Glasfaser: Die robuste Alternative
Glasfasertapeten klingen nach fragiler Technik, aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Das Glasfasermaterial ist äußerst widerstandsfähig und dennoch leicht zu verarbeiten. Vor allem in Räumen, deren Oberflächen bisweilen stark beansprucht werden, wie z.B. in Werkräumen, Vorzimmern oder Fluren kehren Glasfasertapeten schnell ihre starke Seite hervor. Da ist es eigentlich verwunderlich, dass sie sich noch längst nicht in jedem Haushalt finden.
Doch wie lässt sich eine Glasfasertapete tapezieren? Im Grunde nicht viel anders als eine Raufasertapete. Damit sich jeder ein gutes Bild davon machen kann, greifen wir zu Cutter und Kleister und tapezieren unsere Testwand mit Glasfaser!
Werkzeug und Material
Auch beim Tapezieren von Glasfasertapeten kommen die üblichen Tapezierhilfen zum Einsatz. So werden zum Einmessen natürlich Wasserwaage, Maßband und Bleistift gebraucht. Zum Ablängen und Zuschneiden sind Cutter, Tapezierschiene und Tapezierspachtel zu empfehlen. Für den Auftrag des Bindemittels werden diesmal Zahnspachtel und Maurerkelle benötigt. Daneben sind bei diesem Projekt Andrückwalze sowie Pinsel und Farbrolle erforderlich.
Neben der obligatorischen Glasfasertapete fällt die Wahl des Bindemittels dieses Mal auf einen Dispersionskleber. Das Glasfasermaterial ist wasserdampfundurchlässig. Damit es dennoch auch auf unserer Gipskarton-Testwand zu optimalem Halt reicht, wird dem wasserarmen Kleber der Vorzug gegeben. Je nach Eignung des Untergrunds kann aber schon ein Kleister mit verstärkter Haftung oder bei Vliesträgern auch ein Vliestapetenkleister Abhilfe schaffen. Entscheidend ist, dass eine zuverlässige und gleichmäßige Trocknung des Bindemittels ermöglicht wird. Schließlich muss die neue Tapete noch einen Farbanstrich unbeschadet übersteht. Letzterer erfolgt mit einem Acryllack, der sich durch eine hohe Nassabriebbeständigkeit auszeichnet.
Tapeten und Wand vorbereiten
Wie schon bei unseren anderen Tapezierprojekten werden zunächst die Wandflächen vermessen, woraus sich zugleich der Umfang des Materialbedarfs ergibt. Wie das im Einzelnen vonstatten geht, beschreibt unser Artikel Materialbedarf fürs Tapezieren ermitteln. Die Höhe der Wand wird anschließend auf die Tapeten übertragen. Da die Glasfastertapete eine einheitliche Oberfläche besitzt und somit keinen Versatz erfordert, reicht es, der Wandhöhe noch 10 cm für den erforderlichen Überstand an Ober- und Unterkante zuzurechnen, um die finale Bahnlänge zu erhalten. Die Tapete wird entsprechend abgelängt und mittels Tapezierschiene und Cutter sauber zugeschnitten.
Sobald die Tapetenbahnen bereit liegen, wandert die Aufmerksamkeit zur Wandfläche. Die Tapezierarbeiten sollen rechts einer vorspringenden Außenecke beginnen und den Eckbreich sogleich einbeziehen. Der Dispersionskleber wird dabei in drr Breite einer tapetenbahn direkt auf die Wand gespachtelt. Mit der Maurerkelle wird aufportioniert, der Aufstrich erfolgt mit dem Zahnspachtel. Deckend arbeiten, aber nicht zu viel Material verwenden! Auf der linken Seite der Ecke wird ein 3 cm breiter Streifen ebenfalls mit Kleber versehen. Dann geht es weiter mit der ersten Bahn.
Erste Bahn der Glasfasertapete tapezieren
Die erste Bahn wird mit der oberen Kante bündig am Deckenanschluss angesetzt Nach links hin schaut die Tapete ca. 3 cm über den Eckbereich hinaus. Hier wird die Tapete später umgeschlagen. Dann wird die Bahn mit der Hand bereits leicht verstrichen. Es folgt ein prüfender Blick mit der Wasserwaage: Passt die senkrechte Ausrichtung? Falls nein, dann schnell nachbessern! Denn viel Gelegenheit bleibt nicht, um die Tapete noch sauber auszurichten. Sobald alles richtig sitzt, wird die Tapete mit der Andrückwalze abgerollt, Lufteinschlüsse werden systematisch herausgestrichen, der Halt insgesamt verbessert.
