Neuer Anstrich für das Eigenheim: Vom ersten Pinselstrich bis zur fertigen Hausfassade
Selbermachen und sparen
Im Branchenbuch oder im Internet gibt es zahlreiche Fachfirmen, die der Außenfassade schnell und kompetent eine neue Schicht Farbe verpassen. Das kann allerdings ganz schön ins Geld gehen, denn der Komplettanstrich eines Hauses ist nicht über Nacht erledigt. Viel günstiger lässt sich die Schönheitskur für die eigenen vier Wände in Eigenleistung durchführen. Mit etwas Geschick und dem richtigen Hintergrundwissen ist ein neuer Anstrich für die Außenfassade keine Hexerei und kann sehr kostengünstig und überzeugend selbst erledigt werden. Wir haben für Dich Tipps zu Vorbereitungen und Materialauswahl zusammengestellt und führen Schritt für Schritt zum neuen Anstrich für das Eigenheim.
Das richtige Material auswählen
Vor dem Anstrich steht wie bei fast jedem Heimwerkerprojekt der Besuch im Baumarkt an. Die richtigen Materialien sollten bereits für die Vorarbeiten bereitstehen, damit der neue Anstrich der Außenfassade sich nicht unnötig in die Länge zieht. Das hier sollte dabei auf der Einkaufsliste stehen:
1. Für die Vorarbeiten
- Hochdruckreiniger (kann gegebenenfalls im Baumarkt geliehen werden)
- Reinigungsbürste
- Reparaturmörtel oder Acryl
- Bei größeren Schäden im Putz etwas von dem ursprünglich verwendeten Putz. Falls keine Restmenge mehr vorhanden ist, sollten die Material-Details recherchiert werden, damit im Baumarkt der gleiche Putz oder ein sehr ähnliches Produkt ausgewählt werden kann. Mineralischer Putz hat eine deutlich längere Trocknungszeit als Dispersionsputz oder Kunstharzputz. Dies sollte bei der Materialwahl berücksichtigt werden.
- Grundierung
2. Für den Anstrich
- Fassadenfarbe
Hier sollte ein hochwertiges Produkt gewählt werden, das besonders witterungsbeständig und langlebig ist. Ein detaillierter Test vieler im Handel erhältlicher Fassadenfarben im Hinblick auf Deckkraft, Ergiebigkeit, Langlebigkeit, Preis-/Leistungs-Verhältnis, Verarbeitung und vieles mehr findet sich z.B. unter: https://www.oe24.at/vergleich/fassadenfarbe-test/
Farbe mit einem hohen Anteil an Silikonharz ist besonders feuchtigkeitsabweisend und schützt die Außenfassade und auch die Innenräume so vor Schimmelbefall. Um das Budget zu schonen, sollte die Wahl außerdem auf eine Farbe fallen, die möglichst ergiebig ist.
Faustregel: Mindestens 4 Quadratmeter Wandfläche pro Liter Farbe. Beim Kauf sollte genug Farbe für zwei komplette Anstriche eingeplant werden.
Kalkfarben sorgen für einen hervorragenden Wärme- und Feuchtigkeitsaustausch. Häufiger verwendet sind heute allerdings Silikatfarben, da sie äußerst witterungsbeständig sind und vor allem gut vor Feuchtigkeit schützen. Den besten Feuchtigkeitsschutz bieten Silikonharzfarben. Sie werden deshalb für Außenanstriche besonders gerne verwendet. Neben der Beschaffenheit und Zusammensetzung der Farbe selbst sollte auch berücksichtigt werden, auf welchen Untergrund die Farbe aufgetragen wird. Nicht jede Fassadenfarbe ist für jeden Untergrundputz geeignet.
Verlässliche Hilfe bietet hier ein guter Ratgeber zum Thema Fassadenfarben, ihren inhärenten Eigenschaften, der optimalen Verarbeitung und den Anforderungen, die sie an die Bausubstanz und die Grundierung stellen. Dabei nicht fehlen dürfen Hinweise zur Kalkulation der potentiell anfallenden Kosten für den Anstrich.
Außerdem werden benötigt:
- Farbrollen und passende Teleskopstangen
- Pinsel
- Quirl oder Rührstab
- Abtropfgitter
Gut vorbereitet ans Werk gehen
Vor einem Innenanstrich schreckt wohl kaum ein Handwerker zurück. Einzelnen Wänden oder ganzen Räumen im Haus neue Farbe zu geben, ist wirklich keine große Sache und gelingt meist auch ohne große Vorkenntnisse. Ein Außenanstrich ist da schon ein größeres Projekt. Geübte Handwerker können aber auch hier getrost selbst ans Werk gehen und sich an die Erneuerung der Außenfassade heranwagen. Mit einer guten Vorbereitung ist dabei schon mehr als der halbe Weg zum perfekten Endergebnis geschafft. Diese Vorarbeiten sollten unbedingt erfolgt sein, bevor der erste Pinselstrich erfolgt.
