Bauernregeln: Wenn Tiere plötzlich Wetter machen

In vielen Regionen des deutschsprachigen Raumes war man wieder besonders gespannt, was wohl am 27. Juni und den Tagen danach meteorologisch gesehen passieren wird. Denn der Siebenschläfer stand bevor! In einer berühmten Bauernregel, die wohl nicht nur jeder Kleingärtner kennt, heißt es nämlich: „Wie’s Wetter am Siebenschläfertag, so bleibt es sieben Wochen danach.“ Allerdings: Schon 14 Tage früher kommt eigentlich eine andere überlieferte Weisheit zum Zuge, die da lautet: „Regen an St. Barnabas, währet 40 Tage ohne Unterlass“. Was gilt nun wirklich? Und wie viele schlaue Bauernregeln gibt es wohl noch?

Altes Wissen kompakt verpackt

Bauernregeln haben meist einen Stichtag zum Inhalt. Tatsächlich gibt es 49 dieser alles entscheidenden Kalendertage über das Jahr verteilt. Für die einen sind die Lostage eine überlieferte Volksweisheit. Andere tun sie, müde lächelnd, als reinen Aberglauben ab. Aber was ist dran? Wie entstanden diese Bauernregeln? Und – da uns Menschen kaum ein anderes Thema mehr beschäftigt als das Wetter – ist auf die mittelalterlichen Schäfer- und Winzerregeln heute eigentlich noch Verlass?

Durch Beobachtungen über viele Jahrhunderte hat man ab dem Mittelalter herausgefunden, dass es über die Jahre wiederkehrende und beinahe identische Wetterlagen gibt, deren Auswirkungen selbst viele Monate danach ganz bestimmten Regeln unterworfen sind. So bedeutete ein trockener Frühlingsbeginn im März für die Bauern volle Scheunen im Herbst und Brot für jedermann. Waren diese Tage auffallend reich an Schlechtwetterkapriolen, schloss man damals bereits auf bevorstehende Hungersnöte für den Herbst, verbunden mit einer Nahrungsrationierung während der letzten Winterwochen.

Abweichungen inklusive

Die getätigten Wetterbeobachtungen zeichnete man für damalige Verhältnisse akribisch genau auf. So malten die naturverbundenen Schweizer beispielsweise mit einem Stück Kreide kleine Kreise an die Zimmerwand, die für symbolhafte Eintragungen zum Vor- und Nachmittagswetter in der Mitte einfach halbiert wurden.  Bei sonnigem Wetter blieben die Kreise einfach leer, bei Bewölkung wurden sie schattiert gezeichnet. Querstreifen stellten Regen dar und die kleinen Punkte in den Feldern bedeuteten, dass es mehr oder weniger heftig geschneit hatte.

Mit der Zusammenfassung dieser persönlichen Wetteraufzeichnungen über mehrere Jahre und dem Vergleich mit den aufgenommenen Daten anderer Personen ließen sich Rückschlüsse für das (vermutete) Klima ziehen, aus denen man schließlich die noch heute bekannten Lostage bestimmte. Da diese Bauernregeln jedoch meist vor der Gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582 entwickelt wurden und Papst Gregor XVIII. zu diesem Anlass für seine neue Zeitrechnung einfach zehn Tage des Julianischen Kalenders ausgelassen hatte, entstand plötzlich eine relativ große Ungenauigkeit. 

Die wichtigsten Bauernregeln

Bei den Eisheiligen, also am 15. Mai nach der „Kalten Sophie“, sollten wegen dieser kalendarischen Verwirrung enstprechend lieber noch zehn Tage dazugerechnet werden, ehe frostempfindlichen Pflanzen dann auch wirklich ins Freiland dürfen. Und wer jetzt erst richtig Lust auf weitere Bauernweisheiten zum Wetter bekommt, darf sich jetzt noch über einige besonders markante Lostage freuen:

  • 17. Januar: Wenn an Antonius die Luft ist klar, gibt’s bestimmt ein trockenes Jahr.
  • 2. Februar: Scheint zu Lichtmess die Sonne heiß, gibt’s noch sehr viel Schnee und Eis.
  • 25. März: Mariä Verkündung schön und rein, wird das ganze Jahr fruchtbar sein.
  • 24. April: Bauen um Markus schon die Schwalben, so gibt’s viel Futter und Kalben.
  • 3. Mai: Wenn es am Kreuztag heftig regnet, werden alle Nüsse leer und sind nicht gesegnet.
  • 29. Juni: St. Peter und Paul klar, bringt ein gutes Jahr.
  • 4. Juli : Regen am Sankt-Ulrich-Tag macht die Birnen stichig-mad.
  • 15. August: Wie das Wetter am Himmelfahrtstag, so der ganze Herbst sein mag.
  • 22. September: Zeigt sich klar Mauritius, viele Stürm’ er bringen muss.
  • 28. Oktober: Schneid das Kraut, bevor es Juda klaut.
  • 1. November: Allerheiligenreif macht zur Weihnacht alles steif.
  • 4. Dezember: Barbara im weißen Kleid verkündet gute Sommerzeit.

 

Bildquelle: © Hans und Christa Ede - Fotolia.com

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