Baukredite - Ein Vergleich der Finanzierungsmodelle

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Aktualisiert am 08.02.2015
Das Spektrum an unterschiedlichen Baukredit-Formen auf dem Markt ist zwar vielfältig, aber nicht gerade als Dschungel zu bezeichnen. Vor allem, da sich zukünftigen Eigenheimbesitzern ohnehin selten größere Wahlmöglichkeiten bieten. Denn die Finanzsituation bestimmt die Finanzierungssituation. Trotzdem gibt es einige Besonderheiten, die einzelne Finanzierungsmodelle voneinander unterscheiden und sie mit Blick auf die eigenen Anforderungen und Bedürfnisse mal mehr, mal weniger sinnvoll erscheinen lassen, um das nötige Kapital zum Bauen zu sammeln. In diesem Artikel führen wir in die Welt der Finanzierungsmodelle ein und stellen wir die gängigsten Formen der Baukredite im Vergleich vor.

Baukredite für jedermann

  • Darlehen zur Baufinanzierung
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    © Gerhard Seybert | Ein Darlehen ist wie ein neuer Schuh: Es muss einfach zum Träger passen. Bauherren sollten sich also gut überlegen,…
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In der Werbung sieht es immer so einfach aus: Glückliche Familien richten sich in ihrem neuen, sonnendurchfluteten Zuhause ein, während ein Sprecher aus dem Off vollmundig verspricht, dass jedermann die Möglichkeit hat, sich mit einem Baukredit seine Wünsche zu erfüllen. Zugegeben, das klingt nicht schlecht. Allerdings ist die Wirklichkeit meist nicht so idyllisch.

Bei Baukrediten geht es immer um eine Menge Geld. Es kann daher kaum überraschen, dass Banken bei der Vergabe sehr viel vorsichtiger sind, als es laut Werbung den Anschein haben könnte. Plötzlich ist da von Sicherheiten die Rede, von Kreditwürdigkeit und von Effektivzinssätzen. Die Entscheidung, in welcher Form der Baukredit letztlich vergeben wird, resultiert im Wesentlichen aus diesen Rahmenkonditionen.

Allerdings: Es gibt nicht nur den einen Baukredit, den es der Bank in harten Verhandlungen abzuringen gilt. Tatsächlich existiert eine ganze Palette an Finanzierungsmodellen, die als Baukredit bezeichnet werden können. Alle bringen gewisse Vorzüge, aber auch so manchen Nachteil mit sich. Daher lassen sich die Modelle nur optimal einsetzen, wenn die jeweilige Lebenssituation der zukünftigen Kreditnehmer dabei gewissenhaft bedacht wird. Dieser Artikel stellt die aktuell wichtigsten Finanzierungsmodelle für den Traum vom Eigenheim in aller Kürze vor, so dass Bauherren die Baukredite besser vergleichen können.

Annuitätendarlehen

  • Baukredite mit Annuitätendarlehen
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    © Alterfalter | Das Annuitätendarlehen ist die übliche Form der Baufinanzierung, denn es lässt viel Raum für individuelle Ausgestaltung.…
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Das Annuitätendarlehen ist der Klassiker unter den Baukrediten und aufgrund seiner flexiblen Anpassungsmöglichkeiten für die meisten künftigen Bauherren die erste Anlaufstelle. Bei dieser Form von Darlehen wird die geliehene Geldsumme in jährlich wiederkehrenden Anteilen - den Annuitäten - nach und nach getilgt. Die Annuität besteht dabei zum einen aus der eigentlichen Tilgungsrate, mit der nach und nach die Kreditsumme abgebaut wird. Zum anderen beinhaltet sie einen Zinsanteil, der gewissermaßen eine Abgeltung an die Bank für die Bereitstellung des Geldes sowie einen Risikoabschlag darstellt. Je höher die Bank das Risiko bewertet, ihr Geld nicht wiederzusehen, desto höher fallen auch die Zinsen am Ende aus. Heute wird die Annuität für gewöhnlich in monatlichen Raten geleistet.