1. Gerüst bestellen
Die meisten Wohnhäuser sind mindestens zweistöckig. Wer also nicht in einem Bungalow wohnt, wird allein mit einer Leiter nicht auskommen, wenn die gesamte Außenfassade gestrichen werden soll. Ein Gerüst kann meist kurzfristig und kostengünstig ausgeliehen werden. Im Branchenbuch oder im Internet gibt es zahlreiche Anbieter, die verschiedenen Gerüstmodelle auch tageweise verleihen.
Die Kosten können stark variieren, je nach Größe und Art des Gerüstes und der Verleihdauer. Meist werden Gerüste nach der Fläche der Hausfassade berechnet. Für den Anstrich eines durchschnittlichen Einfamilienhauses sollte ein Gerüstpreis von ungefähr 5 Euro pro Quadratmeter einkalkuliert werden. Besonders zu achten ist auf Angebote, bei denen Lieferung und Aufbau inklusive sind und eine eventuelle Verlängerung der Leihfrist nicht mit enormen Zusatzkosten verbunden ist.
Besonders praktisch und leicht zu bedienen sind kleinere Gerüstmodelle, die sich auf Rollen bequem zu jedem Arbeitsplatz transportieren lassen.
2. Den Anstrich von grobem Schmutz befreien
Bevor die frische Farbe aufgetragen werden kann, sollten grobe Verschmutzungen, Pflanzenreste wie zum Beispiel Moosablagerungen oder ähnliches gründlich entfernt werden. Am besten funktioniert dies mit einem Hochdruckreiniger. Wer ein solches Gerät nicht selbst im Repertoire hat, kann es sich meist kostengünstig für ein oder zwei Tage im nächsten Baumarkt leihen. Feinere Reinigungsarbeiten, insbesondere bei oberflächlichem Moosbefall, können auch mit einer Reinigungsbürste sehr gut durchgeführt werden.
Nach dem Säubern ist es wichtig, die gesamte Außenfassade gut durchtrocknen zu lassen, damit eventuell auftretende Schadstellen besser zutage treten.
3. Den Putz in Augenschein nehmen
Ist die Außenfassade gründlich gereinigt, kann als nächstes der Putz genauer in Augenschein genommen werden. Hierbei ist wichtig, durch Darüberstreichen und Abklopfen festzustellen, ob der Putz noch stabil und bereit ist, eine neue Farbschicht zuverlässig zu tragen.
Ist der vorhandene Putz nicht mehr tragfähig, platzt er meist auch bereits bei einer gründlichen Behandlung mit dem Hochdruckreiniger oder der Bürste beim Entfernen von Schmutzablagerungen ab. Ist dies der Fall, muss der Untergrund vollständig abgetragen und frisch aufgeputzt werden, bevor ein neuer Anstrich erfolgen kann.
4. Schadhafte Stellen ausbessern
Ist an einigen Stellen der Putz brüchig oder bereits abgebröckelt, sollten die Schäden sorgfältig beseitigt werden, bevor ein neuer Anstrich aufgetragen wird. Das gilt besonders, wenn der Putz durch Kratzen oder Klopfen abbröckelt. Ist dies der Fall, muss der Putz an der entsprechenden Stelle großzügig um ein paar Millimeter abgetragen und anschließend frisch beigeputzt werden. Dabei empfiehlt es sich, nicht nur die unmittelbar betroffene Stelle, sondern auch ein paar Millimeter um sie herum frischen Putz aufzutragen, um einen sauberen und stabilen Übergang zu schaffen.
Um eventuell vorhandenen Hohlräumen unter dem Putz auf die Schliche zu kommen, sollte die Außenfassade gründlich mit einem Hammer abgeklopft werden. Wird beim Abklopfen irgendwo ein Hohlraum festgestellt, muss der Putz an dieser Stelle aufgeklopft werden. Mit Mörtel können vereinzelte Hohlräume gut wieder beigeputzt werden, damit wieder eine durchgängige Oberfläche entsteht.
Hier geht es zum ausführlichen Ratgeber: Risse in der Fassade ausbessern
Vom Ausmaß und der Art der Ausbesserungen hängt ab, wie rasch im Anschluss die Grundierung und der eigentliche Anstrich erfolgen kann. Die Grundierung sollte auf jeden Fall ausreichend durchtrocknen können, bevor die Farbe aufgetragen wird. Für die Wartezeit nach der Grundierung gilt die folgende Grundregel:
- Dispersionsputz oder Kunstharzputz: 1 Woche Trocknungszeit
- Mineralischer Putz: 4 bis 6 Wochen Trocknungszeit
5. Ist eine Grundierung erforderlich?
Nicht immer ist vor einem neuen Anstrich eine komplett neue Grundierung erforderlich. Am besten lässt sich der Zustand des Putzes über die Saugfähigkeit testen. Dazu wird Wasser auf die Außenfassade gesprenkelt. Zieht die Feuchtigkeit sofort und vollständig ein, ist eine neue Grundierung in jedem Fall empfehlenswert. So bleibt gewährleistet, dass der neue Anstrich gleichmäßig gerät und möglichst lange erhalten bleibt.
