Für absolute DIY-Profis: Dachstuhl selbst erneuern

Holzarbeiten für den neuen Dachstuhl
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Aktualisiert am 05.09.2019
Es gibt Dinge, die können Selbermacher ausführen, selbst wenn sie noch nicht viele Erfahrungen und Werkzeuge haben. Und dann gibt es Arbeiten, die einen regelrechten Jedi von Heimwerker bräuchten. Zu letzterer Kategorie gehört es zweifellos, seinen Dachstuhl in Eigenregie vollkommen erneuern zu wollen. Eine Mammutaufgabe zwar, aber auch eine, bei der man als talentierter Selbermacher vier- bis teilweise fünfstellige Summen an Handwerkerkosten sparen kann. Grund genug, einmal Schritt für Schritt zu erklären, wie so etwas aussieht und was unbedingt zu beachten ist, wenn man am Dachstuhl eine Vollsanierung angeht.

1. Das Dach ist kaputt

  • Moos nagt an den alten Dachziegeln
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    © Mathias Karner | Moos ist ein dachzerstörender Übeltäter. Es drückt die Ziegel auseinander und lässt so Regenwasser eindringen.
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Das wurde falsch gemacht
Der Spruch „Alles Gute kommt von oben“ ist, bezogen auf das Haus, leider nicht mehr als ein schaler Witz. Denn tatsächlich kommt von dort für die Bausubstanz fast ausschließlich Schlechtes – und der Dachstuhl bzw. die Eindeckung ist das, was alles abfangen muss. Die Liste der einwirkenden Gewalten ist dabei mannigfaltig:

  • Es beginnt mit dem Wind, der von allen Seiten drückt und durch seine Kraft das eigentlich flexible Holz des Dachstuhls im Lauf der Jahre „weich“ bekommt.
  • Die Dichtungsmaterialien und die Eindeckung altern durch den ständigen Wechsel von aufprallender Sonnenhitze und schlagartigem Abkühlen bei Regen.
  • Schnee wiegt zentnerschwer, Hagelkörner prallen teils mit der Gewalt einer schwachen Pistolenkugel auf.

Gegen all das ist ein Dach zwar ausgelegt und überstabil konzipiert. Aber es ist der berühmte stete Tropfen, der den Stein höhlt. Nach 50 Jahren, so die Faustregel, ist eine Dacheindeckung „durch“. Ein Dachstuhl kann, weil er zumindest vor Witterung geschützt ist, länger durchhalten. Aber bei ihm kommt hinzu, dass früher Hölzer oft unterdimensioniert waren und/ oder vor dem Einbau nicht ausreichend lange trockengelagert wurden.

Typische Schadensbilder
Letzteres ist ein typisches Problem bei Altbauten: Das Dach wurde im Lauf der Jahrzehnte durch das Gewicht von Eindeckung, Schnee und Co. gewellt; die Sparren und Balken hängen durch. Vielleicht haben sich dadurch kleinste Lücken in der Eindeckung gebildet; vielleicht kommen zusätzliche Risse hinzu, durch die immer wieder Wasser eindrang. Zwar sieht es gerade bei sehr alten Dächern ohne Unterspannbahn so aus, dass derart eingedrungenes Wasser rasch verdunstet. Doch abermals ist es bei wiederholten Ereignissen nur eine Frage der Zeit. Dann fault nicht nur die Lattung, sondern womöglich auch die Sparren.

  • Dachdeckerarbeiten in großer Höhe
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    © Sven Böttcher | Eine Dach-Vollsanierung benötigt einen besonderen Heimwerker-Menschenschlag. Absolute Höhentauglichkeit ist die Minimal…
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Habe ich das Zeug dazu?
Bei allem Eifer und Sparwunsch sollte man sich zuvor eine Frage stellen: Kann ich das? Wir sprechen hier von Arbeit in relativ großen Höhen. Von der Notwendigkeit, trotz großer, schwerer Bauteile mit hoher Präzision zu arbeiten. Es ist ein Knochenjob. Nicht umsonst teilen sich normalerweise mit den Zimmerleuten und Dachdeckern gleich zwei Berufsbereiche diese Arbeit. Wer nur den geringsten Zweifel hat, sollte zumindest die Dinge, bei denen er sich nicht sicher ist, an Profis vergeben – das Arbeiten selbst geht auch unter fachlicher Leitung eines Richtmeisters.

