Fliesenlegen will gelernt sein - das ist sicher nicht ganz falsch. Trotzdem können hier auch Heimwerker in Eigenregie schon eine Menge bewerkstelligen. Vorausgesetzt, die Aufgabe ist klar und die Vorbereitungen stimmen. Denn Fliesenlegen ist nicht nebenbei gemacht! Wir zeigen, worauf es ankommt und was Heimwerker schon vor Beginn der Arbeiten im Auge behalten müssen, damit am Ende das Ergebnis beim Fliesenlegen stimmt.

Schon vor dem Fliesenlegen Gedanken machen

Um sicherzustellen, dass das Fliesenlegen in Eigenregie ein Erfolg wird, müssen sich Heimwerker schon vor dem eigentlichen Verlegen Gedanken machen. Das ist besonders wichtig! Es reicht nicht aus, die nächstbesten Fliesen zu kaufen und einfach loszulegen. Womit auch? Zum Fliesenlegen wird das richtige Werkzeug und das zur jeweiligen Ausgangslage passende Material benötigt.

Aber fast noch wichtiger ist, dass die Arbeitsschritte vor dem Start klar sein sollten. Jeder Raum stellt unterschiedliche Anforderungen an Art und Form der Verlegung. Und nicht zuletzt muss der Heimwerker ja auch Geschmacksfragen klären. Wie soll die neue Fliesung am Schluss eigentlich aussehen? Fliesen sind ja nicht nur funktional, sondern wollen auch gefallen.

Eines kann sich jeder Heimwerker, der zum Fliesenleger werden möchte, gleich auf die Fahnen schreiben: Fliesenlegen braucht Zeit! Die zeitliche Einteilung des Projektes ist deshalb besonders wichtig. Die Arbeiten müssen nicht nur sorgfältig und sauber durchgeführt werden, es fallen beim Material auch viele Ruhephasen an. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und ein Raum ist nicht in einer Nacht gefliest. Zumindest nicht, wenn alles halten soll!

© diybook | So nicht! Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich seine Gedanken VOR dem Verfliesen zu machen. Die Armaturen dürfen…

Flächenbedarf ermitteln

Der erste Blick angehender Fliesenleger gilt dem Raum, in dem die Fliesen verlegt werden sollen. Da wäre natürlich zunächst der Flächenbedarf zu ermitteln. Welche Flächen sollen mit Fliesen verkleidet werden? In einem Badezimmer sind das für gewöhnlich Wände und Boden, in der Küche vielleicht der Boden, sicher aber die Wand über Herd und Anrichte. Auf Terrasse und Balkon kommen ebenfalls Bodenfliesen zum Einsatz. Doch auch andere Bereiche wie Wohnzimmer mit Fußbodenheizung, Keller oder WC bieten sich zum Fliesenlegen an.

Die Bodenfläche wird jeweils vollständig ausgemessen, bei den Wänden werden Aussparungen für Türen und Fenster von der Gesamtfläche abgezogen. Steht der Flächenbedarf fest, werden diesem noch weitere 10-15% aufgeschlagen, um Verlust durch Bruch und Verschnitt vorzubeugen. Außerdem ist es nicht falsch, einen kleinen Teil der Fliesen auf Vorrat zu halten. Denn müssen nach Jahren einige Fliesen ausgewechselt werden, dürfte es schwer fallen, die gleichen Fliesen in derselben Farbe noch einmal aufzutreiben.

Der Raum und seine Anforderungen

Wichtig bei der Begutachtung des Raumes ist auch seine Funktion.

Handelt es sich um einen Nassraum wie dem Bad, muss der Untergrund vor dem Verfliesen gründlich abgedichtet werden. Zudem sollten die Fliesen rutschhemmend sein. Alternativ werden hier Kleinformate mit vielen Fugen verlegt. Ebenso erforderlich ist in Duschkabinen, der Terrasse und auf dem Balkon die Herstellung eines Gefälles. 

Sollen die Fliesen im Innenbereich als Wandbelag verlegt werden, ist die Steingut-Fliese eine solide Wahl. Sie ist leicht im Gewicht und schnell zu verarbeiten. Wegen ihrer porösen Struktur hat sie aber im Außenbereich nichts zu suchen. Hier bietet sich eher Feinsteinzeug an. Zudem müssen Fliesen im Außenbereich frostsicher sein. 

Ist eine starke Beanspruchung der Oberflächen zu erwarten, sollte in jedem Fall zu Fliesen der Abriebklasse 3 oder 4 gegriffen werden. Fliesen niedrigerer Klasse halten den erhöhten Anforderungen nicht stand.

Tipp: Seit 1. Juli 2014 sind die Hersteller von Bauprodukten durch die BauPVO europaweit verpflichtet, eine Leistungserklärung zu ihren Materialien abzugeben. In dieser finden sich auch Angaben zum vorgesehenen Verwendungszweck. Ob sich eine bestimmte Fliese für die geplante Verlegung eignet, kann also direkt nachgelesen werden.

