Wie funktioniert der Bausparvertrag in Österreich?
Die bunte Welt des Bausparens
Bausparen hat Tradition! Wohl kaum eine andere Anlageform konnte sich über die vergangenen Jahrzehnte einer vergleichbar ungebrochenenen Beliebtheit erfreuen und dabei selbst schwierigste Finanzkrisen überwinden. Das liegt natürlich nicht zuletzt an den vergleichsweise guten Sparkonditionen, die neben den eigentlichen Sparzinsen auch einen staatlichen Zuschuss auf die Sparbemühungen vorsehen. Und selbst, wenn beide Werte für sich genommen unter der aktuellen Zinsflaute leiden, ergben sie zusammen trotzdem noch eine lohnenswerte Rendite.
Doch noch ein anderes Phänomen gesellt sich hinzu: Der Bausparvertrag ist als Institution mittlerweile fest in der Gesellschaft verankert. Kaum ein Auszubildender, der sich nicht über einen Bausparvertrag das Startkapital für das erste eigene Auto oder für die Einrichtung der neuen Wohnung anspart. Auch kann es nicht schaden, mit dem Bausparer einfach mal auf Sicherheit zu sparen, wenn etwas Geld dafür übrig ist. Was wäre einfacher? Der Bausparvertrag, so scheint es, gehört mittlerweile zum Leben einfach dazu.
Was ist Bausparen?
Der Bausparvertrag ist ein Finanzierungsmodell der Bausparkassen, das auf dem Gedanken kollektiven Sparens beruht. Das bedeutet konkret, dass viele Sparer gleichzeitig in einen gemeinsamen Geldtopf einzahlen, aus dem dann nach und nach jeder einzelne Sparer mit einem Kredit versorgt wird. Der Rückgriff auf tatsächlich vorhandenes Kapital beschert dabei vergleichsweise gute Zinskonditionen am Markt, was das Darlehen betrifft. Es muss aber immer erst eine ausreichende Summe an Sparmitteln zusammen kommen, bis die erste Zuteilung eines Darlehens erfolgen kann. Danach wird weitergespart, bis der nächste Bausparer an der Reihe ist und so fort.
Das Besondere an dem Modell ist, dass die Möglichkeit zur Inanspruchnahme eines Darlehens zunächst die Einzahlung eines anteiligen Betrags der im Bausparvertrag vereinbarten Vertragssumme (Guthaben + Darlehen) auf ein Bausparkonto erforderlich macht. Schließlich wird das Darlehen ja nicht direkt von der Bank geleistet, sondern aus dem eingezahlten Kapital zahlreicher anderer Bausparer gestiftet, die zur gleichen Zeit einen Bausparvertrag bedienen. Dieser Anteil liegt üblicherweise bei 30%. Maximal können Einzelpersonen dabei auf eine Darlehenssumme von 180.000 Euro zugreifen. Für Ehepaare verdoppelt sich diese Summe. Vorausgesetzt werden aber eine ausreichende Ansparleistung, die erforderliche Bonität sowie eine grundbuchrechtliche Absicherung.
Wie funktioniert der Bausparvertrag?
Ein Bausparvertrag wird in drei Phasen abgehandelt: einer Sparphase, der Zuteilungsphase und der Tilgungsphase. In der Sparphase geht es darum, zunächst das erforderliche Mindestkapital anzusparen, um von dem zinsgünstigen Darlehen profitieren zu können. Die hierzu erforderliche Geldsumme (mindestens 4 Promill der Vertragssumme/ Monat) wird entweder in monatlichen bzw. jährlichen Raten in den Bausparvertrag eingezahlt oder auch geschlossen angelegt. Die Dauer der Sparphase beträgt aber in jedem Fall mindestens 6 Jahre. Erst wenn diese Zeit verstrichen und eine ausreichende Sparsumme angelegt wurde, entsteht der Anspruch auf die Zuteilung eines Darlehens.
Ist das Mindestguthaben nach Ablaufen der Ansparzeit erreicht, folgt die Zuteilungsphase. Hier wird die Differenz zwischen angespartem Guthaben und der Vertrags- bzw. Bausparsumme als Darlehen ausbezahlt. Die Ausschüttung des Darlehens erfolgt allerdings nur mit zeitlichen Verzögerung. Denn sie ist davon abhängig, dass der kollektive Geldtopf über ausreichende Mittel verfügt, um einzelne Bausparer zu versorgen. Das macht die Anwendbarkeit des Bauspardarlehens etwas unflexibel. Der Anspruch auf Zuteilung des Bauspardarlehens kann allerdings auch in der Familie weitergegeben werden. Zudem ist es möglich, die Anwartschaft mit einem Zwischendarlehen zu überbrücken.
Während der Tilgungsphase wird das Darlehen schließlich wieder über eine Annuität zurückgezahlt. Je nach Höhe des Darlehens und der monatlichen Rate kann diese Phase bis zu 30 Jahre andauern. Genau wie für die Sparzinsen lässt sich dabei auch für die Darlehenszinsen ein dynamisches Modell wählen oder eine Zinsfestschreibung. Bei letzterer sind aber Sondertilgungen nicht ohne Weiteres möglich.