Eine weitere Möglichkeit ist es übrigens, das Abbinden, also das Abmessen, Kürzen und Einpassen der einzelnen Holzbauteile im Vorfeld von einem Fachbetrieb erledigen zu lassen. Dann muss man selbst nur noch diesen „Bausatz“ auf das Haus bekommen und zusammensetzen. Das ist die mit Abstand empfehlenswerteste Vorgehensweise – auch weil die Profis mit den dazugehörigen PC-Tools weitaus mehr Erfahrung haben als man selbst.

Das wird benötigt
Wir gehen davon aus, dass für diese Arbeit sämtliche Heimwerker-Grundwerkzeuge zwischen Bohrmaschine, Hämmern, Motorsäge, usw. bereits vorhanden sind. Dann braucht es zusätzlich:

  • Gerüst, Schrägaufzug und bei großen Dächern einen Kran
  • Zimmermannswerkzeuge (etwa Stechbeitel oder Zugmesser)
  • Container für wegzuwerfende Dachelemente
  • Sicherheitsausrüstung für Höhenarbeiten und das Wissen, wie diese korrekt getragen und befestigt wird.

Und in jedem Fall sollte immer eine zweite Person dabei sein – und wenn es nur dafür ist, im Fall der Fälle den Notruf zu wählen.

Bitte auslagern
Wir haben es bereits erwähnt: Der mit Abstand heimwerkertauglichste Weg ist es, den Abbund an einen Fachbetrieb auszulagern. Das bieten sehr viele Zimmereien an. In jedem Fall sollte man jedoch die vorher nötigen statischen Berechnungen an einen Fachmann, sprich einen Baustatiker, vergeben – schon wegen veränderter Gesetze muss der neue Dachstuhl völlig anders dimensioniert werden. Im Optimalfall bekommt man auf diese Weise auch eine haargenaue Kaufanleitung, an die man sich halten kann. Und: Mitunter muss eine Baugenehmigung erteilt werden, mindestens aber ein Standsicherheitsnachweis. Und das geht ebenfalls nur über den Profi!

Wichtig: Liegt der Errichtungszeitraum des Dachstuhls zwischen ~1945 und 1990 mit Schwerpunkt 1960er und -70er, sollte sicherheitshalber ein Baubiologe prüfen, ob und in wieweit das Dachstuhl-Holz mit giftigen Holzschutzmaterialien behandelt wurde.

2. Es geht los

  • Baugerüst als Voraussetzung
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    © Andrea Wilhelm | Ohne Gerüst geht es nicht. Schon der Arbeitserleicherung wegen, aber auch zum Zwecke der Absicherung gegen das Abstürzen…
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Hoch mit dem Gerüst
Die eigentliche Arbeit, wenn das Holz geliefert wurde und die Werkzeuge bereitliegen, beginnt damit, rings ums Haus ein Gerüst aufstellen zu lassen. Verzichten sollte man darauf in keinem Fall. Anders ist es kaum möglich, sinnvoll auch die nötigen Außenarbeiten zu absolvieren. Ein Kostenpunkt zwar, aber ein absolut notwendiger!

Nur leer arbeitet es sich gut
Dann wird es je nach Haushalt erst einmal richtig schweißtreibend. Denn der Dachstuhl muss komplett von allem, was man dort vielleicht schon seit Jahrzehnten lagert, befreit werden. Dies schon allein deshalb, weil nach der Entfernung der Eindeckung alles zwischen Weihnachts-Deko und alten Zeitschriften relativ schutzlos den Elementen ausgeliefert sein wird. Bei dieser Arbeit empfiehlt es sich übrigens erfahrungsgemäß dringend, nicht nur Helfer mitzubringen, sondern auch Staubschutzmasken zu tragen. Tipp: Statt über die enge Dachluke kann man die Sachen auch wunderbar über ein paar entfernte Dachziegel an eine auf dem Gerüst stehende Person herausreichen.