Wenn ein Annuitätendarlehen zustande kommt, verständigen sich Kreditinstitut und Kreditnehmer auf eine feste jährliche Summe, die zur Ableistung des Darlehens an die Bank zu zahlen ist.  Die Ratenhöhe wird jedoch nicht willkürlich bestimmt, sondern orientiert sich an Anteilen der Gesamtdarlehenssumme, die in Prozenten angegeben werden. Die anfängliche Mindesttilgungsrate liegt in der Regel bei 1% der Darlehenssumme, sollte aber nach Möglichkeit höher ansetzen. Denn je länger man einen Kredit abbezahlt, desto länger zahlt man auch Zinsen. Dieser Zinsanteil wird nach der finanziellen Situation der Kreditnehmer unter Einbeziehung von Eigenkapital, Sicherheiten und weiteren vertrauensbildenden Maßnahmen individuell berechnet und baut dabei auf einen marktorientierten Grundzins - den sogenannten Sollzins. Dieser liegt - moderate Rahmenkonditionen vorausgesetzt - derzeit zwischen 2-5% bei längerfristiger Zinsbindung.

Beispiel: Es wird ein Kredit von 100.000 Euro aufgenommen. Die Tilgungsrate wurde zunächst auf 1% festgesetzt, der anfängliche effektive Jahreszins wurde mit 4% ausgehandelt. Für den Kapitaldienst im ersten Jahr bedeutet das insgesamt ein Aufkommen von 5% der Darlehenssumme. Das sind 5000 Euro. Diese werden auf 12 Monatsraten verteilt. Es werden also pro Monat rund 417 Euro fällig.

Da sich die Tilgung eines Kredits in Höhe von z.B. 100.000 Euro bei einer Tilgungsrate von 1% pro Jahr folglich auf 100 Jahre belaufen würde, wandeln sich die Anteile von Zinsen und Tilgung an der Annuität im Verlauf der Abzahlung automatisch und verkürzen so die Laufzeit. Mit der Höhe der Restschuld sinkt auch die Beitragshöhe der Zinsen innerhalb der Rate, solange ihr Prozentwert gleich bleibt. Sinkt der Zinsaufwand, steigt wiederum der Tilgungsanteil, so dass die Höhe der Rate stets gleich bleibt. Die Tilgung geht nun schneller voran, da mehr Geld pro Monat in die Abzahlung fließt. Deshalb erfolgen die größten Schritte zur Schuldenfreiheit bei einem Annuitätendarlehen erst in den letzten Jahren der Kreditlaufzeit, während zu Beginn vor allem Zinsen gezahlt werden.

Achtung: Steigen allerdings die marktüblichen Zinsen während der Abzahlung an (z.B. bei Krediten ohne Zinsbindung), wird auch die Rate teurer. Denn eine umgekehrte Anpassung der Tilgung an die Zinsen zur Wahrung der Ratenhöhe ist nicht vorgesehen.

Exkurs: Die Kreditmechanismen

  • Die Entwicklung des EURIBOR
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    © Peter Lauppert | Der EURIBOR gibt an, zu welchem Zinssatz sich Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Er ist damit einer der…
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Die Zinsen für ein Darlehen beziehen zwar im Einzelfall Aussagen zu Sicherheiten, Kreditwürdigkeit und Eigenanteil des Kreditnehmers in die Bestimmung ihrer Höhe mit ein. Der Sollzins beruht aber in erster Linie auf der marktüblichen Verzinsung von Krediten, die europäischer Leitzins und EURIBOR vorgeben. Der EURIBOR ist der aktuelle Zinssatz, zu dem sich Banken kurzfristig untereinander Geld leihen. Da sich aber Leitzins und EURIBOR ständig ändern, wird auch der Sollzins entsprechend angepasst. Während der Laufzeit eines Kredits können so einmal relativ günstige Zinssätze anfallen. Es kann aber auch schnell passieren, dass der Kredit bei stark ansteigenden Leitzinsen plötzlich sehr viel teurer wird.

Festgeschriebener Zins

Ein Weg, diese Unsicherheit bei der Zinshöhe während der Rückzahlung eines Darlehens zu umgehen, ist es, bei der Bank zu beantragen, den aktuell geltenden Zinssatz für eine bestimmte Zeit festschreiben lassen. Eine Zinsfestschreibung ermöglicht es dem Kreditnehmer, die fällige Annuität für die nächsten Jahre genauestens einzukalkulieren, da mit dem Zins auch die Summe der Raten in dieser Zeit stets gleich bleibt. Eine Bank wird sich bei Annuitätendarlehen derzeit aber kaum auf mehr als 5-10 Jahre für die Zinsfestschreibung einlassen, um ein Verlustgeschäft in Anbetracht der Tatsache zu vermeiden, dass der Leitzins eigentlich nur noch steigen kann. Grundsätzlich muss ein Kreditnehmer für längere Zinsfestschreibungen ohnehin einen pauschal erhöhten Sollzins in Kauf nehmen. Was er dadurch allerdings gewinnt, ist rechnerische Sicherheit.