© diybook | Jeder Raum stellt seine eigenen Anforderungen beim Fliesenlegen. Im Bad ist an eine ausreichende Abdichtung zu denken. Wände…
© diybook | Auch in der Garage lassen sich Fliesen verlegen. Aufgrund der hohen Feuchtigkeitsbelastung ist hier eine Verbund-Abdichtung…
© diybook | Das WC wird ebenfalls gern gefliest. Schon aus hygienischen Gründen sollte das nicht nur den Boden betreffen. An der Wand wird…

Die Raumaufteilung

Kommt die Frage, wie die Fliesen eigentlich liegen sollen, erst beim Anmachen des Klebers auf, ist es schon zu spät. Denn hier gibt es einige Grundregeln zu beachten.

Hoch- oder doch lieber Querformat?

Fliesen helfen dabei, den Raumeindruck zu gestalten. Enge Räume werden optisch vergrößert, wenn rechteckige Fliesen senkrecht zur Längsachse des Raumes verlegt werden. Anders herum können große Räume aber auch optisch verkleinert werden. 

Muss die Verlegung symmetrisch erfolgen?

Das Wichtigste beim Fliesenlegen aber ist Symmetrie. An Wänden gelten daher folgende Regeln: Vor dem Fliesen wird immer erst ein Lot gefällt und die Vertikale eingezeichnet. Schließlich sollen die Fliesen ja gerade sitzen. Dabei wird das Lot in der Wandmitte angesetzt, und hier beginnen auch die Fliesenlegearbeiten, entweder mit einer zentralen Fuge oder einer mittig platzierten Fliese. Ziel ist, dass die Anschnitte in den Eckbereichen der Wand zumindest eine halbe Fliese aufweisen. 

Von unten nach oben oder von oben nach unten?

Ist die Höhe der Fliesung zu Beginn bekannt, werden die Fliesenreihen von oben nach unten gefliest. Anschnitte werden in die letzte Reihe über dem Boden gesetzt. Denn hier fallen sie nicht so auf. Wird die ganze Wand verfliest, kann von unten nach oben gefliest werden. Die Anschnitte landen dann ganz automatisch an der Decke. Aber Vorsicht: Allzu schmale Streifen machen sich auch dort nicht gut. Wäre das der Fall, dann bleibt nichts anderes übrig, als auch hier die Anschnitte auf oben und unten gleichmäßig aufzuteilen.

© diybook | Bei der Auslegung der Fliesen ist auf Stimmigkeit zu achten. Wird in der Wandmitte das Lot gefällt, kann hier mit einer zentral…
© diybook | Die Raumaufteilung für die Fliesen sollte zu Beginn gut ausgemessen werden. In diesem Beispiel sind die Anschnitte sehr schmal…

Was tun bei Ecken, Kanten und Streben?

Haben die Wände in den Raum ragende Mauerkanten oder Streben, wird hier jeweils an der Außenkante mit ganzen Fliesen begonnen, so dass Anschnitte in den Ecken landen. An den Frontseiten solcher Streben, von Nischen oder Vorsprüngen gelten dieselben Regeln wir zuvor. Entweder wird die Fuge oder eine Fliese mittig platziert, so dass die Anschnitte an den Seiten zumindest eine halbe Fliese breit sind. 

Welche Aufteilung bei Bodenfliesen?

Für Bodenfliesen gelten grundsätzlich dieselben Regeln wie für Wandfliesen. Zudem orientieren sich die Bodenfliesen am Verlauf der Wandfugen, sofern gleich große Fliesenformate verwendet werden. Alles andere würde optische Täuschungen verursachen. Keinesfalls aber werden die Fliesen zwischen Wand und Boden auf "knirsch" gesetzt! Hier muss immer Platz für Dehnungsfugen bleiben. Wird fortlaufend durch mehrere anschließende Räume gefliest, kommen Dehnungsfugen jeweils unter das Türblatt.

Tipp: Vor dem eigentlichen Verfliesen sollten die ersten Reihen zumindest am Boden immer erst probehalber trocken ausgelegt werden. So lassen sich Problemstellen erkennen, bevor es zu spät ist. Außerdem fällt es so leichter zu entscheiden, ob und ggf. wo geschnittene Fliesen zu verlegen sind. Warum z.B. nicht einmal versuchen, die Bodenfliesen diagonal zu verlegen?

© diybook | Bei Vorsprüngen, Nischen oder Streben wird immer von den Außenkanten in Richtung der Zimmerecken gearbeitet. So landen die…
© diybook | Bei gegebener Höhe wird an der Wand mit der oberen Fliesenreihe begonnen. Anschnitte werden in der untersten Reihe verlegt.…
© diybook | Wird die ganze Wand verfliest, kann das Fliesenlegen auch von unten nach oben erfolgen. Anschnitte werden dann oberhalb des…

Das passende Werkzeug

Auch wenn ein Heimwerker selten so gut ausgerüstet ist wie ein Profi, kann die Wahl des passenden Werkzeugs die Arbeiten beim Fliesenlegen dennoch erheblich erleichtern.