Die Guten ins Töpfchen?
Dann geht es an die Entfernung der Eindeckung. Hier sollte man sich selbst die Frage stellen, wie man vorgehen will: Alles wegwerfen und komplett erneuern oder nur wirklich schadhafte Ziegel und Co. tauschen? Für letzteres spricht natürlich die enorme Kostenersparnis und zudem, dass es durch den gleichbleibenden Look keine Probleme mit etwaigen Bebauungsplänen geben kann. Doch selbst wenn man komplett erneuern möchte, empfiehlt es sich, die alte Dacheindeckung sauber nach unten zu bringen und zu stapeln und nicht einfach in den Container zu werfen – via Kleinanzeigen und Co. lässt sich damit vielleicht noch der eine oder andere Euro machen. Übrigens: Der Verein Offene Häuser, der sich mit Denkmalpflege alter Gebäude befasst, sucht immer Spenden alter Baumaterialien – darunter auch Dacheindeckungen aus früheren Jahrzehnten.

Wichtig: Falls die alte Eindeckung später wiederverwendet werden soll, ist es zwingend notwendig, die Abstände der Traglatten (das sind die unmittelbar unter der Dacheindeckung liegenden Querlatten, an denen Ziegel und Co. befestigt sind) abzumessen und zu notieren. Dieser Wert wird später nochmals benötigt.

Der letzte Schritt dieser Maßnahme ist es, die alten Dachrinnen zu entfernen und zu entsorgen. Sind sie aus Metall, ist der Schrotthändler ein dankbarer Abnehmer, der dafür ein paar Euro springen lassen wird.

  • Wertvolles Altholz im Dachstuhl
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    © Leon | Für das Altholz des Dachstuhls zahlen so manche Schreinereien und Privatleute gute Preise, um es durch Upcycling wiederzuverwerten…
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Fenster, Luken und Co.
Die Eindeckung ist runter, auch alte Unterspannbahnen und etwaige Dämmungen sind weg. Dann kommt nun den Punkt, an dem Dachfenster, Luken und Ähnliches entfernt werden. Das neue Dach wird selbstverständlich gedämmt. Daher haben diese Elemente, weil sie mangels energetischer Fähigkeiten ein riesiges Loch in die Dämmschicht reißen würden, leider keine „Rückkehrberechtigung“. Sie können entsorgt werden. Das geht über den örtlichen Bauhof und dessen Bauschrott-Container.

Das Holz entfernen – und bloß nicht wegwerfen
Nun beginnt der wirklich schweißtreibende Teil der Arbeit. Der eigentliche Dachstuhl wird zerlegt, und zwar nach der Regel „von klein nach groß, von außen nach innen, von oben nach unten“. Das bedeutet folgende Reihenfolge gemäß eines typischen Dachaufbaus:

  1. Lattung
  2. Sparren
  3. Firstpfette
  4. Restliche Pfetten
  5. etwaige Pfosten
  6. etwaige Giebelschwellen

Dabei sollte man das Holz, sofern es nicht verfault ist oder aus jenen kritischen Baujahren stammt, in denen heute als giftig bekannte Holzschutzmittel verwendet wurden, bloß nicht entsorgen. Sogenanntes Reclaimed Wood, also Altholz, wird von vielen für unterschiedlichste Anwendungen zwischen Carport und Holzkunst händeringend gesucht.

Schadensanalyse, Teil 2
Nun, wo was Dach vollständig abgebaut wurde, sollte man eine weitere Schadensanalyse betreiben. Fokus sind alle Stellen, an denen im Holz Wasser-Ablaufspuren oder gar Fäule zu sehen waren. An diesen Stellen müssen Mauerwerk und die darunterliegenden Balken sorgsam geprüft werden. Falls lange Zeit unentdeckt Wasser eindrang, ist es durchaus möglich, dass weitere Teile des Hauses betroffen sind. Dort einen modernen, stabileren und deutlich schwereren Dachstuhl aufzusetzen, wäre bestenfalls Pfusch, schlimmstenfalls jedoch ein Unfallgarant.

