Heizungsarten im Überblick
Welche Heizung soll es sein?
Obwohl sich die Gedanken beim Stichwort Heizung schnell auf Heizkörper einstellen, die mit warmem Wasser durchflossen werden und so den Raum auf wohlige Temperaturen heben, hat sich der Markt inzwischen doch deutlich von diesem altbewährten Bild abgehoben. Zwar wird auch heute noch immer gerne Wasser als Wärmeleit- und Wärmespeichermedium verwendet. Der klassische Heizkörper erhält dabei aber immer mehr Konkurrenz. So mangelt es inzwischen nicht mehr an Schlagworten, die einen speziellen Aspekt der Heizung hervorheben und damit eine Abgrenzung zu anderen Heizungsarten vermuten lassen, wie z.B. Elektroheizung, Gasheizung, Ölheizung, Infrarotheizung, Fußbodenheizung oder Pelletheizung. Doch handelt es sich dabei tatsächlich immer um völig unterschiedliche Systeme?
Übersicht schaffen
Um schnell eine Antwort darauf zu finden, welche Art von Heizung die beste Wahl darstellt, konzentrieren sich die meisten Bauherren natürlich auf die Kostenfrage. Da werden Rohstoffpreise verglichen, Verfügbarkeiten geprüft und die Einbaukosten abgewogen. Sicherlich ist das ein vernünftiger Zugang zum Thema Heizung. Doch gesagt ist damit noch längst nicht alles! Denn es kann sich langfristig durchaus lohnen, einen Blick über den Tellerrand zu riskieren und nicht nur die klassischen Heizungsarten wie Öl- und Gasheizung in Erwägung zu ziehen. Wohnkomfort, Heizverhalten und die baulichen Eigenschaften des Hauses wollen ebenfalls mit in die Rechnung einbezogen werden.
Doch damit die Kalkulationen überhaupt beginnen können, muss erst einmal klar sein, worin die Auswahl besteht. Deshalb zeigen wir im Folgenden die derzeit gebräuchlichsten Heizungsarten im Überblick. So lässt sich die nötige Orientierung gewinnen, um das Thema Heizung mit angemessener Ruhe anzugehen. Und die neue Heizungsanlage im Haus wird mit Sicherheit zum erhofften Volltreffer werden!
1. Die klassische Zentralheizung
Überraschenderweise bezeichnen viele der genannten Heizungen nicht wirklich unterschiedliche Heizungsarten, sondern nur Wege, ein zentral gesteuertes Heizungssystem zu befeuern. Sofern im Namen ein Brennstoff wie Öl oder Gas genannt wird, handelt es sich also eigentlich immer um eine klassische Zentralheizung, bei der die Art der Wärmequelle hervorgehoben ist. Das eigentliche Heizenergieverteilungssystem – also das, was wir landläufig unter einer Heizung oder dem Heizkreislauf verstehen – kann in allen diesen Fällen identisch aussehen. Das betrifft neben Ölheizung und Gasheizung auch so bunte Vertreter wie die Pelletheizung, Solarheizung, Nachtstromheizung oder auch die Wärmepumpenheizung.
Der wesentliche Unterschied besteht bei diesen Systemen in der Art, wie die Heizwärme gewonnen wird, also etwa durch Verbrennung fossiler oder nachwachsender Brennstoffe, durch Solarwärme oder auch durch Anzapfung erdgebundener Quellen wie Bodenwärme oder Grundwasserwärme. Die eigentliche Heizung, also das Wärmeverteilungssystem im Haus, bleibt davon in erster Instanz noch unbetroffen.
Die Bedeutung der Heizarten
In den gerade genannten Beispielen wird die erzeugte Wärme genutzt, um einen zentralen Warmwasserspeicher zu erhitzen, der über einen angeschlossenen Wasserkreislauf die Wärme zu den einzelnen Heizkörpern im Haus trägt. Daher spricht man üblicherweise von einer Zentralheizung. Woher die Wärme kommt, wird hingegen durch die Heizart bestimmt. Bei der Frage der Heizart geht es also nicht so sehr um die Entscheidung, wie das Heizungssystem aussehen soll, sondern wie es betrieben werden soll. Und hier spielen natürlich Faktoren mit hinein, die die Auswahl begrenzen, so z.B. die Installationskosten und Rohstoffpreise, aber auch Platzfragen und ökologische Bedenken.
