Die Fundamentarten im Überblick
Maßgeblich für das weitere Vorgehen: die Bodenbeschaffenheit
Wie auch immer ein Fundament von der Art her aufgebaut ist, es hat immer denselben Zweck: Es soll Lasten (also das Gewicht der Mauern und Bauteile) gleichmäßig auf dem Untergrund des Bauplatzes verteilen. Somit wird der erforderliche Aufwand für die Gründung durch die Bodenbeschaffenheit vor Ort bestimmt. Je weicher und nachgiebiger der Baugrund ist, desto höher sind die konstruktiven Anforderungen und der Materialeinsatz.
Tipp: Ein qualifiziertes Bodengutachten – das am besten schon vor dem Kauf eines Baugrundstückes einzuholen ist – bringt Klarheit und vermeidet unliebsame Überraschungen oder hohe Zusatzkosten.
Das A und O: frostsichere Gründung
Um ihrer „tragenden Rolle“ auf Dauer gerecht werden zu können, müssen alle Fundamentarten frostsicher ausgeführt werden. Das bedeutet für gemäßigte Breiten eine Mindesttiefe von 80 cm für die Gesamtkonstruktion inklusive der kapillarbrechenden Kiesschicht – in höheren Lagen (Bergland) sind sie entsprechend tiefer anzulegen. Während dieser Umstand bei unterkellerten Bauten grundsätzlich Beachtung findet, kommt ihm bei nicht unterkellerten Häusern gesonderte Bedeutung zu (siehe hierzu Abschnitt Plattenfundament).
Nachfolgend wollen wir die einzelnen Fundamentarten einer näheren Betrachtung unterziehen!
Das Streifenfundament
Der Klassiker unter den beim Hausbau verwendeten Flachgründungen ist das Streifenfundament. Es folgt dem Grundriss des Hauses und dem Verlauf der geplanten – später auf ihm ruhenden – tragenden Mauern. Seine Dimensionen sowie die Qualität und Menge der Stahlbewehrung hängt von der Untergrundbeschaffenheit und der aufzunehmenden Last ab. Auskunft darüber geben die Berechnungen in der Planung des Statikers bzw. des Architekten.
Während früher gerade bei unterkellerten Bauten direkt auf die Streifenfundamente gemauert wurde, zeigen sich heutige moderne Gründungen mit Streifenfundamenten funktioneller. Sie werden nahezu ausschließlich in Verbindung mit einer betonierten Bodenplatte, die wärmedämmende und feuchtigkeitssperrende Funktionen übernimmt, ausgeführt.
Hinweis: Bodenplatten auf Streifenfundamenten unterscheiden sich gänzlich von den Plattenfundamenten im nächsten Abschnitt. Sie sind wesentlich dünner, nur gering stahlbewehrt und von daher im Sinne der statischen Definition nichttragend.
Das Plattenfundament
Als Alternative zu den Streifenfundamenten stellt sich das Plattenfundament dar. Als durchgehend lastabtragende, homogene „Scheibe“ übernimmt es sowohl die statischen Erfordernisse der Gründung und dient gleichzeitig als Bodenplatte. Seine Dicke und die erforderliche Armierung bestimmen sich ebenfalls aus der Beschaffenheit des Baugrundes und dem Volumen der abzutragenden Lasten. Der wesentliche Vorteil dieser Konstruktionsart liegt im deutlich geringeren Arbeitsaufwand (das Ziehen von Gräben entfällt, die Füllarbeiten mit Transportbeton sowie Dämmarbeiten gestalten sich einfacher). Dem stehen – überschaubar – etwas höhere Kosten für die Stahlbewehrung und die benötigte Betonmenge gegenüber.
Hinweis: Insbesondere bei nicht unterkellerten Objekten ist der Gefahr der Unterfrierung des Plattenfundaments im Winter besondere Beachtung zu schenken. Eine ausreichend tiefe Gründung sowie eine Frostschürze rund um die Platte verhindern dies. Die Frostschürze ähnelt einem schmalen Streifenfundament. Allerdings entfällt hier die Erfordernis einer besonderen Bewehrung.
Das Punktfundament
Überall dort, wo punktuell große Lasten auftreten (z.B. unter tragenden Säulen oder unter Kaminen) sind insbesondere bei der Kombination Streifenfundamente/ nicht tragende Bodenplatte sogenannte Punktfundamente notwendig, damit es an diesen Stellen zu keiner statischen Überlastung des Unterbaus kommt. In Konstruktionsweise und Bewehrung entspricht das Punktfundament – meist quadratisch – den Streifenfundamenten.
