Estrichkonstruktion – Verlegearten von Estrich
Unterschiedliche Verlegearten, unterschiedliche Ziele
In der Beantwortung der Frage, warum überhaupt ein Estrich eingebaut wird, ergeben sich schon erste Hinweise auf die später erklärten, für die jeweilige Nutzungsart geeigneten Verlegevarianten.
Hauptaufgaben des Estrichs sind:
- Nivellierung von Unebenheiten auf der Rohdecke
- Erreichen der bauseits geplanten Höhenlage des Bodens
- belastbare, biegesteife Auflage für den späteren Bodenbelag
- „Heizelement“ in Verbindung mit einer Fußbodenheizung
- Realisierung einer Wärme- und Trittschalldämmung
- Schutz der verlegten Heizungsrohre, insbesondere der Fußbodenheizung
Je nach dem, welche bzw. wie viele dieser Aufgaben vom Estrich übernommen werden sollen, muss die geeignete Verlegeart gewählt werden.
Unterschieden wird zwischen:
- Verbundestrich
- Estrich auf Trennlage
- schwimmender Estrich
- Heizestrich
Die „einfachste“ Ausführung: der Verbundestrich
Überall dort, wo Schall- oder Wärmeschutz eine untergeordnete Rolle spielen, kommt als konstruktiv einfachste Lösung der Verbundestrich zur Anwendung. Bei dieser Ausführung wird das Estrichmaterial direkt auf die Rohdecke aufgebracht. Sinnvoll oder gebräuchlich ist diese Estrichkonstruktion mit Zementestrich (CT) oder Gussasphalt (AS). Im Zusammenspiel mit dem so belegten Boden ergeben sich hohe statische Belastbarkeiten. Beispielanwendungen sind Garagen, Keller oder Werkstatträume. Eine Kombination mit einer Fußbodenheizung ist nicht möglich. Es kann mit einer relativ geringen Schichtdicke (CT = 30 mm/AS = 20 mm) gearbeitet werden.
Hinweis: Der Rohboden muss sauber, offenporig und angefeuchtet sein. Eventuell vorhandene Dehnungsfugen müssen auch im Estrich übernommen werden.
Die Weiterentwicklung des Verbundestrichs: Estrich auf Trennlage
Die Konstruktionsform "Estrich auf Trennlage" – oftmals auch „Estrich auf Trennschicht“ oder „Gleitestrich“ genannt – ist ebenfalls nur dort geeignet, wo Wärme- und Schalldämmung nicht erforderlich sind. Im Gegensatz zum Verbundestrich ist es hier nicht wichtig, ob sich das Estrichmaterial perfekt mit der Rohdecke verträgt, es können alle Estricharten (gemäß ihrer Eignungen) verwendet werden. Eine Bitumenbahn oder PE-Folie trennt beide Bauteile, eine Sperrschicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit ist möglich. Typische Estriche auf Trennlagen finden sich im Bereich von Terrassen, Balkonen oder Kellern in der Ausführung als Zementestrich. Da es nicht zum kraftschlüssigen, homogenen Verbund mit dem Untergrund kommt, sind die Schichtdicken etwas höher zu wählen (z.B.: CT = 35 mm, AS = 25 mm, Calciumsulfatestrich (CA) = 30 mm)
Hinweis: Gleitestrich erreicht nicht ganz die statische Belastbarkeit von Verbundestrich, Heizsysteme sind auch hier nicht möglich bzw. sinnvoll. Die verwendeten Trennschichten und Feuchtigkeitssperren müssen exakt nach Herstellervorschrift eingebaut werden, um spätere Schäden zu vermeiden.
Meistverwendet im Wohnungsbau: der schwimmende Estrich
Die etwas exaktere Bezeichnung für diese Konstruktionsweise ist „Estrich auf Dämmlage“. Kennzeichnend für den schwimmenden Estrich ist die Eigenschaft, dass es sich um eine „frei bewegliche“ Platte handelt, die von allen Bauteilen (Rohboden/ -decke, Wände) entkoppelt ist. Er liegt auf Dämmplatten und/ oder entsprechenden Schüttungen auf, die für eine konstruktive Schall- und Wärmedämmung sorgen. So sind Schwimmestriche bestens zur Verwendung in Verbindung mit Fußbodenheizsystemen geeignet. Eine zusätzliche Bewehrung mit Estrichmatten oder Bewehrungsfasern im Baumaterial steigern die Belastbarkeit und die Rissbeständigkeit.