Dynamischer Zins

Wer in Anbetracht der seit mittlerweile mehrere Jahre brachliegenden Zinslandschaft das Risiko nicht scheut, seinen Baukredit ohne Zinsbindung anzugehen, profitiert zunächst davon. Denn direkte Zinsaufschläge der Bank für die Gewährung längerer Zinsbindungsfristen sind dann nicht zu befürchten. Außerdem gehen Banken bei Finanzierungsmodellen ohne Zinsfestschreibung großzügiger mit den Rückzahlungsmodalitäten um. So ist es bei Krediten ohne Zinsbindung ohne Weiteres möglich, Sonderzahlungen in beliebiger Höhe zu leisten, ohne dabei eine Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen. Kreditnehmer, die in unregelmäßigen Abständen erhebliche Sondereinnahmen verzeichnen, können so ihren Kredit sehr schnell abbauen. Und mit der verkürzten Laufzeit sinkt auch der Gesamtzinsaufwand, d.h. der Kredit wird günstiger.

Während ein dynamisches Zinsmodell also durchaus Sinn macht, um in Zeiten hoher Leitzinsen auf eine baldige Zinssenkung zu spekulieren oder sich die Möglichkeit auf vorzeitige Tilgung offen zu halten, bietet sich ein Festzins in Niedrigzinsphasen wie der derzeitigen an, um langfristig von der günstigen Verzinsung zu profitieren.

Cap-Darlehen

Der offensichtliche Nachteil eines Darlehens ohne Zinsbindung ist der, dass die Kreditzinsen jederzeit steigen können, und das in einem nicht vorhersehbaren Ausmaß. Steigen die Zinsen rasant, sieht sich der Kreditnehmer plötzlich stark erhöhten Zinsforderungen gegenüber, die ungeachtet zu bedienen sind. Dieser Effekt kann sich dann sehr nachteilig auf den ursprünglichen Finanzierungsplan auswirken. Eine Möglichkeit, hier trotz des Verzichts auf die Zinsbindung eine gewisse Sicherheit zu erreichen, ist ein Cap-Darlehen. Bei diesem Finanzierungsmodell ohne Zinsfestschreibung wird der mögliche Zinsanstieg vorsorglich nach oben hin gedeckelt. Der Vorteil ist, dass allzu dramatische Zinsunterschiede auf diese Weise vermieden werden. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass der Kreditnehmer für dieses Entgegenkommen wiederum mit einem pauschalen Zinsaufschlag oder auch mit einem einmaligen Zusatzbeitrag der Bank rechnen muss.

Wie teuer einen der Cap zu stehen kommt, hängt wesentlich von drei Faktoren ab:

  • Die Marge zwischen anfänglichem Zinssatz und Cap. Je größer diese ausfällt, desto günstiger wird es.
  • Die Zinsschwankungen am Markt. Je dynamischer die Zinssituation bei Abschluss ist, desto teurer der Cap.
  • Die Restlaufzeit. Längere Laufzeiten bedeuten höhere Preise.

In Zeiten sehr dynamischer Zinsentwicklung stellt ein Cap-Darlehen effektiv sicher, dass die Kreditraten zu jeder Zeit bezahlbar bleiben, selbst unter maximaler Zinslast. Der Cap kann dabei auch noch nachträglich während der Laufzeit eingefügt werden. Allerdings bietet es sich nicht an, einen Cap erst dann abzuschließen, wenn die Zinsentwicklung bereits deutlich anzieht. Denn der Trend wird bei der Bemessung des Preises berücksichtigt, so dass es schnell sehr teuer werden kann. Deshalb ist auch bei der Einrichtung eines Cap-Darlehens ein vorausschauendes Auge Pflicht.