Die Grundierung sollte zunächst an einer Stelle der Außenfassade getestet werden. Zieht sie schnell und gleichmäßig in den Putz ein, ist die Mischung richtig. Bleibt sie allerdings auf der Oberfläche stehen und hinterlässt beim Antrocknen einen glänzenden Film, sollte etwas Wasser beigemischt werden. Ein Mischverhältnis 1:1 ist in den meisten Fällen optimal. Mehr Wasser sollte der Grundierung aber nicht beigemischt werden, da die Zusammensetzung sonst zu stark verdünnt wird. Es ist auch möglich, zunächst mit einem geringeren Wasseranteil zu beginnen und die Mischung erneut an einer anderen Stelle der Außenfassade zu testen.
Ist die Grundierung vollständig in den Putz eingezogen, ohne Rückstände zu hinterlassen, sind die Vorarbeiten abgeschlossen. Der eigentliche Anstrich kann beginnen.
Auf die Rolle und los
Nachdem alle Vorarbeiten sorgfältig abgeschlossen wurden, kann es endlich an den Anstrich gehen. Damit das Ergebnis wirklich perfekt wird, sollten zwei Anstriche eingeplant werden. Auf einen Voranstrich folgt der abschließende Schlussanstrich. Beide Anstriche sollten gründlich durchtrocknen können.
Bei schönem Wetter streichen
Für das eigene Projekt ist eine Schönwetterperiode zu wählen, in der mehrere Tage hintereinander kein Regen zu erwarten ist. Allzu heiß oder kalt sollte es für den Außenanstrich nicht sein. Hier gilt die Faustregel:
- Zwischen +5° und +25°C ist die optimale Streichtemperatur
Ist es zu kalt, kann sich die Konsistenz der Farbe verändern. Bei zu heißen Temperaturen trocknet die Farbe möglicherweise zu schnell durch, wodurch unschöne Unregelmäßigkeiten entstehen können. Vermieden werden sollte außerdem direkte Sonneneinstrahlung beim Streichen, damit es aufgrund von unterschiedlicher Durchtrocknung nicht zu Fleckenbildung kommt.
Rolle oder Pinsel?
Die großen Flächen der Außenfassade sollten auf jeden Fall mit der Rolle gestrichen werden. Farbrollen nehmen die Fassadenfarbe gleichmäßiger auf als Pinsel und geben sie beim Anstrich auch gleichmäßiger wieder ab. Das sorgt nicht nur für eine gleichmäßige und saubere Optik, es kann auch verhindern, dass allzu dick aufgetragene Farbe an verschiedenen Stellen wieder abplatzt. Kanten, enge Stellen und schwer erreichbare Ecken sollten abschließend mit dem Pinsel überstrichen werden.
Die Farbe vorbereiten
Selbst die beste vorgemischte Fassadenfarbe sollte vor dem Auftragen noch ein wenig Zuwendung erhalten, damit sie ihre volle Deckkraft entwickeln kann.
Für den Voranstrich
Bevor die Farbe aufgetragen werden kann, sollte sie gut mit einem Quirl oder einem Rührstab durchgemischt werden. Für den Voranstrich kann die Farbe vor dem Auftragen mit Wasser verdünnt werden. Mehr als 10 Prozent der Farbmenge sollten aber nicht an Wasser zugegeben werden. Nach dem Verdünnen ist die Farbe noch einmal gründlich durchzumischen.
Für den Schlussanstrich
Für den Schlussanstrich sollte die Farbe höchstens mit 5 Prozent Wasser verdünnt werden, um eine hohe Deckkraft zu gewährleisten. Für den Schlussanstrich ist es auch möglich, die Fassadenfarbe unverdünnt aufzutragen. Sie sollte trotzdem vor der Verwendung noch einmal gut durchgemischt werden.
Die richtige Technik beim Streichen
- Damit der Anstrich streifenfrei und ohne Unregelmäßigkeiten erfolgt, sollte die Farbe immer möglichst nass aufgetragen werden.
- Nasse Stellen sollten immer ineinander übergehen. Das gilt besonders für den zweiten Anstrich, den Schlussanstrich.
- Der Zeitfaktor sollte so einkalkuliert werden, dass ganze Wände möglichst in einem Zug durchgestrichen werden können. So entsteht ein gleichmäßiger Anstrich, der nicht durch unterschiedliche Trocknungszeiten verfälscht wird.
- Alle großen Flächen sind großzügig mit einer gut mit Farbe vollgesogenen Rolle zu streichen und, Kanten und schwer zugängliche Stellen sind zum Schluss mit dem Pinsel noch einmal nachzuarbeiten.
Ist der zweite Anstrich gut durchgetrocknet, kann das Gesamtbild betrachtet werden. Einzelne Nachbesserungen sind natürlich jederzeit möglich. Dabei sollten größere Flächen wieder großzügig mit der Rolle nachgezogen werden, wenn die Farbe beispielsweise an einzelnen Stellen nicht optimal deckt. Ein gegebenenfalls erforderlicher Gerüstabbau sollte erst erfolgen, nachdem alle Restarbeiten vollständig abgeschlossen sind.
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