Tipp: Die Notwendigkeit einer Bewehrung im Zusammenhang mit Estrichen wird oft gegensätzlich diskutiert. Wegen des überschaubaren Preises der Matten sollte jedoch zumindest bei einer geplanten späteren Belegung des Bodens mit Fliesen oder Steinzeug nicht darauf verzichtet werden.
Grundsätzlich sind alle Estricharten zur schwimmenden Verlegung geeignet. Am gebräuchlichsten sind CA-Estriche für den Innenbereich und CT-Estriche für innen + außen sowie für feuchtigkeitsbelastete bauliche Situationen.
Hinweis: Allgemein und ganz besonders bei der Verwendung von selbstnivellierenden Fließestrichen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass kein Estrichmaterial mit anderen Bauteilen (Böden, Wänden) in Verbindung kommt. Ansonsten entstehen Wärme- oder Schallbrücken, die die besonderen Vorzüge dieser Estrichkonstruktion zunichte machen.
Angenehm temperiert: schwimmender Estrich mit Fußbodenheizung = Heizestrich
Die im Aufbau komplexeste, dafür aber multifunktionelle Estrichkonstruktion ist der Heizestrich. Er ist wie der konventionelle Estrich auf Dämmlage aufgebaut. Zusätzlich aber werden vor dem Estricheinbau die Heizrohre der Fußbodenheizung verlegt. Für eine effiziente Wärmeübertragung eignen sich – neben allen anderen Arten – Fließestriche in ganz besonderem Maße, da sie die Heizschlangen sehr kompakt und homogen umschließen. Wie beim schwimmenden Estrich üblich, sind auch beim Heizestrich die höchsten Schichtdicken erforderlich. Sie bewegen sich in einem Rahmen von 40-60 mm.
Gelegentlich – in seltenen Fällen wird dies aus statischen Gründen erforderlich sein – können die Heizschlangen zunächst in einen sogenannten Ausgleichsestrich gebettet werden. Auf diese Ausgleichsschicht wird nach Trennschicht ein zweiter Estrich aufgelegt. In ihrer Gesamtheit behält die Konstruktion weiterhin ihren schwimmenden „Charakter“.
Hinweis: Eine mittlere Temperatur von 55 Grad im Bereich der Heizelemente darf beim späteren Betrieb der Fußbodenheizung nicht überschritten werden.
Sonderform in Leichtbauweise: der Trockenestrich
Trockenestrich ist deutlich von den üblichen Baustellenestrichen zu unterscheiden. Er wird mit fertigen Platten aufgebaut. Meistverwendet sind hierbei:
- Holzwerkstoffplatten (Spanplatten, OSB oder HDF)
- Zementfaserplatten
- Gipskarton- oder Gipsfaserplatten
Trockenestrich kann sowohl in schwimmender Form als auch im festen Verbund mit einer Unterkonstruktion verbaut werden. Den Vorteilen dieser Bauweise (geringes Gewicht, schneller Aufbau, sofortige Belegbarkeit) stehen zum Teil deutliche Nachteile entgegen. So bringt das geringe Gewicht schlechtere Werte in Bezug auf die Trittschalldämmung mit sich. Eine Verbindung mit einem Fußbodenheizungssystem ist zwar möglich, die Wärme- und Heizleistung bleibt jedoch hinter anderen – besser geeigneten – Formen (z.B. CA-Heizestrich) zurück. Ebenso müssen in der statischen Belastbarkeit Abstriche in Kauf genommen werden.
Tipp: Trockenestrich ist gerade in der Altbausanierung eine „leichte“ Alternative zu schwereren Estrichformen. Bei Einbausituationen, in denen die Nachteile nicht ins Gewicht fallen, punktet er durch schnellen Arbeitsfortschritt und entfallende Trocknungszeiten.