|
Energie-lieferant |
umwelt-freundlich |
Vorrats-speicher |
Investition |
Vorteil |
Nachteil |
Ölheizung |
Heizöl |
wenig |
ja |
mittel-hoch |
mit vollem Tank unabhängig |
Marktpreis stark schwankend |
Gasheizung |
Erdgas |
wenig |
nein |
niedrig |
gut regelbarer Verbrauch |
Marktpreis reagiert nur träge |
Pelletheizung |
Holz |
mittel |
ja |
hoch |
stabiler Markpreis |
kostspielige Einrichtung |
Solarthermie |
Sonne |
sehr |
nein |
mittel |
umweltfreundlich Heizkosten senken |
keine Alleinversorgung möglich |
Wärmepumpe |
Umwelt-wärme |
sehr |
nein |
mittel-hoch |
unabhängige Alleinversorgung möglich |
Effizienzrahmen eng begrenzt |
Fernwärme |
Industrie |
mittel |
nein |
niedrig |
keine eigene Wärmeproduktion erforderlich |
starke Netzabhängigkeit |
Die Infrastruktur für die Wärmeerzeugung kann sich zwischen den Heizarten durchaus in wesentlichen Zügen unterscheiden, was auch Einfluss auf die Investitionskosten hat. Das bedeutet in der Praxis, dass sich der Endpreis für bauähnliche Zentralheizungen vorrangig an der Art ihrer Wärmegewinnung bemisst. So benötigt eine Ölheizung einen Speichertank sowie ausreichenden Platz zu dessen Aufstellung und Wartung. Dafür kann der Haushalt, je nach Speicherkapazität, für eine Zeit unabhängig von Liefernetzen heizen. Entsprechendes entfällt bei einer Gasheizung, da der Therme das Gas immer direkt vom Versorger zugeführt wird.
Bei einer Pelletheizung wiederum ist der Vorratsspeicher das A und O der gesamten Konstruktion, muss aber, was den Ausbau betrifft, penibel den Brandvorschriften entsprechen (wie unser Artikel Pelletlager selber bauen aufzeigt). Solarthermie macht eine Solaranlage erforderlich, kann aber die Kosten beim Heizbedarf auf umweltfreundliche Weise senken. Als Alleinversorgung für ein Heizsystem kommt sie dagegen nicht infrage. Erdwärmepumpen sind dagegen sehr wohl in der Lage, die Heizung monovalent zu betreiben, allerdings in einem eng begrenzten Effizienzrahmen. Und hier kommen dann doch noch die Heizungsarten ins Spiel!
2. Flächenheizungen: Die sparsame Alternative
Eine klassische Zentralheizung versorgt einen Kreislauf von separaten Raumheizkörpern mit einer Vorlauftemperatur von 40-60 Grad. Dabei gilt: Je kleiner die Heizkörper sind und je größer der Heizbedarf ist (Winter, Frost, Raumvolumen, fehlende Dämmung), desto höher muss die Vorlauftemperatur ausfallen. Natürlich lässt sich auch das Gegenteil bewerkstelligen. Verfügen die Heizstrahler über eine möglichst große Fläche und ist das Haus gut gedämmt, kann die Vorlauftemperatur entsprechend geringer ausfallen. Dieses Prinzip machen sich Niedertemperaturheizungen zunutze, zu denen vorrangig Flächenheizungen wie Fußboden-, Wand- und Deckenheizungen gehören.
Bei Flächenheizungen sind ganze Bauelemente wie Wände und Böden mit Heizröhren durchzogen und werden so als Abstrahlfläche genutzt. Durch diese großzügige Auslegung der "Heizkörper" kann die Vorlauftemperatur sehr viel geringer ausfallen und liegt üblicherweise bei etwa 35 Grad. Das führt aber nur zum Wohlfühl-Erfolg, wenn die Wärmeverluste im Haus durch eine gute Dämmung gering gehalten werden. Niedertemperaturheizungen lassen sich bequem mit alternativen Wärmeerzeugern wie Wärmepumpen und Nachtstrom betreiben, die nur bei relativ geringen Heiztemperaturen effizient arbeiten (Unser Artikel Wärmepumpe: Verbrauch und Leistung bewerten verrät, warum das so ist). Sie kämen bei klassischen Zentralheizungen kaum in Betracht. Auf Brenntechnik kann folglich meist verzichtet werden. Sowohl in der Ausgestaltung des Heizsystems als auch in Bezug auf den Wärmebedarf lässt sich hier also durchaus ein Unterschied der Heizungsarten feststellen.
