Warum die Wand ausgleichen und nicht spachteln?
Steht der Heimwerker vor einer Wand und sieht vor sich eine Mondlandschaft, ist der erste Reflex klar: Spachtelmasse muss her! Denn kaum etwas pflegt der geneigte Heimwerker mehr als seine Spachtelkünste. Doch so traurig es ist, es gibt Fälle, in denen der Einsatz von Spachtelmasse nicht empfehlenswert ist. Werden in einem Raum Fliesen verlegt, ist ein solcher Fall meist gegeben.
Einfache Spachtelmasse beruht üblicherweise auf einer Gipsmischung. Das Problem dabei ist, dass Gips auch nach dem Trocknen wasserempfindlich bleibt. Für Nassräume ist das Material damit als Ausgleichsmasse ungeeignet. Fliesen werden jedoch vorrangig in solchen Räumen eingesetzt. Zwar kann auf das Spachteln auch gänzlich verzichtet werden, und die Unebenheiten werden beim Verfliesen mit dem Fliesenkleber ausgeglichen. Das Fliesen wird so aber bestenfalls zur Tortur.
Um eine Wand ausgleichen zu können, wird daher in der Regel auf Ausgleichsmörtel zurückgegriffen. Dieser basiert auf Zement, was ihn nach dem Aushärten unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit macht. Ausgleichsmörtel ist daneben gut geeignet für großflächige Aufträge, wie sie beim Ausgleichen der Wände im Normalfall notwendig sind. Ausgleichsmörtel ist als Wandausgleich vor dem Fliesen also definitiv die bessere Wahl.
Werkzeug und Material
Das benötigte Werkzeug ist ähnlich zusammengesetzt wie beim Ausgleichen des Bodens. Gebraucht werden Maurerkelle, Glättkelle, eine ausreichend lange Abziehlatte sowie ein Baukübel und ein Rührwerk zum Mischen des Mörtels. Daneben sind auch Pinsel und Farbrolle erforderlich.
Das Material umfasst natürlich den Ausgleichsmörtel, ausreichend Wasser zum Anmachen sowie einen Eimer Haftbrücke für die Vorbereitung.
Vorbereitungen - Die Haftbrücke und der Ausgleichsmörtel
Bevor der Ausgleichsmörtel zum Einsatz kommt, werden die betroffenen Stellen an der Wand flächendeckend mit einer Haftbrücke bestrichen. Dieser Vorgang ist bereits aus dem Projekt Estrich ausgleichen bekannt. Der Auftrag erfolgt je nach Beschaffenheit der Flächen mit einem Pinsel oder auch einer Malerrolle. Die Haftbrücke sorgt für einen besseren Halt zwischen Mörtel und Wandbestand. Dabei reguliert sie zudem das Saugverhalten der alten Oberfläche.
Sind alle betroffenen Wandflächen vorbereitet, wird der Ausgleichsmörtel angemischt. Ausreichend Wasser wird in einen Baukübel gegeben. Anschließend wird der Mörtel nach und nach eingestreut. Mit einem Rührwerk wird die Masse bei maximal 600 Umdrehungen gleichmäßig angemischt. Jetzt muss der Mörtel noch 2 Minuten rasten, dann kann es damit losgehen, die Wand auszugleichen.
Ausgleichsmörtel spachteln
Der Ausgleichsmörtel wird nun jeweils mit der Maurerkelle abgeschöpft und auf die Glättkelle gegeben. Mit dieser wird er dann fest auf die auszugleichenden Wandbereiche gespachtelt. Die kräftige Verspachtelung sorgt dafür, dass später aufgetragene und dickere Schichten gut anhaften. Beim Ausgleichen der Wand gilt wie schon beim Boden: Lieber zu viel Masse auftragen als zu wenig! Die Senken müssen ordentlich aufgefüllt werden und beim späteren Abstreichen dürfen nicht erneut Löcher in der Oberfläche entstehen.
Tipp: Um beim Wand-Ausgleichen das optimale Ergebnis zu sichern, sollten Fehlstellen an der Wand Stück für Stück vollständig abgearbeitet werden, bevor der nächste Abschnitt drankommt. In der Regel ist es hilfreich, nur solche Flächen am Stück abzuarbeiten, die sich mit einer Länge der Abziehlatte noch abstreichen lassen.
Wand ausgleichen
Ist der erste Auftrag fertig gespachtelt, wird der Abschnitt nun mit einer passend gelängten Abziehlatte bearbeitet. Die Latte wird eben über die Oberfläche des Auftrags gezogen, überflüssiger Ausgleichsmörtel dabei abgestreift. Der Überschuss kommt zurück in den Mischkübel. Sollten sich nach dem Abziehen neue Fehlstellen in dem Auftrag zeigen, wird auf diese noch einmal gezielt ausreichend Mörtel aufgetragen. Dann wird der Abschnitt erneut abgezogen. Nun sollte alles passen! Nach und nach lässt sich nun auf immer dieselbe Weise Abschnitt für Abschnitt die Wand ausgleichen.
Tipp: Nur in den Wellentälern Material auftragen - das spart beim Wand Ausgleichen Material und verhindert einen Volumenverlust des Raumes. Denn die Wand bereits einheitlich plan ausliegt, würde ein zusätzlicher Auftrag die Wanddicke vergrößern und die Oberfläche wäre erneut uneinheitlich.
Das Ergebnis
Ist der letzte Abschnitt plan abgezogen, geht die Arbeit bereits ihrem Ende entgegen. Alle Flächen werden jetzt noch einmal in Augenschein genommen, bei sorgfältigem Vorgehen sollte nun aber alles stimmen. Glückwunsch! Ohne große Schwierigkeiten ließ sich die Wand ausgleichen, und der fleißige Heimwerker steht einer einheitlichen Wandfläche ohne Berge und Täler gegenüber. Die Arbeit hat sich definitiv gelohnt! Wenn da jetzt nicht noch das Fliesen wäre...