Kein Blendwerk: Dieses Gebäude kommt ohne Lichtverschmutzung aus

(bpr) Künstliches Licht ist allgegenwärtig und aus unseren urbanen Landschaften kaum noch wegzudenken. Dabei lässt sich ein unübersehbarer Trend erkennen: Es wird immer heller. Seit den 1960er Jahren hat sich die Helligkeit größerer Städte etwa alle zehn Jahre verdoppelt. Die Umstellung auf preisgünstige, leistungsstarke LED-Lampen sorgt dafür, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Doch muss es wirklich immer heller werden. Ein aktuelles Architektur-Projekt aus Heilbronn will mit klaren Formen und dezenter Ausleuchtung beweisen, dass es auch anders geht.

Weniger ist mehr

Bei der Gebäudeillumination geht es oft um Aufmerksamkeit: Häuserfassaden werden besonders hell und stark angestrahlt, damit sie auch in der Nacht so präsent wie möglich wirken und alles andere wortwörtlich in den Schatten stellen. Allerdings sind solche Rampenlicht-Ungeheuer in den seltensten Fällen wirklich angenehme Erscheinungen. Zur besseren Sichtbarkeit der näheren Umgebung oder dem Wohlbefinden von Mensch und Tier in ihrer Nähe tragen sie in der Regel nicht viel bei.

Mit durchdachten Lichtakzenten, die Ästhetik und Funktionalität verbinden, möchte das „Triple“-Gebäude in Heilbronn demgegenüber zeigen, wie auch eine dezente Illumination zur ansprechenden Gestaltung beitragen kann. Mattes Riglewski Architekten haben einen modernen Gebäudekomplex mit klaren Linien und Strukturen geschaffen, der durch die von Peter Andres Lichtplanung konzipierte Beleuchtung auch in den Abendstunden präsent ist, ohne aber zu blenden.

Leuchten, ohne zu blenden

Heller bedeutet eben nicht unbedingt besser. Das wissen Lichtplanungsingenieure wie Prof. Peter Andres und Katja Schiebler. Wenn es im Businesspark Schwabenhof in Heilbronn Abend wird und das Tageslicht langsam abnimmt, aktiviert sich die Außenbeleuchtung des „Triple“ und taucht das Gebäudetrio in eine warme Aura aus sanftem, zurückhaltendem Licht, die das architektonische Konzept aus geraden Linien und dezenten Formen in die Nacht überträgt.

Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die gezielte Vermeidung irritierender Licht- und Blendeffekte gelegt, sodass die Wahrnehmung des Betrachters nicht beeinträchtigt wird. Das Ergebnis ist ein Landschaftsausschnitt, der sich als harmonisches Ganzes aus der Umgebung hebt und dabei stets angenehm anzuschauen ist. „Statt auf viel Licht und Farbe, setzen wir auf Harmonie und Eleganz“, betont Katja Schiebler, die im Lichtplanungsbüro Peter Andres in Hamburg maßgeblich an der Entwicklung neuer Lichtsysteme für spezielle Herausforderungen mitwirkt. „Dadurch erzielen wir eine andere – und wie wir finden – angenehmere Art des ‚Wow-Effektes‘.“

Beleuchtung als Gesamtkonzept

Auf jeder Etage betonen leicht schräg nach oben ausgerichteten Leuchten die Außenkanten der Gebäude, während speziell entwickelte und angepasste Leuchten Nischen und Zwischenräume sanft erhellen, ohne selbst sichtbar zu sein. Dazu setzen die Mastleuchten, die den Vorplatz des „Triple“ illuminieren, einen wirkungsvollen Akzent, da die Lichtpunkthöhen trotz abfallendem Geländeverlaufs in gerader Linie parallel zur Decke des Erdgeschosses liegen.

Die mieterunabhängigen öffentlichen Bereiche wurden in der Form mitgeplant, daß lediglich die dezent ausgeleuchteten Raumvolumina nach außen wirken, ohne den Blick auf die einzelnen Lichtsysteme zu ermöglichen. Selbst die von außen durch die Fassade sichtbaren Lichtquellen der Büroräume wurden ins Konzept einbezogen und an die Komponenten der Außenbeleuchtung angepasst, sodass der Gesamteindruck nicht durch einzelne zu helle Lichtpunkte gestört wird. Dadurch hebt sich das ‚Triple‘ wohltuend von den umliegenden Gebäuden ab und bestätigt mit seinem Lichtkonzept die Faustregel, die Künstler, Designer und Architekten schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts kennen: Weniger ist oft mehr!

 

Bildquelle: Brigida Gonzalez/ bpr

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