Volltilger-Darlehen

  • Tilgungsanteil und Zinsanteil bei einem Darlehen
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    © Karsten11 | Zu Beginn eines Baukredits bestehen die monatlichen Raten hauptsächlich aus Zinszahlungen. Da bei laufender Tilgung die…
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Ebenso wie es für flexible Kredite spezielle Finanzierungsmodelle gibt, existieren solche auch für Darlehen mit Zinsbindung. Verfügt der Kreditnehmer etwa über einen gewissen finanziellen Spielraum, kann er die Tilgungsraten seines Darlehens so festlegen lassen, dass der Kredit bereits innerhalb der Zinsbindungsfrist vollständig getilgt wird. Ein solches Volltilger-Darlehen honorieren Banken gerne mit gewissen Eingeständnissen bei der Höhe der Verzinsung, da eine klare Perspektive gegeben scheint. Der Vorteil für den Kreditnehmer liegt vor allem darin, dass er für die gesamte Laufzeit seines Darlehens rechnerische Sicherheit besitzt. Er muss sich aber auch darauf einstellen, das Darlehen innerhalb von 15-20 Jahren begleichen zu können. Längere Laufzeiten mit Zinsbindung sind unwahrscheinlich. Doch auch kürzere sollten vermieden werden. Kaum jemand wird es schaffen, einen vollwertigen Baukredit innerhalb von 5 Jahren abzuzahlen.

Wegen der Zinsabschläge und aufgrund der im Vergleich zu herkömmlichen Annuitätendarlehen kurzen Laufzeit wird ein Volltilger-Darlehen in der Bilanz günstiger ausfallen als andere Darlehensarten. Es handelt sich also um eine vergleichsweise preiswerte Finanzierungsform. Andererseits müssen die Banken bei Volltilger-Darlehen schärfer kalkulieren, um aus der festen Verzinsung dennoch Profit zu schlagen. Daher werden sie etwa Sondertilgungen hier kaum zulassen. Zudem ist eine flexiblere Handhabung der vergleichsweise hohen Monatsraten nicht vorgesehen. Ändern sich die Einkommensverhältnisse zum Schlechteren, kann das zu einem ernsthaften Problem werden.

Festdarlehen

Einen völlig anderen Zugang zur Hausbaufinanzierung als das Annuitätendarlehen bietet das Festdarlehen. Bei diesem wird nicht mit jährlichen Raten an einem stetigen Abbau der Darlehenssumme gearbeitet. Stattdessen werden über die gesamte Laufzeit nur die Zinsen bedient und das Darlehen schließlich in einem Zug in voller Höhe ausgelöst. Da es normalerweise schwierig ist, eine solche Summe in selbstverantwortlicher Funktion anzusparen, funktioniert das Ganze überlicherweise nur, wenn das Darlehen an eine Kapitalanlage wie einen Aktienfonds oder eine Kapitallebensversicherung gebunden wird. Das Geld, das bei einem Annuitätendarlehen in die Tilgung fließen würde, ist also nicht gewonnen, sondern wird in die begleitende Sparanlage eingezahlt. Bei deren Fälligkeit kann das Darlehen dann bestenfalls vollständig ausgelöst werden.

Bei einem Festdarlehen können auch Zinsfestschreibungen von bis zu 30 Jahren erfolgen. In diesem Zeitraum zahlt der Kreditnehmer immer einen festen Betrag in die Immobilienfinanzierung. Die Zinshöhe bleibt immer gleich. Das ist besonders attraktiv für Investoren, die ihre Immobilie nicht selber bewohnen, sondern gleich weitervermieten. Denn sie können die Zinskosten steuerlich von den Mieterträgen absetzen. Bei einem Annuitätendarlehen würden diese Steuervorteile nach und nach immer stärker schrumpfen, da bei diesen der Zinsaufwand ja mit der Zeit abnimmt. Bei einem Festdarlehen kann dagegen fest mit der Abschreibung kalkuliert werden.

Selbstnutzer, die einen solchen Steuervorteil nicht genießen, werden mit dem Festdarlehen dagegen weniger glücklich. Denn da inzwischen auch Steuern auf Kapitalerträge aus Bausparverträgen und Kapitallebensversicherungen zu zahlen sind, reicht deren Deckungssumme in der Regel nicht mehr aus, um ein Festdarlehen unter annehmbaren Finanzaufwand auszulösen. Wenn dann noch berücksichtigt wird, dass die Zinskosten während der gesamten Laufzeit gleich hoch bleiben und nicht allmählich sinken, ist dieses Finanzierungsmodell viel zu teuer. Das Festdarlehen bleibt also nur eine Option für Vermieter.

