Trend: Warum altes Gemüse so richtig fit macht

Es ist ein bekanntes Drama: Viele ältere Kulturpflanzen, die vor Jahrzehnten noch unsere mitteleuropäischen Äcker und Hausgärten wesentlich mitprägten, sind vom Aussterben bedroht. Manche Sorten gibt es in ihrer ursprünglichen Form schon nicht mehr. Doch andere – und das kommt unerwartet – feiern ihre Auferstehung, bei Gartenfreunden und sogar bekannten Spitzenköchen. Wer jetzt an Kohlrüben bzw. Wrucken denkt, assoziiert damit eventuell die finsteren Nachkriegszeiten, in denen große Teile der Bevölkerung recht wenig zu essen hatten. Nicht jedermanns Geschmack, aber die Steckrübe hat es im Ranking immerhin zur beliebtesten Gemüsesorte 2017/2018 geschafft, beim VEN, dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. Was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Revival alter Gemüsesorten?

Eigenanbau mit Qualität

Ältere Gemüsesorten sind auch in den Geschäften nur selten erhältlich; ein Grund, dass viele Gartenbesitzer Pastinaken, bunte Karotten, Mangold oder Erdbeerspinat nun wieder selbst anbauen. Im Hochbeet gedeihen die Sorten ausgezeichnet und für das benötigte Saatgut alter Kulturpflanzen gibt es im Internet eine ständig wachsende Fangemeinde zum Tauschen. Zudem schießen neue, traditionsbewusste Händler aus dem Boden, die selbst gezogene Samen verkaufen (diybook berichtete im März in diesem Artikel).

Der Lohn der Mühe: Neben einem völlig neuen Geschmackserlebnis enthalten die alten, daheim gezogenen Sorten viel mehr Nährstoffe als Industriegemüse, und ihnen werden eine Reihe gesundheitsfördernder Wirkungen zugeschrieben, die den menschlichen Stoffwechsel positiv beeinflussen können.

Alt und trotzdem frisch

Bei der Aufzucht im eigenen Garten wird schnell deutlich, dass gerade die alten Gemüsesorten hart im Nehmen sind. Sie haben sich den natürlichen Bedingungen in der Region über viele Jahrzehnte angepasst. Künstliche Düngungen sind überflüssig, Kälteperioden oder Trockenzeiten im Sommer werden besser verkraftet als bei aufgezogenen Hybriden üblich.

Außerdem sind die alten Gemüsesorten samenfest, d.h. sie lassen sich über eigene Samen problemlos vermehren. Das geht beim industriellen Saatgut (erkennbar an der Bezeichnung F1-Hybride) zwar ebenfalls, allerdings wächst hinterher in der Regel nicht das heran, was man eigentlich erwartet hat.

In der Natur ganz anders

Übrigens: Die heute im Handel erhältlichen orangefarbenen Möhren sind übrigens eine Züchtung, die uns die Holländer beschert haben. Die ursprünglichen und bis dahin üblichen Möhren waren farblich eher weiß, violett, gelb oder eben rot. Die alten Sorten wachsen langsamer heran, da sie nicht auf Ertrag gezüchtet sind, haben dadurch aber die Möglichkeit, mehr Nährstoffe in ihrem Inneren zu bilden, was sie für den menschlichen Verzehr gesünder macht.

Wer jetzt Lust bekommen hat auf ein Stück menschlicher Kulturgeschichte, dem fehlen eigentlich nur noch die Bezugsquellen für Sämereien und Pflanzen der alten Sorten, die wir auf dem Onlineportal des NABU übersichtlich geordnet, entdeckt haben.

 

Bildquelle: © luckybusiness

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