Tiefgründungen für außergewöhnliche Anforderungen
Eine Sonderstellung im Bau von Fundamenten nehmen Tiefgründungen ein. Sie sind unter anderem dann erforderlich, wenn der Untergrund keine ausreichende Stabilität für eine herkömmliche Gründung aufweist. Dies kann im Gebirge, in Gebieten mit Permafrostboden oder bei sandigen bzw. morastigen Untergründen der Fall sein. Bei der auch als Pfahlgründung genannten Technik werden Betonpfeiler unter Nutzung aufwändiger Bohr- und Rammtechnik so tief in den Boden betoniert, bis sie auf tragfähige Schichten stoßen. Der Lastabtrag erfolgt hierbei über die Pfahlspitze im Boden, aber auch durch die Mantelreibung des Bauteils gegenüber den – an sich nicht tragfähigen – Bodenschichten. Im Bereich des privaten Hausbaus wird aus Kostengründen nur dann auf diese Variante zurückgegriffen, wenn sie zwingend erforderlich ist.
Aufgrund der durch die zusätzliche Mantelreibung erreichbaren immensen Tragfähigkeit findet diese Fundamentart besonders beim Bau von Brücken oder Wolkenkratzern Verwendung. Interessant: Beim 830 Meter hohen Wolkenkratzer Burj Khalifa reichen die Pfeiler-Fundamente in eine Tiefe von bis zu 70 Metern.
Hinweis: Bei der Planung von Tiefgründungen sind in der Regel Genehmigungen durch die Wasserbehörden erforderlich.
Abschließend werden Stahlplatten oder überdimensionale Schrauben-/ Schneckenkonstruktionen, die in den Untergrund getrieben werden, ebenfalls zur Fundamentart Tiefgründung gezählt. Ihr Haupteinsatzgebiet ist die Herstellung meist vorübergehender Fundamente, beispielsweise für extrem schwere Baugeräte wie sehr große Kräne im gewerblichen Hochbau.
Besonderheiten der Fundamentarten im Überblick
Fundamentart |
Verwendungsbeispiel |
Vor-/Nachteile |
Besonderheiten |
---|---|---|---|
Streifenfundament |
Hausbau, Gartenmauern |
genaue Übereinstimmung mit den späteren Mauern erforderlich |
meist in Verbindung mit nicht tragenden Bodenplatten |
Plattenfundament |
Hausbau |
vergleichsweise geringer Arbeitsaufwand |
bei nicht unterkellerten Bauten Frostschutz erforderlich |
Punktfundament |
Lastabtrag von Säulen oder Kaminen |
gezieltes Abfangen punktueller Lasten |
kleinformatig |
Frostschürze |
Schutz von Plattenfundamenten gegen Unterfrierung |
konstruktiver Frostschutz |
kein Fundament im eigentlichen Sinne |
Pfahlgründung |
Hausbau auf nicht tragfähigen Untergründen, Brücken, Wolkenkratzer |
extremer Lastabtrag möglich, nicht überall genehmigungsfähig, kostenintensiv |
Ramm- und/ oder Bohrgerät erforderlich |
Stahl-/Schraubenfundament |
Maschinenfundamente, Fahrgeschäfte auf der Kirmes |
Wiederverwendbarkeit |
keine |
Statischer Nachweis und Betongüte
Auch wenn die Gründung bzw. Fundamenterstellung beim Hausbau ein Bereich ist, der durch das Einbringen eigener Arbeitsleistung für den Selbermacher großes Einsparpotential mit sich bringt, ist immer Folgendes zu beachten:
Die Planung eines Fundamentes, welches über die heimische Gartenhütte oder den gemauerten Freilandgrill hinausgeht, muss immer von einem fachkundigen Statiker oder Architekten begleitet sein! Nur so ist sichergestellt, dass im Zusammenspiel von ausreichender und lagegerechter Stahlarmierung und entsprechender Betongüten (C25/30 oder höher) eine sichere Standfestigkeit des Gebäudes erreicht wird.
Mit dem gewonnenen Wissen um die Arten und Funktionen der unterschiedlichen Fundamentarten und um die Anforderungen an die fachgerechte Konstruktion steht dem zukünftigten Traumhaus – gegründet auf eine solide Basis – nichts im Wege. Der Schiefe Turm von Pisa mag eine beeindruckende Touristenattraktion sein. „Schräglagen“ im Bereich des Eigenheimbaus aufgrund unsachgemäß erstellter Fundamente sind weniger erbaulich.
Kommentare
Danke
Eine sehr gue Zusammenfassung und fachgerechte Beschreibung. Zusätzliche Angaben zu den E-Moduli des Untergrundes und weiterhin das Verhältnis E1 zu E2 ist für diese Einführung zu sehr Fachlatein.
Dr.-Ing. Th. Fengler
Neuen Kommentar schreiben