Damit der Heimwerker überhaupt weiß, was er an Gerät benötigt, sollte er an die geplanten Tätigkeiten denken: Fliesen müssen geschnitten und gebrochen werden. Sie müssen evtl. mit Löchern versehen werden und Schnittkanten müssen geschliffen werden. Zuletzt müssen Fliesen verlegt, verfugt und gereinigt werden. Alle diese Arbeitschritte geben die Palette an notwendigen Werkzeugen bereits vor. 

So liegt es auf der Hand, dass ein Fliesenschneidegerät vorhanden sein muss. Neben einer Wasserwaage sollten aber auch noch Fliesenhammer, Fliesenzange, Rührstab und eine Zahnkelle bereit liegen. Je nachdem, ob der Untergrund abgedichtet oder nivelliert werden muss, fällt weitere Ausrüstung, wie z.B. Maler-Equipment an.

© diybook | Der Fliesenschneider ist ein praktischer Freund auf der Baustelle. Mit seiner Hilfe werden Fliesen sauber auf Maß gebracht und…
© diybook | Altgedient, aber immer noch nützlich: Mit dem Fliesenhammer können Aussparungen für Durchlässe ins Material geschlagen werden.…
© diybook | Die Fliesenlochzange hat ihren großen Auftritt, wenn Löcher und Aussparungen in den Fliesen noch vergrößert werden müssen. Mit…
© diybook | Die Zahnkelle ist ein Muss für jeden Fliesenleger. Hier gilt bei der Anschaffung, die Tiefe und Formung der Zähne auf die…
© diybook | Immer wieder wichtig, und doch so unscheinbar: Mit der Wasserwaage werden Unebenheiten bereinigt, Linien gerade eingemessen und…

Tipps und Tricks für erfolgreiches Fliesenlegen

Wer von Anfang an genau arbeitet, muss sich später weniger Sorgen machen. Selten trifft das so zu wie beim Fliesenlegen. Folgendes sollte daher im Auge behalten werden:

  • Was ist vor dem Fliesenlegen zu tun? Müssen z.B. im Bad die Wände abgedichtet werden? Sind die Oberflächen eben? Oder müssen Boden oder Wände noch ausgeglichen werden, damit die Fliesen gerade liegen? Es empfiehlt sich immer, saugende Untergründe vorab zu grundieren. Nicht saugende Untergründe sollten mit einer Haftbrücke versehen werden. So laufen die Fliesen nicht Gefahr, wieder herabzufallen.
  • Böden in Feuchträumen oder im Außenbereich müssen eine leichte Neigung aufweisen, damit Wasser zuverlässig in Richtung Abfluss fließen kann. Als Faustregel kann hier ein Wert von 2% Neigung angesetzt werden.
  • Immer erst die Wände verfliesen! Frisch verlegte Fliesen dürfen nicht gleich belastet werden. Wer mit dem Boden beginnt, muss vor dem Verfliesen der Wände notgedrungen eine längere Ruhepause einlegen.
  • Bei Bodenarbeiten stets von den Wänden in Richtung Ausgang arbeiten! Das gilt für das Grundieren genauso wie für das Nivellieren oder Fliesenlegen. Über frisch verlegte Oberflächen zu wandern, macht das Ergebnis nicht besser.
© diybook | Auch nichtsaugende Untergründe müssen vorbehandelt werden. Um die Haftung des Bodenbelags zu gewährleisten, wird ein Haftgrund…
© diybook | Ist der Untergrund uneben oder zu tief, kann mit Nivelliermasse ein deckender Ausgleich vorgenommen werden. Die stark flüssige…
© diybook | Mit Wasserwaage und Zollstock wird die Bodenneigung in der zu fliesenden Dusche bestimmt. Die Neigung beträgt in der Regel zum…
© diybook | Speziell im Badezimmer müssen alle Feuchtbereiche in der Spritzwasserzone zuverlässig abgedichtet werden. Realisieren lässt…

Fazit

Heimwerker, die alle hier genannten Tipps und Hinweise beherzigen, sollten keine Schwierigkeiten haben, sich auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Unsere weiterführenden Anleitungen und Wissensartikel begleiten zudem noch einmal im Detail jeden Schritt, den ein erfolgreiches Fliesenlegen erfordert.

Wichtig ist, dass der Heimwerker weiß, was auf ihn zukommt. Nicht so sehr deshalb, weil das Fliesenlegen schwierig wäre, sondern weil es dabei auf Sorgfalt und Geduld ankommt. Wer sich jedoch auf diese Voraussetzungen einlässt, wird sicherlich schon bald seine ersten Erfolge im Fliesenlegen feiern. Wir wünschen dazu alles Gute!

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