbtes Kalk-Natron-Glas, das während der Herstellung durch kontinuierliches Gießen und abschließendes Walzen erzeugt wird
  • Drahtornamentglas: Herstellung identisch mit Ornamentglas, zusätzlich werden an sämtlichen Kreuzungspunkten verschweißte Stahlnetze eingelegt; die Oberfläche kann, je nach späterem Verwendungszweck, abschließend ornamentiert oder glattgewalzt werden
  • poliertes Drahtglas: planes, klares und durchsichtiges Kalk-Natron-Glas mit parallel polierten Oberflächen, das durch oberflächliches Schleifen und Polieren von Drahtornamentglas hergestellt wird
  • Profilbauglas mit bzw. ohne Drahteinlagen: durchscheinendes klares oder gefärbtes Kalk-Natron-Glas, das zunächst gegossen bzw. gewalzt und abschließend (mit oder ohne Drahteinlage) in U-Form gebogen wird

Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten

Die Einsatzmöglichkeiten von Glas haben sich mit voranschreitender Entwicklung der Herstellungstechnologien beträchtlich vergrößert und das Bauen mit Glas wird zunehmend anspruchsvoller. So haben beispielsweise Scheibenabmessungen an Wohn- und Geschäftsbauten inzwischen Dimensionen erreicht, die noch vor einigen Jahren, selbst bei Fachleuten undenkbar waren. Damit kann Glas heutzutage sogar statische Funktionen in früher gänzlich unbekannten Anwendungsbereichen, wie zum Beispiel den geklebten Verglasungen in Fensterrahmen, übernehmen.

© Tiberius Gracchus | Der moderne Baustoff Glas macht auch in Fragen der Statik andauernde Fortschritte. So gehören ausgreifende…

Zu den Einsatzmöglichkeiten von Glas, die besonders für private Bauherren im Innen- und Außenbereich interessant sind, zählen (neben den altbekannten Fenstern):

  • Trennwände in großer Auswahl an Dekorvarianten, Glasformaten und Farben, mit deren Hilfe sich Räume abtrennen und völlig neu strukturieren lassen
  • Terrassendächer und Wintergärten als besonders individuelle und stilvolle Lösungen, die über das ganze Jahr vor ungünstigen Witterungseinflüssen schützen
  • Schiebewand- und Schiebetürsysteme, die selbst im Freien für gemütliche Wohnzimmeratmosphäre sorgen
  • Einsatz von Isoliergläsern zur Beschattung, Schalldämmung sowie als Sonnenschutzglas und zur Wärmedämmung

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