Selbermacher gegen den Ernstfall: DIY-mäßige Vorbereitung auf Sturm, Hochwasser und Co.

So schön es wäre, aber leider ist die Welt nicht nur eitel Sonnenschein. Stürme, Starkregen, Stromausfälle und Konsorten werden nicht zuletzt als Folge des Klimawandels zunehmen. Immer wieder zeigt sich in solchen Situationen – auch wenn sie etwa im Fall einer Sturzflut regional scharf eingegrenzt sind – eines: Feuerwehr und THW haben oft über Stunden, manchmal Tage zunächst mehr als genug damit zu tun, Leben zu retten oder sich auch erst einmal einen Weg zum Einsatzort zu bahnen. Als Selbermacher hat man jedoch einen Vorteil gegenüber Normalverbrauchern: Man besitzt nicht nur meist schon einen Werkzeug-Grundstock, sondern auch das Wissen um seine Verwendung. Man kann so in Eigenregie Vorsorge betreiben, um im Fall der Fälle nicht so hilflos zu sein wie die weniger DIY-affinen Nachbarn. Wie man sich noch besser vorbereitet, haben wir in diesem How-To zusammengestellt und dabei darauf geachtet, dass alles im Alltag Nützlichkeit/ Komfort bringt, einem zumindest aber keine Unterhaltskosten beschert.

1. Gefährliche Bäume kürzen

  • Umgestürtzter Baum
    © fotolia.com | photogranz56: Es müssen keine dutzende Meter hohen Bäume sein. Auch haushohe Gewächse können bei Bruch oder Umkippen…
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Stürme werfen Bäume um. Natürlich zahlt die Wohngebäudeversicherung die Schäden. Doch schaut man sich mal an, wie schnell selbst kräftige Bäume kapitulieren und dort, wo sie hinfallen, alles begraben, sollte das selbermachenden Hausbesitzern zu denken geben. Diese Schäden will man schon im Vorfeld vermeiden. Die sinnvollste Vorbereitung beginnt deshalb damit, Bäume auf dem eigenen Grundstück in gefährlicher Nähe zum Haus, Stellplatz oder Gartenhäuschen zu kürzen oder ganz zu fällen.

Bei kleineren Bäumen kann man das unter Einhaltung gewisser Sicherheitsvorkehrungen selbst tun. Für größere Exemplare mit Stammdurchmesser >= 30 cm in einem Meter Höhe ist jedoch nicht nur eine Genehmigung des örtlichen Umweltamtes notwendig. Auch die Zuhilfenahme von Profis ist dringend angeraten – sonst wird das Sicherheitsmanöver mitunter zum Schadensfall.

Vor allem bei sehr hohen Bäumen hat das Fällen auch noch einen weiteren Vorteil: Bei Gewittern fallen sie als Blitzschlag-Zielscheibe mitsamt den damit oft einhergehenden, granatsplitterartig herumfliegenden Baumteilen weg.

Tipp: Das Holz nicht weggeben! Das kann man noch gut gebrauchen, z.B. als Brennmaterial im Ofen oder für die selbstgemachten Gartenmöbel.

2. Sich stromunabhängig machen

  • Stromaggregat
    © fotolia.com | ra3rn: PV-Systeme und Stromspeicher sind eine gute Basis. Vollständig wird die Absicherung jedoch erst, wenn eine…
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Längst nicht jedes Haus ist über eine windgefährdete Freileitung mit dem Stromnetz verbunden. Alle Häuser eint jedoch, dass ihre Versorgungssicherheit von Umspannwerken, Transformatorenstationen und dergleichen abhängt. Das kann einen, selbst wenn man weit entfernt lebt, nicht nur indirekt zum Unwetter-Opfer machen. Schlimmer ist, dass ein Stromausfall sich enorm nachteilig auf die Schutzbemühungen auswirkt – etwa weil der „Saft“ für eine Pumpe fehlt, die den Keller entleert.

Es müssen also Möglichkeiten für eine gewisse Netzunabhängigkeit geschaffen werden. Wer die Sache allumfassend angehen möchte, sollte dabei eine dreigliedrige Strategie verfolgen:

  1. Als Basis empfiehlt sich die Kombination einer hinreichend großen Photovoltaik-Anlage mit einem Stromspeichersystem. Dessen Kapazität muss man zuvor sauber durchrechnen. Denn obschon für den Notfall natürlich maximales Speichervolumen wünschenswert wäre, sind die XL-Akkus doch ein Kostenfaktor. Dieses Paket stellt jedenfalls nicht nur generell die Grundversorgung des Hauses sicher, sondern ist die komplett von (zu lagernden) Energieträgern unabhängige Versorgung.
  2. Nicht immer scheint ausreichend viel Sonne. Um den Stromspeicher-Inhalt zu schonen und eine leistungsstarke Mobil-Stromquelle zu haben, sollte ein ebenfalls ausreichend dimensioniertes Stromerzeugeraggregat angeschafft werden. Wer das Gerät nur für den Notfall kauft und es nicht regelmäßig nutzen wird, sollte dabei auf Benzin- oder Gasbetrieb setzen: Dieselkraftstoff lässt sich nur wenige Monate lagern, bevor er sich zersetzt.
  3. Als zusätzliche, hochflexible Stromerzeugung sollte man sich ein Mini-Photovoltaiksystem beschaffen. Das sind einzelne Solarplatten, die mobil genutzt werden können. Dazu ist es allerdings nötig, eine sogenannte Wieland- oder Einspeisesteckdose zu installieren.

Ergänzt man diesen Dreiklang noch um ein mindestens zehn Meter langes, IP68-wasserdichtes Kabel, ist man an der Stromvorsorgefront bestens gerüstet.

3. Ein geschütztes Lager einrichten

  • Baum fällen
    © fotolia.com | shocky: Die unwettergeschützt griffbereite Motorsäge ist auch gelebte Nachbarschaftshilfe: Nicht jeder wird zu hohe Bäume…
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Bei den meisten Selbermachern lagern sämtliche Werkzeuge in der Garage, dem Gartenhäuschen oder an ähnlich „abgelegenen“ Orten. Mit Hinblick auf Unwetter ist das jedoch nicht der ideale Ort – schon deshalb, weil solche Gebäude meist signifikant schwächer gebaut sind als ein Einfamilienhaus. Zudem muss man sich, um sie zu sichern, ins Freie begeben, wo der Sturm vielleicht gerade Dachziegel und dergleichen herabweht.

Solange man nicht in einem hochwasser- oder sturzflutgefährdeten Bereich lebt (Google-Suchtipp „Bundesland+Starkregen+Karte“), sollte man daher besser im Keller seines Hauses (ansonsten Parterre oder Obergeschoss/ Dachboden) ein Notlager einrichten. Das ist der ungleich sicherere Ort, um wichtige Hilfmittel zu verstauen und aufzubewahren. In ein solches Lager hinein gehören:

  • Stromerzeuger, Kraftstoff und Verlängerungskabel (Achtung: Zuhause dürfen nur 20 Liter Benzin gelagert werden!)
  • Schmutzwasserpumpe, Schlauch und Befestigungsmaterial
  • Schnittschutz-Gummistiefel und -Chaps/ -Latzhose, Handschuhe, Schnittschutz-Jacke, Regencape, Schutzhelm (= Motorsägen-PSA)
  • Motorsäge, Ersatz-Kette und -Zündkerze, Kombinationsschlüssel, lagerungsfähiges Kraftstoffgemisch und Kettenöl
  • mobiler Hochwasserschutz bzw. Sandsäcke
  • Holz (Balken, Schaltafeln und dergleichen) sowie ausreichend viele Nägel, Hammer, Säge
  • wasserfestes Klebeband, Silikon-Kartuschen und Spritzpistole

4. Das Dach schützen

  • Sturmschäden an einem Haus
    © fotolia.com | Murphy44: Wenn Stürme Dächer zerlegen, können deren Einzelteile zu tödlichen Geschossen werden. Mit ein Grund für eine…
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Es gibt genügend Dacheindeckungen, die genagelt oder geschraubt sind. Wer beispielsweise Besitzer eines Schieferdaches oder eines Daches mit angeschraubten Kunststoff-Dachziegeln ist, kann diesen Punkt überspringen. Doch wer über reguläre Dachziegel verfügt, egal ob aus Beton oder Ton, wird in aller Regel eine Dacheindeckung besitzen, die nur in die Konterlattung eingehängt wurde und deshalb von Sturm vergleichsweise leicht abgedeckt werden kann.  

Hier empfiehlt es sich, ein Detail nachzurüsten, das für Neubauten seit 2011 vorgeschrieben ist: eine sogenannte Windsogsicherung. Diese wird durch Sturmklammern sichergestellt, welche mit der Konterlattung verklemmt werden und so die Ziegel festhalten. Allerdings: Das ist Selbermacher-Profigebiet, weshalb man, sofern man keine Dach-Routine besitzt, dafür Fachleute engagieren sollte. Das ist bei einem Einfamilienhaus eine Sache von ungefähr einem Arbeitstag.

Tipp: Vorher mit der Gebäudeversicherung reden. Mitunter wird diese etwas bezuschussen oder den Tarif etwas absenken.