In dem eigentlichen Vertragswerk handeln Kreditinstitut und Bausparer die individuellen Konditionen aus, die das Bausparen bestimmen werden. Das reicht von der anvisierten Bausparsumme, über eine Zinsfestschreibung bis hin zu Laufzeit und monatlichen Raten. Bausparkassen bieten dazu verschiedene Tarife an, die auf verschiedene Sparziele und unterschiedliche Einkommensverhältnisse abgestimmt sind. Der Darlehenszins kann aber eine festgelegte Obergrenze von 6% nicht überschreiten. Der Bausparvertrag ist also weniger flexibel, jedoch insgesamt auch berechenbarer als ein dynamischer Bankkredit.
Bausparen als Anlageform
Der bankenübliche Sparzins ist bei Bausparverrägen kaum höher als bei anderen Geldanlagen und liegt derzeit auf einem Mindestniveau um die 1%. Außerdem wird auf diese Zinserträge die Kapitalertragssteuer (KESt) von 25% angewandt. Aufgrund ihrer besonderen Kapitalhäufungsmechanismen, die eine Belohnung der Sparbemühungen von staatlicher Seite vorsehen, können Bausparverträge dennoch in Summe vergleichsweise gute Zinskonditionen anbieten. Denn in Österreich bezuschusst der Staat Einzahlungen von bis zu 1200 Euro im Jahr mit einer Bausparprämie zwischen 1,5 und 4%. Diese sind steuerfrei. Aktuell beträgt ihr Wert mit Blick auf die internationale Zinslandschaft zwar nur das Minimum von 1,5%. Die Höhe wird aber von Jahr zu Jahr neu festgelegt.
Die garantierten Zuschüsse auf das Ersparte und die relativ sichere Anlageform haben schon vor Jahrzehnten dazu geführt, dass der Bausparvertrag quer durch Österreich als lohnenswerte Alternative zum Sparbuch entdeckt wurde. Österreichweit wird das Bausparen genutzt, um kleinere Kapitalsummen zu ersparen und diese dann nach Fälligkeit mitsamt Zinsen für größere Investitionen, wie z.B. ein Auto, einzusetzen. Von dem Bauspardarlehen wird dabei kaum Gebrauch gemacht.
Die Bausparkassen haben sich auf diese Situation eingestellt und bieten neben eher darlehensorientierten Tarifen nun vor allem ansparorientierte Modelle an, die auf die volle Abschöpfung der staatlichen Prämie zielen, ohne der Höhe des Darlehens gesonderte Aufmerksamkeit zu schenken. Folglich gehen diese Bausparer nicht über die maximal geförderten 100 Euro pro Monat hinaus. In sechs Jahren kommen so 7200 Euro zusammen, die auch gleich zu Beginn vollständig eingezahlt werden können, um während der gesamten Ansparphase von Sparzinsen auf das gesamte Guthaben zu profitieren. Die staatliche Prämie wird ungeachtet nur in Schritten ausgezahlt, da sie nur auf maximal 1200 Euro/ Jahr angerechnet wird.
Hinweis: Bausparer lassen sich auch online abschließen. Oft bewerben Bausparkassen diese Möglichkeit mit der Aussicht auf eine zusätzliche pauschale Sparprämie von etwa 40 Euro.
Beispiel: Ein Anleger möchte den Bausparvertrag zur optimalen Prämienvergütung nutzen. Also werden auf den Bausparer über die Mindestlaufzeit von 6 Jahren jeweils 100 Euro/ Monat eingezahlt. Die Vertragssumme beläuft sich insgesamt auf 24.500 Euro. Auf die jährliche Sparsumme von 1200 Euro werden Sparzinsen und die staatliche Prämie fällig. Die Bausparkasse bewirbt einen Einstiegszins von 4% für das erste Jahr, danach fällt der Zinssatz jedoch auf 0,5% im Jahr. Der Anleger lässt sich jedoch von dem hohen Einstiegszins überzeugen. Die staatliche Bausparprämie liegt stabil bei 1,5%, wird im letzten Jahr jedoch angehoben und auf 2% festgesetzt.
jährliche Sparsumme |
Sparzinsertrag nach KESt |
staatliche Prämie |
1200,00 |
36,00 |
18,00 |
2454,00 |
9,20 |
18,00 |
3681,20 |
13,80 |
18,00 |
4913,00 |
18,42 |
18,00 |
6149,42 |
23,06 |
18,00 |
7390,48 |
27,71 |
24,00 |
|
Endsumme: |
7442,19 |
Trotz der eher unvorteilhaften Konditionen zeitigt der Bausparer immerhin noch einen Hinzugewinn von EUR 242,19 über 6 Jahre. Dabei handelt es sich jedoch um eine Modellrechnung. Nicht berücksichtigt sind Abzüge für Kontoführungsgebühren und eine einmalige Fälligkeitsvergütung. Der tatsächliche Gewinn liegt also noch darunter.
Was dem Anlager allerdings bleibt, ist der Anspruch auf ein Bauspardarlehen in Höhe von EUR 17.057,81, das er ohne weitere Sicherheiten in Anspruch nehmen kann. Warum das möglich ist, verrät unser Artikel Baufinanzierung mit Bausparvertrag in Österreich.
Verwandte Anleitungen
Selbermachen
Die Baufinanzierung mit Bausparvertrag in Österreich
Eine Baufinanzierung mit Bausparvertrag hat Vorteile, ist aber wenig flexibel. Wir erklären das Besondere am Bauspardarlehen in Österreich.
Neuen Kommentar schreiben