  • Neuen Dachstuhl genau anlegen
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    © Fotofuchs | Die Ausführung muss nicht millimetergenau sein, das ist sie bei Profis auch nicht. Aber eine Grundgenauigkeit ist absolute…
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Anzeichnen und sägen
Wer die komfortable Lösung gewählt hat, den Abbund durch eine Zimmerei durchführen zu lassen, kann sich den nächsten Schritt schenken. Für alle anderen kommt jetzt jedoch die anstrengende Arbeit, aus einem Berg angelieferten Holzes Dachbauteile zu fertigen. Das bedeutet, sämtliche Maße, Winkel, etc., wie sie sich auf dem Plan finden, werden auf die Balken und Latten übertragen. Dann heißt es sägen! Für den Großteil der gröberen Arbeiten kann das per Motorsäge erfolgen, das machen die Profis auch so. Aber: Bei feineren Jobs muss nicht nur die Handsäge zum Einsatz kommen, sondern mitunter auch Hammer und Beitel.

Hoch das Holz
Nun kommt der Schrägaufzug, mitunter auch der Kran, zu Ehren. Zunächst werden die Fußpfetten bzw. der in der Mauer eingelassene Ringanker befestigt. Hier ist maximale Sorgfalt vonnöten, denn diese Bauteile sind es, welche den restlichen Dachstuhl mit dem Haus verbinden. Braucht das Dach mittig liegende Pfosten, werden diese anschließend errichtet. Es folgt die Firstpfette sowie die restlichen Pfetten. Damit steht das Grundgerüst.

Dann kommt der große Moment, an dem das Dach wieder eine Form erhält: Die Sparren werden zusammengesetzt und mit der Fußpfette verbunden. Letzteres geht entweder über direktes Verschrauben oder unter Einsatz von Reiter- bzw. Gabelankern. Danach werden die Sparren oben miteinander und der Firstpfette verbunden.

Fenster, Luken und Co., Teil 2
Der neue Dachstuhl steht. Viel Schweiß ist bis zu diesem Punkt bereits geflossen. Doch das Schwerste ist geschafft. Für die Fenster hat man jetzt drei Möglichkeiten:

  1. Das Fenster passt genau zwischen zwei Sparren, benötigt eventuell nur eine kleine Aufdickung durch Latten, um eingepasst zu werden.
  2. Der Sparrenabstand ist sehr groß, dann müssen ober- und unterhalb sogenannte Wechsel (dicke Querhölzer) zwischen benachbarte Sparren gesetzt und senkrecht dünne Hilfssparren eingezogen werden.
  3. Das Fenster ist breiter als der Sparrenabstand. In dem Fall wird wie in 2 vorgegangen, nur dass der störende Sparrenteil ausgesägt wird.

In jedem Fall muss geprüft werden, ob zum Fenster außenliegende Teile gehören, die später Teil der Abdichtung sind und deshalb erst installiert werden dürfen, wenn die Eindeckung fertig ist.

  • Anlegen der Sichtschalung
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    © kasto | Die hölzerne Sichtschalung ist die unterste Deckungsschicht. Allerdings dient sie nur zur Zierde und hat keine abdichtenden/…
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Dampfsperre, Dämmung und Unterspannbahn
Die energetisch sauberste Maßnahme bei einem ohnehin brandneuen Stuhl ist es, die Dämmung als geschlossene Einheit außen auf den Sparren zu realisieren und nicht als Zwischensparrendämmung (die eignet sich eher für das nachträgliche Dämmen). Hier liegt außen auf den Sparren ein Sandwich in folgender Reihenfolge (von innen nach außen):

  1. Eine Sichtschalung aus Holz, welche das gesamte Dach bedeckt
  2. Eine Dampfbremse, die verhindert, dass Feuchtigkeit von innen in die Dämmung diffundiert und dort Schimmelprobleme auslöst
  3. Dämmplatten aus Hartschaum
  4. Eine Unterspannbahn, die dafür sorgt, dass die Dämmung auch von außen nicht etwa durch Schlagregen nasswerden kann