Bauspardarlehen

  • Bausparvertrag zur Ergänzung der Finanzierungsmodelle
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    © Gerhard Seybert | Ein Bausparvertrag ist eine recht sichere und überschaubare Sache. Allerdings erweist er sich für eine volle…
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Falls bis zur akuten Phase eines Bauvorhabens noch einige Jahre ins Land ziehen, die Gelder also nicht unmittelbar abgerufen werden müssen, kann es sinnvoll sein, in der Zwischenzeit in einen Bausparvertrag einzuzahlen. Ist dieser bis zur vereinbarten Sparsumme angefüllt, kann er anschließend als Grundlage für ein zinsstabiles Bauspardarlehen dienen. Diese Darlehensform wird von Bausparkassen deshalb zu relativ guten Konditionen angeboten, weil sie sich aus den Einzahlungen eines ganzen Kollektivs an Bausparern speist. Der Kapitaltopf wird dabei durch die Bausparbeiträge sowie die Tilgungsraten der Darlehensnehmer stetig befüllt, die Kredite werden daraus je nach Höhe der Einzahlungen und der gesamten Bausparsumme nach und nach bedient. Die Darlehensnehmer begleichen den Kredit dann im Rahmen einer Annuität.

Bauspardarlehen sind zwar vergleichsweise sichere Finanzierunsgmodelle, da sie Extreme in jeder erdenklichen Weise vermeiden. Im Vergleich fallen sie aber in ihrer Flexibilität hinter andere Baukredite zurück. Das liegt zum einen an der Wartefrist, die durch die Ansparphase des Bausparvertrags anfällt und unmittelbare Bauvorhaben nicht berücksichtigt. Zum anderen sind die Zinsbewegungen weit weniger dynamisch als bei vergleichbaren Bankdarlehen. So ist zwar sichergestellt, dass die Rückzahlung des Darlehens berechenbar bleibt. Zinsvorteile, die am Markt auftreten, können aber selten voll ausgeschöpft werden.

Andere Finanzierungsmodelle wie Zwischenfinanzierungen oder Kombikredite beziehen Bauspardarlehen als Teillösungen mit ein und sollen ihre Anwendung so vielseitiger gestalten. Der Preis sind aber immer zusätzliche Kosten, die solche alternativen Baukredite im Vergleich zu teuer machen. Andere Möglichkeiten, Bausparverträge besser zu nutzen, eröffnen sich durch ihren Einsatz als Sicherheit oder durch den Gebrauch eines Bauspardarlehens als Anschubfinanzierung für ein echtes Bankdarlehen. 

Bei Bausparverträgen und Bauspardarlehen gibt es viele nationale Besonderheiten zu beachten. Einen ersten Überblick verschaffen hier unsere Artikel Baufinanzierung mit Bausparvertrag in Deutschland und Baufinanzierung mit Bausparvertrag in Österreich.

Die Qual der Wahl?

Auch wenn durchaus vielfältige Finanzierungsmodelle auf dem Markt zu existieren scheinen, sind ihre jeweiligen Anwendungsmöglichkeiten doch recht beschränkt. Normalerweise wird der durchschnittliche Eigenheimbauer auf ein Annuitätendarlehen verwiesen bleiben, das er sich zu den bestmöglichen Konditionen sichert. Im Vorfeld eingebrachte Ergänzungen z.B. durch Bausparverträge können aber die Grundlage für einen gesunden Finanzierungsmix bilden, der die Gesamtkosten aller Darlehen nach unten korrigiert.

Am Ende liegt es in der Verantwortung der Bauherren, sich über ihre Möglichkeiten zu informieren, damit die Eigenheimfinanzierung zu einer runden Sache wird. Bei den erheblichen Summen, um die es bei einer Baufinanzierung geht, sollten jedenfalls keine halben Sachen gemacht werden. Denn das könnte einen am Ende wahrhaft teuer zu stehen kommen. Wer es sich finanziell erlauben kann, behilft sich mit einem Volltilger-Darlehen zur vollen Kostenkontrolle. Gerade dann sollte allerdings darauf geachtet werden, dass das Darlehen gegen Verdienstausfälle gut abgesichert ist. Denn genau wie zu gering bemessene Raten einen das Leben lang verfolgen, können auch zu hoch veranschlagte Raten schnell zum Verhängnis eines jeden Finanzierungsmodelles werden, wenn der gut gemeinte Finanzierungsplan schließlich doch nicht nach Erwartung aufgeht.

