Aktiver Beton verspricht kühle Wohnung
Doch wie lassen sich Betondecken eigentlich "aktivieren"? DI Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie: "Fast jede Wohnung hat eine Decke aus Beton. Diese kann ganz simpel zur Kühlung der Räume verwendet werden. Denn Beton ist ein hervorragender Wärme- und Kältespeicher. Werden in die Bauteile Rohre verlegt und mit kalter oder warmer Flüssigkeit durchströmt, werden die Räume gekühlt oder gewärmt, völlig ohne unangenehme Zugerscheinungen." Aufgrund der hohen Wärme- und Kältespeicherfähigkeit des Betons sei die Bauteilaktivierung selbstregulierend und gleiche Temperaturschwankungen gut aus. Ist die Raumtemperatur höher als die Deckentemperatur, nimmt der Beton die Wärme auf. Ist diese niedriger, gibt der Beton Wärme ab.
"Man vergisst gerne, dass beispielsweise für die Kühlung eines modernen Bürogebäudes sehr oft schon mehr Energie benötigt wird wie für das Heizen", meint Spaun. Gerade für Projektentwickler seien Komfort sowie umweltrelevante und betriebswirtschaftliche Aspekte jedoch von hoher Bedeutung. Eine möglichst ausgeglichene Energiebilanz ist zudem ein entscheidendes Qualitätsmerkmal bei Neubauten. "Mit der Nutzung der aktivierten Speichermasse von Beton wird bei einem Minimum an Energieverbrauch ein Maximum an Wohnkomfort erreicht", so Spaun. In Kombination mit erneuerbaren Energien wie Solarenergie, Umgebungswärme oder Photovoltaik sollen die Gebäude zu Energie-Selbstversorgern werden.
Bauteilaktivierung in der Ökobilanz
Kühlung oder Beheizung mittels Bauteilaktivierung hat auch beim privaten Wohnen Einzug gehalten und wird zunehmend in Wohngebäuden "state of the art". Die Temperierung von Gebäuden mit dieser Technologie wird seit etwas über zehn Jahren konsequent weiter entwickelt und von Forschungsprojekten begleitet. "Die Nutzung des Energiespeichers Beton mittels Bauteilaktivierung ist am Punkt unserer Zeit. Die Temperatur im Raum reguliert sich praktisch von selbst. Sogar Fenster können geöffnet werden", freut sich Spaun über die bauphysikalischen Fakten.
Hohe Temperaturen, wenig Grünflächen und dichte Besiedlung führen zu städtischen Hitzeinseln, genannt "Urban Heat Island". Klimaanlagen geben Wärme an die Umgebungsluft ab und verstärken damit den Effekt, so das Ergebnis einer Studie der Arizona State University. Die Forscher errechneten am Beispiel der Metropole Phoenix, dass mit dem Einsatz von Klimageräten die durchschnittliche nächtliche Temperatur um einen Grad ansteigt. "Wenn wir die ohnehin im Haus vorhandenen Betonbauteile intelligent zur Kühlung nutzen, heben wir wieder ein erhebliches Potential zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden", merkt Spaun an.
Bildquelle: Z+B, Schwabl