Die Konterlattung
Auf dieses Paket wird nun die Konterlattung aufgesetzt, und zwar so, dass auf jedem Sparren außen eine Konterlatte sitzt. Diese werden mit im korrekten Winkel eingesetzten Schrauben direkt mit den Sparren verbunden. Damit halten sie das gesamte Dämmpaket wie eine Schraubzwinge fest. Das birgt zwar eine kleine energetische Lücke, weil die Schraube die Wärmedämmung durchdringt und somit als Wärmebrücke fungiert, ist jedoch aus Stabilitätsgründen nicht zu umgehen.

Quer auf die Deckung wird nun die sogenannte Traglattung befestigt. Das sind die Hölzer, an denen letztendlich die Deckung befestigt wird. Bei der Traglattung ist es enorm wichtig, zu beachten, dass diese in den für die jeweilige Dacheindeckung vorgeschriebenen Abständen befestigt wird. Universelle Abstände gibt es nicht, diese werden mit jeder Eindeckungsvariante vom Hersteller vorgegeben. Will man die alte Eindeckung nutzen, nimmt man einfach den Abstand, den man am alten Dachstuhl abgemessen hat.

Wichtig: An die unterste Traglatte muss, bevor das Dach gedeckt wird, die Halterung für die Dachrinne festgeschraubt werden. Ist die Eindeckung erst einmal drauf, kommt man hier kaum noch heran!

  • Einsetzen der Dachfenster
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    © U. J. Alexander | An den Dachfenstern ist besonders hohe Sorgfalt vonnöten. Wird hier etwas undicht, fällt die Nacharbeit extrem…
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Einfache Deckungen
Wenn man sich dazu entschlossen hat, seine alte Dacheindeckung oder eine neue im gleichen Stil zu verwenden, gibt es an diesem Punkt nicht mehr viel zu erklären: Beginnend unten rechts mit dem Ortgangziegel werden die Dachziegel wieder fachmännisch mit korrekter Überlappung und Versatz eingehängt.

Anders hingegen sieht es aus, wenn man eine völlig andere Eindeckung wählt. Schieferplatten werden zwar „nur“ angenagelt, müssen aber Stück für Stück händisch angepasst werden – Profiarbeit, die man selbst als sehr versierter Heimwerker nicht angehen sollte, weil dabei zu viel teurer Verschnitt produziert wird. Einfacher sind da Metalldächer: Platten auflegen, überlappen, festschrauben. Was die Geschwindigkeit angeht ist das die mit Abstand schnellste Variante – muss aber in jedem Fall im Vorfeld geprüft werden, weil der Bebauungsplan eine solche Eindeckung mitunter untersagt.

Die Details
Die Eindeckung selbst ist nur der erste Schritt des fertigen Dachs. Ist sie gemeistert, müssen die wasserdichten Anschlüsse zu den Dachfenstern angebracht werden. Es folgen Kamine und die Giebelseiten. Anschließend werden die Firstziegel gesetzt. Vorteil einer neuen Eindeckung: Hier gibt es heute verschraubte Systeme, die einfach auf eine darunter verlegte Dichtungsbahn gesetzt und angeschraubt werden. Will man hingegen die alte Eindeckung verwenden, ist es höchstwahrscheinlich notwendig, die Firstziegel mit Mörtel zu befestigen – hier ist besondere Sorgfalt vonnöten, damit die Ziegel über viele Jahre halten und auch durch kräftige Windstöße nicht vom Dach gelöst werden können und so zum lebensgefährlichen Geschoss werden. Vorteil: Auch hier gibt es mittlerweile moderne Konstruktionsstoffe, sodass man nicht mit Eimer und Kelle auf dem Dach werkeln muss.

