Studie: Österreicher siedeln nur, wenn es unbedingt sein muss
Siedeln als Volkssport?
84 Prozent der Österreicher sind in ihrem Leben schon einmal umgezogen. Sie bleiben, scheint es, dabei gern im gewohnten Umfeld. Knapp 70 Prozent der Städter ziehen innerhalb der Stadt um, knapp 60 Prozent der Dorfbewohner bleiben im Dorf oder ländlichen Raum. Nur ein Viertel der Befragten ist beim letzten Umzug vom Land in eine Stadt gezogen. Ein anderes Bundesland hat beim Übersiedeln ebenfalls nur wenige gereizt (14 Prozent). Wirklich lustvoll und gern übersiedeln, das tun nur die wenigsten (4 Prozent), am ehesten noch das junge, moderne Milieu der „Digitalen Individualisten“. Ein Drittel der Befragten betrachtet Umzüge überhaupt als blanken Horror. Zwei Drittel sehen das Thema Übersiedlung eher pragmatisch – wenn notwendig, dann werden die Sachen gepackt.
Die Übersiedlung ist auch kein wirkliches Muss, denn die Österreicher sind mit ihrer derzeitigen Wohnsituation recht zufrieden, 41 Prozent zeigen sich sogar sehr zufrieden. Die Österreicher erteilen ihrer Wohnsituation (gleichbleibend wie 2012) die Schulnote 1,8. Eigenheimbesitzer sowie die gut situierten Milieus, Konservative und Etablierte, sind wenig überraschend zufriedener. Unterdurchschnittlich glücklich mit ihrer Wohnsituation zeigen sich vor allem die Milieus der Postmateriellen (kritisches gehobenes Milieu) und der Konsumorientierten Basis (moderne Unterschicht).
Finanzielle Gründe
So manche Immobilie wechselt per Mundpropanda den Bewohner. Zwei Drittel der Befragten aber haben in ihrem Leben schon einmal aktiv nach einer Immobilie gesucht. Jeweils etwas mehr als ein Zehntel sucht aktuell (12 Prozent) oder hat in den letzten beiden Jahren gesucht (11 Prozent). Vor allem das junge, moderne Milieu der Digitalen Individualisten ist aktuell auf der Suche. Idealerweise hat die neue Bleibe High-Speed Internet und Klimaanlage.
Die Motive für die Suche nach einer neuen Bleibe spiegeln vor allem gestiegene Ansprüche. Man zieht um, wenn sich die Vorstellungen bezüglich Komfort und Lebensqualität geändert haben (58 Prozent) oder weil man schlicht das Bedürfnis empfindet, woanders zu wohnen (50 Prozent). Für rund ein Drittel (36 Prozent) war die Immobilie davor ohnedies keine langfristige Lösung. Knapp ein Viertel wollte ein sich verschlechterndes Wohnumfeld verlassen. Für das Konservative Milieu stellen besonders Lebensaspekte wie veränderte Ansprüche der Kinder einen wichtigen Treiber für die Wohnungssuche dar. Auffällig: Jene, die aktuell eine neue Bleibe suchen, geben verstärkt finanzielle Gründe an. Jeder Vierte nennt den Anstieg der Wohnkosten als Umzugsgrund, 4 von 10 die veränderte finanzielle Lage.
Über die Studie
Integral Markt- und Meinungsforschung hat Ende 2017 in einer repräsentativen Umfrage 1.002 Österreicher/innen von 18 bis 69 Jahren online repräsentativ für diese Zielgruppe zum Thema Wohnen für die Lebenswelten Wohnstudie 2018 befragt. Die Daten wurden in Vergleich gesetzt zu einer Studie Wohntrends 2012 (1.000 Befragte).
Die Sinus Milieus® gruppieren Menschen nach ihren Werten, ihren Lebensweisen, ihrer Alltagswirklichkeit – weit über soziodemografische Merkmale hinaus und werden seit mehr als 40 Jahren beforscht.
Bildquelle Titel: © lordn - Fotolia.com