Da die erste Bahn mit der Oberkante bündig angesetzt wurde, muss im Anschluss nur an der Bodenleiste der Überstand entfernt werden. In unserem Fall ist das mit einem schnellen Zug des Cutters erledigt. Wer hier weniger sicher ist, schafft sich mit dem Tapezierspachtel eine geeignete Schnittführung.
Jetzt fehlt noch der Eckbereich. Hier steht die Tapete weiterhin ein Stück über, wird nun jedoch sorgfältig Stück für Stück umgeschlagen und ins Kleberbett gedrückt. Auf der linken Wand ensteht so ein wenige Zentimeter breiter Streifen, der der nächsten Bahn als Stoß dient.
Weitere Bahnen verlegen
Um den Eckbereich abzuschließen wird gleich links neben der ersten Bahn weiterverlegt. Es kommen hier prinzipiell die gleichen Schritte zum Tragen. Zuerst wird die Wandfläche also wieder mit dem Dispersionskleber bestrichen. Beim Ansetzen der Tapetenbahn erfolgt die Orientierung diesmal am Stoß der ersten Bahn, dabei wird nun allerdings auch oben ein Überstand gelassen. Von oben nach unten wird die Bahn vorsichtig Stoß an Stoß gesetzt und hierbei bereits leicht verstrichen.
Konnten wir uns davon überzeugen, dass alles gerade sitzt, wird auch diese Bahn mit der Andrückwalze abgerollt. Damit sitzt die Tapete fest im Kleberbett. Anschließend werden die Überstände oben und unten entfernt. Links trifft die Bahn auf einen Türstock. Hier wird die Tapete mit dem Tapezierspachtel fest in die Ecke gedrückt und der Cutter am Spachtel entlang gezogen. Es besteht kein Bedarf, die Außenseiten des Türstocks mitzutapezieren.
Die übrigen Bahnen werden nun ganz nach diesem Muster verlegt. Da die Glasfasertapete keinen Rapport aufweist, dürften die Arbeiten nicht weiter schwer fallen. Sobald die letzte Bahn verlegt wurde, muss aber noch ein weiterer Schritt folgen, um das Tapezieren der Glasfasertapete abzuschließen.
Glasfasertapete streichen
Nachdem die letzte Bahn endlich verlegt wurde, macht die Wand schon einen stimmigen Eindruck. Es fehlt aber noch eine stimmige farbliche Note. Den Tapeten wird zuvor jedoch ein Tag Zeit gegeben ordentlich durchzutrocknen.
Um die Glasfasertapete zu streichen, wird in diesem Fall auf Acryllack zurückgegriffen, denn er passt gut zur Materialwahl. Acryllack ist wischfest und ebenso hart im Nehmen wie die Glasfaseroberfläche der Tapete , so dass die allgemeine Robustheit der Wandbekleidung auch nach dem Anstrich noch gegeben ist. Mit einem Malerpinsel wird die Farbe direkt aus der Dose aufgetragen. Dabei fällt den Tapetenstößen besondere Aufmerksamkeit zu. Insgesamt nimmte dieses Vorgehen etwas mehr Zeit ins Anspruch, dafür ist das Resultat ohne jeden Fehler. Von den Stößen ist jedenfalls nach dem Streichen der Glasfasertapete kaum noch etwas zu sehen.
Der Gesamteindruck
Schluss mit grau in grau: Der Anstrich hat der Glasfasertapete neues Leben eingehaucht. Das Ergebnis wirkt frisch und modern. Zudem sind die Oberflächen selbst mit Farbauftrag noch abwaschbar und damit gut zu reinigen. Im Rückblick war es nicht besonders mühsam, eine Glasfastertapete zu tapezieren. Und auch das Streichen lässt niemanden überfordert zurück. Wer eine Tapete für besonders intensiv genutzte Räume sucht, sollte über diese Alternative also unbedingt nachdenken.