5. Heizungs-Autarkie herstellen

  • Briketts
    © fotolia.com | maho: Eine ganze Palette voll Briketts kostet keine 300 Euro und kann nahezu unbegrenzt im Keller für den Notfall vorrätig…
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Es braucht nur eine ungewöhnlich harte Winterfrostperiode oder überraschende Schneemassen, und unzählige Strommasten und Freileitungen brechen – wie etwa 2005 im Münsterland geschehen: „Bilanzierend heißt es am Montag nach dem Schneechaos-Wochenende: 250 000 Menschen müssen teilweise mehr als drei Tage ohne Strom auskommen […] Nach unterschiedlichen Angaben sind am Abend des 1. Advent, 27. November, immer noch 100.000 bis 120.000 Menschen im Münsterland ohne Strom.“

Und Stromausfall bedeutet für all jene, die zuhause Nachtspeicheröfen oder Wärmepumpen besitzen, einen direkten Ausfall der Heizungsanlage. Das, was ein PV-System bzw. ein Stromspeicher bringt, reicht mitunter nicht aus, um das Haus sonderlich lang zu beheizen. Ferner setzt Stromausfall auch die meisten Gasheizungen schachmatt: Selbst, wenn das Gas noch durch die Leitung strömt, fehlt der Umwälzpumpe sowie der Steuer- und Regelungselektronik der notwendige Saft.

An diesem Punkt kommt das Holz, das unter Punkt 1 gewonnen wurde, zu vollen Ehren. Denn hier braucht es einen Kaminofen. Den sollte man jedoch nicht nur nach gesetzlicher Konformität auswählen, sondern vor allem so, dass seine Leistung in kW ausreicht. Hier gibt es für normalhohe Räume zwei Berechnungsformeln:

  • Altbauten ohne Wärmedämmung:         1kW Heizleistung pro 5 bis 10m² Wohnfläche
  • neuere Gebäude:                                 1kW Heizleistung pro 10-15m² Wohnfläche

Wichtig: In Ofenkatalogen werden nicht selten Angaben wie „ausreichend bis maximal XY Meter“ gemacht. Damit ist das Raumvolumen gemeint, nicht nur die reine Wohnfläche.

Was die Holzmenge anbelangt, kann man sich grob an folgender Rechenformel orientieren – grob deshalb, weil jede Holzsorte unterschiedliche Heizwerte aufweist:

1kg Holz erzeugt pro Stunde etwa 4kW Heizleistung

Das bedeutet also, wenn man einen 8kW-Kaminofen besitzt, muss man pro Stunde mit zwei Kilogramm Holz rechnen, um ihn bei voller Leistung in Betrieb zu halten.

Tipp: Die allermeisten Kaminöfen sind auch für Brikettnutzung freigegeben. Davon einen großzügigen Vorrat im Keller anzulegen, ist nicht die schlechteste Idee, da Briketts Hitze länger halten können und somit, etwa über Nacht, die Glut im Ofen erhalten.

6. Feuerlöscher besorgen

  • Feuerlöscher überprüfen
    © fotolia.com | auremar: 6kg-Löscher sind deshalb die optimale Wahl, weil sie ein guter Kompromiss zwischen Inhalt bzw. Reichweite und…
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Der gesetzlichen Rauchmelderpflicht, die mittlerweile auch im letzten Bundesland für Bestandsbauten gilt, werden Selbermacher hoffentlich nachgekommen sein. Tatsache ist jedoch, dass eine Warnung allein, zumindest im Unwetterfall, herzlich wenig nützt. Wenn die Feuerwehr feststeckt, kann man dem Unheil nur noch zusehen. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es schon seit geraumer Zeit keine Pflicht mehr ist, Blitzableiter am Haus zu besitzen, sofern dieses nicht exponiert steht, besteht an diesem Punkt das reelle Risiko, dass durch Blitzschlag Brände entstehen.

Rechnet man noch hinzu, dass Feuer auch im Alltag durch technische Schäden auftreten kann, ist es definitiv keine schlechte Idee, in jedem Stockwerk in der Diele einen ABC-Löscher mit 6 Kilogramm Inhalt aufzustellen – Kostenpunkt: etwa 30 Euro pro Stück. Und natürlich ist es erlaubt, den nicht gerade dekorativen Löscher in einem schöner anzuschauenden DIY-Schränkchen zu verbergen. Nur schnell zugänglich muss es sein!

Wichtig: Wer Feuerlöscher besitzt, ist auch verpflichtet, deren Wartungsintervalle einzuhalten. Früher ging das über die örtliche Feuerwehr. Das ist mittlerweile leider verboten, sodass man sich kostenpflichtig an Fachbetriebe wenden muss.

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