Es folgt die Installation der Dachrinne. Ist das getan, darf man schon mehr tun, als sich nur auf die Schulter klopfen, denn das Dach ist nun fertig. Es folgt der Innenausbau: Das Abdecken der Innenseiten im Trockenbauverfahren und das anschließende Streichen der Schrägen.

Fazit
Einen Dachstuhl komplett zu erneuern, dürfte zum Schwierigsten gehören, das man sich als Heimwerker vornehmen kann. Allerdings: Solange man den Austausch 1:1 vornimmt, keine vollkommen neue Dachform wählt, keine zusätzlichen Gauben etc. einbringt, einen guten Statiker dabeihat und keine Experimente wagt, bleibt davon nur noch die Höhenarbeit und das relative Gewicht der Teile. Das macht es zwar nicht zu einem Spaziergang, aber durchaus für erfahrene DIY’ler mit viel Fleiß, Zeit und Vorsicht stemmbar.

Es gibt Dinge, die können Selbermacher ausführen, selbst wenn sie noch nicht viele Erfahrungen und Werkzeuge haben. Und dann gibt es Arbeiten, die einen regelrechten Jedi von Heimwerker bräuchten. Zu letzterer Kategorie gehört es zweifellos, seinen Dachstuhl in Eigenregie vollkommen erneuern zu wollen. Eine Mammutaufgabe zwar, aber auch eine, bei der man als talentierter Selbermacher vier- bis teilweise fünfstellige Summen an Handwerkerkosten sparen kann. Grund genug, einmal Schritt für Schritt zu erklären, wie so etwas aussieht und was unbedingt zu beachten ist, wenn man am Dachstuhl eine Vollsanierung angeht.
  • Moos nagt an den alten Dachziegeln
    © Mathias Karner | Moos ist ein dachzerstörender Übeltäter. Es drückt die Ziegel auseinander und lässt so Regenwasser eindringen.
  • Dachdeckerarbeiten in großer Höhe
    © Sven Böttcher | Eine Dach-Vollsanierung benötigt einen besonderen Heimwerker-Menschenschlag. Absolute Höhentauglichkeit ist die Minimal-Voraussetzung.
  • Baugerüst als Voraussetzung
    © Andrea Wilhelm | Ohne Gerüst geht es nicht. Schon der Arbeitserleicherung wegen, aber auch zum Zwecke der Absicherung gegen das Abstürzen von Mensch und Dach-Bauteilen.
  • Wertvolles Altholz im Dachstuhl
    © Leon | Für das Altholz des Dachstuhls zahlen so manche Schreinereien und Privatleute gute Preise, um es durch Upcycling wiederzuverwerten.
  • Neuen Dachstuhl genau anlegen
    © Fotofuchs | Die Ausführung muss nicht millimetergenau sein, das ist sie bei Profis auch nicht. Aber eine Grundgenauigkeit ist absolute Pflicht.
  • Anlegen der Sichtschalung
    © kasto | Die hölzerne Sichtschalung ist die unterste Deckungsschicht. Allerdings dient sie nur zur Zierde und hat keine abdichtenden/ dämmenden Eigenschaften.
  • Einsetzen der Dachfenster
    © U. J. Alexander | An den Dachfenstern ist besonders hohe Sorgfalt vonnöten. Wird hier etwas undicht, fällt die Nacharbeit extrem aufwändig aus.
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Kommentare

Ich wüsste gerne, ob sich ein Laie daran traut. Ich finde die Beschreibung sehr gelungen. Die einzelnen Schritte sind verständlich erklärt, z. B. die Abfallentsorgung. Ich käme jedoch nie auf die Idee, das selbst zu machen. Ich bin Elektrikerin und habe schon viel in dem Bereich gesehen. An mein Dach lasse ich nur meinen Dachdecker. Dank dieser Beschreibung kann ich nun aber mitreden!

Da unser Dach nicht mehr ganz dicht ist, suche ich nach einer Dachdeckerei, die sich darum kümmert. Gut zu wissen, dass der Dachstuhl komplett von allem, was man dort vielleicht schon seit Jahrzehnten lagert, befreit werden muss. Dann kann ich das ja schonmal vorbereiten.

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