Estrichkonstruktion |
übliche |
Wärme- / |
Fußboden- |
Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
Verbundestrich |
CT, AS |
nein |
nein |
statisch hoch belastbar |
Estrich auf Trennlage |
alle |
nein |
nein |
Feuchtigkeitssperre möglich |
Schwimmender Estrich |
alle |
ja |
ja |
sorgfältige Entkopplung zu anderen Bauteilen erforderlich |
Heizestrich |
alle |
ja |
ja |
Mindesteinbauhöhen sind zu beachten |
Trockenestrich |
Fertigplatten, |
mit Einschränkungen | bedingt möglich | Leichtbauweise, sofort belegereif |
Von Fugen und „Sollbruchstellen“
Sind das richtige Estrichmaterial und die passende Verlegeart gefunden, kann das Projekt Estrichverlegung gestartet werden. Eines darf jedoch auf dem Weg zum endgültigen Erfolg nicht vergessen werden: Je nach Verlegeart sind Fugen einzuplanen, um zum einen das Reißen des Estrichs zu verhindern beziehungsweise zu kontrollieren und zum anderen gerade beim Heizestrich ein „Arbeiten“ des Estrichs zu erlauben.
Das heißt in der Praxis, dass bei der Estrichverlegung mit dreierlei Arten von Fugen gearbeitet wird:
- Randfugen sorgen für eine Entkopplung des Estrichs von Wänden und anderen Bauteilen. Schall- und Wärmeschutz sind Hauptgrund für diese Fuge, in zweiter Linie übernimmt sie die Aufgaben einer Bewegungsfuge.
- Bewegungsfugen – landläufig auch „Dehnungsfugen“ genannt – übernehmen entweder gleichartige Fugen des Rohbodens oder teilen die Estrichfläche in Segmente, damit sich diese ungehindert (z.B.: bei Temperaturschwankungen) ausdehnen bzw. zusammenziehen können. Es entstehen keine Risse oder Aufwerfungen durch Druck oder Spannungen.
- Scheinfugen sind – wie der Name schon sagt – Einschnitte (mit der Kelle, ca. 1/3 des Estrichquerschnitts) in das frisch verlegte Estrichmaterial. Ihr Sinn besteht darin, eine „wilde“ Rissbildung im trocknenden und schwindenden Estrich zu vermeiden. Unvermeidbare Risse bilden sich dann genau und gewollt an diesen Sollbruchstellen. Nach kompletter Durchtrocknung des Estrichs können sie mit kunstharzbasierten Produkten geschlossen werden.
Hinweis: Je aufwändiger die Verlegeart des Estrichs ist, desto intensiver sollte man sich mit dem Thema Bewegungsfugen auseinander setzen. Gerade bei beheizbaren Estrichen hat sich die Erstellung eines genauen Fugenplans (beispielsweise zur Trennung von Heizkreisen) bewährt.
Perfekte Fugenabstände oder ideale Feldgrößen können nicht allgemeingültig definiert werden. Sie hängen von den baulichen Voraussetzungen und dem verwendeten Estrichmaterial ab. Die Produktdatenblätter der Hersteller sind hierbei eine wichtige Hilfestellung für die Fugenplanung.
Auch wenn das Verlegen eines Estrichs zu den recht anspruchsvollen handwerklichen Arbeiten gehört. Mit dem Wissen um die Eigenschaften der Materialien und die Besonderheiten der Verlegearten gelingen dem ambitionierten Handwerker perfekte Ergebnisse. Wer sich noch unsicher ist und nicht über die nötige Erfahrung mit Baustoffen dieser Art verfügt, dem helfen Fachbetriebe weiter. Das Einbringen von Eigenleistung ist auch auf diesem Weg möglich.
Was zählt, ist das Endergebnis: Die Freude, wenn der neue Estrich mit glatter und ebener Oberfläche – wie ein stiller Bergsee – das Eigenheim ziert.
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