Augen auf beim Fensterkauf!

Beim Kauf eines Fensters sind viele verschiedene Parameter zu beachten – Energieeffizienz ist bei Weitem nicht das einzige Kriterium. Worauf es wirklich ankommt und wie Fenster vor Markteinführung überprüft werden, wissen Heinz Ferk, Leiter des Labors für Bauphysik an der TU Graz und Andreas Kohl, Geschäftsführer des Fensterherstellers Stabil.

„Rein rechtlich gesehen muss ein Fenster natürlich den baurechtlichen Anforderungen auf Basis der Produktnorm entsprechen“, weiß Heinz Ferk, Leiter des Labors für Bauphysik an der TU Graz, an der jährlich mehrere hundert Prüfungen an Fenstern durchgeführt werden. „Jedes Fenstersystem muss vor Markteinführung geprüft werden. Insbesondere die österreichischen Hersteller sind in der Regel bemüht, gute Qualität anzubieten und sind vielfach auch sehr exportorientiert, weshalb von unseren Kunden oft auch Zertifikate in anderen Sprachen nachgefragt werden.“

Relevant beim Fensterkauf sind laut Ferk neben der Energieeffizienz vor allem folgende Eigenschaften:

  • Gute und solide Konstruktion
  • Qualität und Wartungsmöglichkeit der Beschläge und Dichtungen
  • gute Qualität bei Oberflächen (vor allem wenn bei modernen Häusern große Fensterflächen an exponierten Stellen wie in einer flächenbündigen Fassade verwendet werden)
  • Einbruchsschutz (vor allem im Erdgeschoss)
  • Durchbruchsicherheit mit Verbundsicherheitsglas (als Kindersicherung oder wenn eine Absturzsicherung gegeben sein muss)
  • sowie ein wirksamer, einstellbarer Sonnenschutz und Blendschutz.

Wie erkenne ich das ideale Fenster?

„Der U-Wert alleine ist noch kein Garant für eine besonders hohe Energieeffizienz, relevant sind auch g-Wert und TL-Wert“, verrät Andreas Kohl, Geschäftsführer des Fensterherstellers Stabil. Im Idealfall dämmt ein Fenster optimal (U-Wert) und sorgt durch eine hohe Lichtdurchlässigkeit (TL) für einen zusätzlichen Energiegewinn (g-Wert). „Außerdem braucht es ein optimales Zusammenspiel von Verglasung, Dichtung und Profil.“ Kohl erläutert:

  • U-Wert: Der U-Wert gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter und Kelvin Temperaturdifferenz verloren geht, Einheit ist W/(m²K). Ein niedriger U-Wert kennzeichnet eine gute Dämmung. Beim Fenster StabilSolarWhite liegt der Ug-Wert bei 0,6, bei StabilSolarWhite Plus bei 0,5. Achtung: Der Ug-Wert bezieht sich auf das Glas, der Uf-Wert auf den Rahmen. Gemeinsam mit dem Psi-Wert ergibt sich daraus der Uw-Wert, der Wärmedurchgangskoeffizient für das gesamte Fenster.
  • g-Wert: der g-Wert gibt an, wie viel Sonnenenergie durch das Fenster dringt und als zusätzliche Wärmequelle nutzbar gemacht werden kann. Ein hoher g-Wert steht daher für ein Mehr an Energiegewinn. Bei StabilSolarWthite liegt der g-Wert bei 60 Prozent.
  • TL ist der Lichttransmissionsgrad. Er gibt an, welcher Anteil des sichtbaren Lichts durch Fenster dringt. Bei StabilSolarWhite liegt der TL-Wert bei 75 Prozent.

Je mehr Scheiben eine Fensterkonstruktion enthält, desto höher ist die Wärmedämmung (U-Wert). Damit sinkt aber auch die Menge der Sonnenenergie, die durch das Fenster nach innen kommt (g-Wert). „Man kann daher nicht einfach sagen, dass eine 4-fach oder 3-fach-Verglasung besser ist als eine 2-fach-Verglasung, das hängt von sehr vielen Kriterien ab“, weiß Kohl. Dies bestätigt auch TU-Experte Ferk. „Wenn mehr Luftkammern vorhanden sind, ist die Dämmung zwar besser, die Konstruktion wird aber auch deutlich schwerer.“ Dies mache einen späteren Tausch besonders bei größeren Verglasungen aufwändiger und belaste die Beschläge. Bei mehr als 3 Scheiben sollte man dann auch an Weißglas denken, da normales Floatglas bei größerer Gesamtdicke zunehmend grün erscheint.

Genormte Qualität

Für Fenster gibt es eine europäische Produktnorm, die EN 14351-1, auf deren Basis Fensterhersteller die Leistungen ihrer Fenster gemäß dem Baugesetz angeben müssen. Für Österreich gibt das Österreichische Institut für Bautechnik in der so genannten Baustoffliste ÖE vor, was die Hersteller mindestens deklarieren müssen. In der Regel sind das im Rahmen der so genannten „Systemprüfung“ mindestens:

  • Verhalten unter Windlast
  • Luftdurchlässigkeit
  • Schlagregendichtheit
  • Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert)
  • Schalldämm-Maß.

Die Hersteller müssen zumindest diese Leistungen im Rahmen der CE Kennzeichnung deklarieren. Dies wird auch von der Marktüberwachung des OIB verlangt. Da die Eigenschaften größenabhängig und von den möglichen Varianten (Einfachfenster, zweiflügelig mit Stulp oder Pfosten, mit Kämpfer oder auch mehrteilig, Drehkipp etc.) abhängig sind, werden häufig ein Standardfenster (123 x 148 cm) sowie die maximale Größe einer Fenstertür in verschiedenen Fertigungsarten geprüft. Darüber hinaus gibt es auch noch andere Prüfungen wie Einbruchsschutz, Durchsturzsicherheit, Dauerhaftigkeit, Verwindung und vieles mehr. Im Rahmen der Entwicklung kann auch z.B. das Verhalten in Bezug auf Kondensat, Eisbildung, Wärmedehnung, der Einfluss von Rollladen und Jalousien auf den Wärmeschutz, spezielle Schallschutzthemen usw. untersucht werden.

 

Bildquelle: diybook

Erzähl auch anderen davon