Festplatte retten - Alles nur Mythos?

Bochum (pts) - Nach einem Defekt der Festplatte bemühen sich viele Anwender um Ursachenforschung in Internetforen. In vielen dieser Foren sind jedoch zahlreiche Tipps vorhanden, die auf Mythen basieren, sehr stark veraltet oder gar komplett falsch sind. Die Spezialisten der KUERT Datenrettung Deutschland GmbH haben sich einiger dieser Gerüchte angenommen und klären zu den Hintergründen dieser oft fragwürdigen Hilfestellungen auf.

1. Festplatte im Kühlschrank runterkühlen

Immer wieder weisen Nutzer in Foren darauf hin, dass defekte Festplatten sich durch Einfrieren reparieren lassen. Anwender, deren Festplatte defekt ist und die sich an diesen Tipps orientieren, sollten sich jedoch der Tatsache bewusst sein, dass sie durch diese Vorgehensweise bereits bestehende Beschädigungen noch stärker verschlimmern können.

Beim Einfrieren einer Festplatte bilden sich Kondensationsrückstände auf den Magnetscheiben und verhindern eine fehlerfreie ferromagnetische Funktionsweise. Um Daten aber lesen zu können, dürfen keinerlei Partikelrückstände vorhanden sein. Zudem bilden sich auch Rückstände auf den elektronischen Bauteilen und Leiterbahnen von Festplatten. Wer also Kondensation bei seinen Do-It-Yourself-Aktivitäten nicht einkalkuliert und solche Platten im Anschluss an die Behandlung zu früh einschaltet, läuft stark Gefahr, dass die Festplatte dies mit einem Kurzschluss auf der Platine quittiert.

2. Festplatte kräftig schlagen

Das Problem an diesem Tipp ist, dass die Art von Festplatten, die solch eine grobe Vorgehensweise verzeihen würden, schon seit 10-15 Jahren nicht mehr produziert wird. Kräftige Schläge oder starkes Schütteln defekter Festplatten verschlimmern existente Beschädigungen gravierend und sind in keinster Weise empfehlenswert. Der Ursprung des Gerüchts liegt irgendwo in den späten 90er Jahren, als es bei manchen Festplatten die Eigenheit gab, dass die Schreib-Leseköpfe der Geräte unter bestimmten Umständen am Lubrikant der Festplatte festklebten. Bereits damals jedoch bereitete diese Vorgehensweise den meisten Nutzern mehr Schaden als wirklichen Nutzen.

Jeder Schlag auf eine Festplatte, sei sie nun alt oder aktuell, führt in der Konsequenz zu einer direkten Beschädigung der Magnetoberflächen und entsprechenden Kratzern auf den Scheiben. Jedes Daten-Bit, was innerhalb und direkt außerhalb dieser Kratzer liegt, ist unwiederbringlich verloren. Bei aktuellen externen Festplatten, die zum Beispiel hochkant betrieben werden, reicht ein einfaches Umfallen im laufenden Betrieb, um schwerwiegende Oberflächenbeschädigungen hervorzurufen.

3. Festplatte mit Software "reparieren"

Wann immer die Ursache eines Festplatten-Defekts eine ausgefallene Mechanik ist, sollte man das Gerät unter keinen Umständen mehr anschalten oder den PC hochfahren. Sind die Schreib-/ Leseköpfe der Festplatte erst einmal beschädigt, so ist auch das Risiko von Folgeschäden durch erneute Inbetriebnahme der Festplatte besonders hoch. Schlimmstenfalls kann ein mehrmaliges Anschalten der Festplatte dazu führen, dass diese dann auch für ein professionelles Datenrettungslabor nicht mehr zu retten ist. Bei Festplatten, die schon im BIOS nicht angezeigt werden, sollten keine weiteren Versuche unternommen werden, um die Daten mittels eine Rettungssoftware wiederherzustellen.

Kann ein Anwender einen physikalischen Defekt der Festplatte ausschließen, z.B. weil Dateien, Ordner oder Partitionen versehentlich gelöscht wurden, so ist es durchaus sinnvoll, einen Versuch zur Rettung der verlorenen Daten mittels einer Wiederherstellungssoftware zu starten. Jedoch ist es empfehlenswert, diesen Versuch an einem zuvor erstellten Image des Originaldatenträgers durchzuführen. Selbst den meisten IT-Fachhändlern ist dieses Prozedere zu umständlich und zeitintensiv. Dabei stellt das Imaging jedoch die Basis-Grundlage für jede Art von Wiederherstellung, Rettung oder auch nur der Analyse von Speichermedien dar.

Und was ist mit den Herstellern?

Einige Anwender gehen wie selbstverständlich davon aus, dass die Kosten der Datenrettung einer ausgefallenen Festplatte durch die Herstellergarantie abgedeckt seien. Das ist falsch, denn aus den Garantiebedingungen der Hersteller lässt sich entnehmen, dass diese für entstehende Datenverluste oder Beschädigungen an den Speichermedien nicht verantwortlich gemacht werden können. Somit lassen sie sich auch nicht dazu verpflichten, beschädigte Festplatten zu reparieren, sondern tauschen diese lediglich aus, sofern der Garantieanspruch als berechtigt anerkannt wird. Folglich steht jeder Anwender in der Pflicht, seine Daten regelmäßig zu sichern, da ein plötzlicher Ausfall der Festplatte - sei es aus Materialverschleiß oder eigenem Verschulden - jederzeit auftreten kann.

 

Bildquelle: diybook

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