3. Elektroheizungen: Teuer im Verbrauch, aber flexibel
Weniger schwer fällt es, die dritte Form der Heizungsarten zu identifizieren. Denn diese unterscheidet sich in Energiequelle und Funktionsprinzip wesentlich von den herkömmlichen Heizsystemen. Elektroheizungen machen schon dadurch auf sich aufmerksam, dass einzelne Heizpaneele unabhängig voneinander zu betreiben sind und nur eine Steckdose benötigen, um Wärme zu erzeugen. Deshalb kommen sie vor allem dort zum Einsatz, wo punktuell, schnell und zeitlich begrenzt Heizkomfort gefragt ist, etwa als Zusatzheizkörper im Bad oder als Heizung in einer Ferienwohnung. Dank einer Elektroheizung steht hier die Wärme fast unmittelbar zur Verfügung.
Der offensichtliche Nachteil ist, dass Elektroheizungen mit Strom betrieben werden. Und das ist eine vergleichsweise teure Ressource, die auch nicht immer umweltfreundlich erzeugt wird. Mit der elektrischen Energie wird ein Heizstrahler oder eine Heizplatte erhitzt, die den Heizungskörper auf Temperatur bringt. Je nach Maximaltemperatur wird so entweder die von koventionellen Heizkörpern bekannte Konvektion (Luftumwälzung) im Raum betrieben. Oder die Hauptleistung wird in den Bereich der Wärmestrahlung verschoben. In letzterem Fall wird von Infrarotheizungen gesprochen. Diese erwärmen weniger die Raumluft, sondern strahlen direkt die Oberflächen im Raum an und heizen diese dadurch auf. Aufgrund des Stromverbrauchs müssen Heizverhalten und -optimierung hier aber eine besonders große Rolle spielen. Mehr Informationen über Infrarotheizungen halten wir in unserem Artikel Wie funktioniert eine Infrarotheizung bereit.
Und was ist mit Fernwärme?
Beim Stichwort Fernwärme könnte leicht der Eindruck entstehen, dass es sich ebenfalls um einen ganz eigenen Vertreter unter den Heizungsarten handelt. Dieser Eindruck ist aber nur teilweise richtig. Korrekt ist, dass hier die lokale Wärmeerzeugung im Haus zugunsten einer regional zentralen Wärmequelle vollständig aufgegeben wird. Zumeist wird die Energie von Industrieanlagen bereitgestellt, die ihre Abwärme einer positiven Nutzung zuführen, indem diese in ein regional weitgespanntes Netz aus Rohrleitungen eingespeist wird. Dabei werden Vorlauftemperaturen bis zu 130 Grad erzeugt, die aufgrund der langen Transportwege aber meistens auch notwendig sind.
Aus Sicht des Haushalts ändert das an der Art des verbauten Heizungssystems allerdings wenig. Denn nach wie vor muss im Haus ein eigener Heizwasserkreislauf, typischerweise also wieder eine Zentralheizung, zur Verfügung gestellt werden. Allerdings bezieht diese Heizung ihre Wärme nicht über einen eigenen Ofen oder Brenner, sondern aus dem Fernwärmesystem mittels eines Wärmetauschers. Vorteile sind hier, dass Aufwände für Betrieb und Wartung der Wärmeerzeugung vollständig entfallen. Von Nachteil dagegen ist, dass man, was Kosten und Nutzen betrifft, im hohen Grade von dem Betreiber abhängig bleibt. Wer in Reichweite einer Fernwärme-Einrichtung baut, hat jedoch oftmals gar keine andere Wahl, als sich dem Netz anzuschließen.
Fazit
Im Verlaufe unseres Überblicks konnten wir drei verschiedene Heizungsarten voneinander abgrenzen: 1. die klassische Zentralheizung mit Radiatoren, 2. die Flächenheizungen mit Niedertemperaturbetrieb und 3. die Elektroheizungen. Begriffe wie Ölheizung, Gasheizung oder Pelletheizung nehmen dagegen nur Bezug auf die Heizarten, nicht jedoch konkret auf die Heizungsarten. Das dürfte zu Beginn etwas verwirren, ist aber einfach dem Umstand geschuldet, dass die Art der Befeuerung beträchtlichen Anteil hat an den schlussendlichen Investitionskosten wie auch den Verbrauchskosten. Und die Geldfrage steht ja, wie anfangs festgestellt wurde, beim Thema Heizung stets im Mittelpunkt. Kein Wunder also, dass der preisbestimmende Aspekt an der Heizung im Alltag zuerst genannt wird.
Ist diese Unterscheidung aber erst einmal klar und wird einem bewusst, welche Gestaltungsmöglichkeiten beim Thema Heizungsarten bestehen, fällt es gleich viel leichter, sich in diesem Bereich zu orientieren. Schließlich kommt es nicht nur auf den Preis an, sondern auch darauf, dass die gewählte Heizung wirklich in den Haushalt und zu den Bedürfnissen seiner Bewohner passt. Ansonsten war selbst die günstigste Investition noch eine Geldverschwendung.
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