Begleitend zu den einzelnen Finanzierungsmodellen bieten Kreditinstitute auch alternative Finanzierungsstrategien, die einen flexibleren Umgang mit den aufgenommenen Schulden gewährleisten sollen. Im nächsten Teil dieser Reihe klären wir, was es mit Zwischenfinanzierung auf sich hat.

Das Spektrum an unterschiedlichen Baukredit-Formen auf dem Markt ist zwar vielfältig, aber nicht gerade als Dschungel zu bezeichnen. Vor allem, da sich zukünftigen Eigenheimbesitzern ohnehin selten größere Wahlmöglichkeiten bieten. Denn die Finanzsituation bestimmt die Finanzierungssituation. Trotzdem gibt es einige Besonderheiten, die einzelne Finanzierungsmodelle voneinander unterscheiden und sie mit Blick auf die eigenen Anforderungen und Bedürfnisse mal mehr, mal weniger sinnvoll erscheinen lassen, um das nötige Kapital zum Bauen zu sammeln. In diesem Artikel führen wir in die Welt der Finanzierungsmodelle ein und stellen wir die gängigsten Formen der Baukredite im Vergleich vor.
  • Darlehen zur Baufinanzierung
    © Gerhard Seybert | Ein Darlehen ist wie ein neuer Schuh: Es muss einfach zum Träger passen. Bauherren sollten sich also gut überlegen, welche Finanzierungsmodelle ihren Voraussetzungen (Eigenanteil, Sicherheiten, Bonität) am besten entsprechen, um nicht übermäßig viel draufzuzahlen. Ohne einen gute aufgestellten Finanzierungsplan geht hier nichts!
  • Baukredite mit Annuitätendarlehen
    © Alterfalter | Das Annuitätendarlehen ist die übliche Form der Baufinanzierung, denn es lässt viel Raum für individuelle Ausgestaltung. Der Kredit wird dabei in Jahresraten, den Annuitäten, abgetragen, die heute aber regelmäßig über 12 Monate verteilt im Voraus getilgt werden. Dadurch ergibt sich immerhin ein minimal günstigerer Zinssatz. Baukredite mit Annuität lassen sich mit einer Zinsbindung vereinbaren, um rechnerische Sicherheit zu gewinnen. Dynamische Zinsen lassen mehr Spielraum für vorzeitige Tilgung, das Risiko der Kreditverteuerung ist aber deutlich höher.
  • Die Entwicklung des EURIBOR
    © Peter Lauppert | Der EURIBOR gibt an, zu welchem Zinssatz sich Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Er ist damit einer der Leitwerte, die über die Höhe des Sollzins bei einem Baukredit bestimmen. Genau wie alle anderen Zinswerte ist auch der EURIBOR derzeit auf einem Allzeittief angelangt. Nominell sind die Bedingungen für eine Kreditaufnahme im Moment also besonders gut. In der Praxis sieht das aber meist schon wieder anders aus, denn Banken lassen sich so nur ungern auf längere Zinsbindungsfristen ein.
  • Tilgungsanteil und Zinsanteil bei einem Darlehen
    © Karsten11 | Zu Beginn eines Baukredits bestehen die monatlichen Raten hauptsächlich aus Zinszahlungen. Da bei laufender Tilgung die Gesamtdarlehenssumme aber stetig kleiner wird, sinkt auch die Höhe der Zinszahlung immer mehr. Der Tilgungsanteil wiederum steigt damit an, denn die absolute Höhe der Rate in Euro bleibt während einer Zinsbindung gleich. Volltilger-Darlehen zielen darauf ab, die gesamte Darlehenssumme innerhalb der Zinsfestschreibung abzuzahlen. Die Aufwendungen für Zins und Tilgung sind hier also besonders gut vorauszuberechnen.
  • Bausparvertrag zur Ergänzung der Finanzierungsmodelle
    © Gerhard Seybert | Ein Bausparvertrag ist eine recht sichere und überschaubare Sache. Allerdings erweist er sich für eine volle Baufinanzierung meist als zu unflexibel. Dagegen kann ein Bausparvertrag mit Bauspardarlehen gute Dienste als ein erster Finanzierungsschritt leisten, um durch das zusätzliche Kapital ein größeres Baudarlehen günstiger zu gestalten.
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