Boden im Bad: Alles Fliese, oder was…?
Bad mal ganz anders
Wenn das Bad neu gebaut oder saniert werden soll, kennen die meisten Heimwerker in Sachen Fußboden nur eine Denkrichtung: Fliesen! „Was auch sonst?“, könnte man fast ergänzen. Obwohl das Verlegen von Fliesen mitsamt dem Verfugen etwas Übung braucht und damit zumindest ein längerfristiges Unterfangen darstellt, sind Fliesen für die meisten Bauherren und Sanierer dennoch die allererste Wahl.
Auch wenn Fliesen natürlich unbestreitbare Vorteile haben, sind sie doch nicht zwingend die „Kings“ im Badezimmer. Es gibt auch andere Beläge, die gut aussehen können. Das zeigen die folgenden Böden. Und die sind ebenfalls absolut badezimmertauglich!
Sichtbeton
Beton lassen die meisten Heimwerker als „Nutzmaterial“ gerne gelten. Schon weil dieser Baustoff im Privatbereich ohnehin kaum sichtbar ist – etwa als Bodenplatte unter dem Haus oder Grundgerüst für die später verblendeten Stufen der Außentreppe. Ja, auch einen Blumenkübel aus Beton lassen viele noch durchgehen. Doch sobald jemand vor Beton das Wörtchen „Sicht“ ergänzt, teilt sich die Welt in zwei feindselige Lager auf.
Denn Sichtbeton, so der Name, ist ein Beton, der nicht verkleidet, lackiert oder anderweitig verblendet wird. Stattdessen bleibt er sichtbar. Viele, die sich vehement gegen dieses Stilelement wehren, fühlen sich dabei an die durch Verschalung entstandenen, holzgemaserten Beton-Innenraumteile in öffentlichen Gebäuden der 1960er und -70er erinnert. Andere sprechen gar vom „Knast-Look“. Dabei spiegelt ein solcherart gemaserter Beton nur eine der zahlreichen Spielarten des Sichtbetons.
Im Bad könnte beispielsweise die makellos glatte Variante eingesetzt werden. Die optischen Vorteile liegen auf der Hand: In Sachen Badezimmergestaltung sind ohnehin seit einigen Jahren sehr großflächige Fliesen angesagt, bis hin zu Exemplaren mit einem Meter Kantenlänge. Und geht man durch die Fliesenabteilung, sieht man schnell, dass dort eine Menge Grautöne die dominierenden Farben bilden.
Sichtbeton wäre nichts weiter als die konsequente Fortsetzung dieses Stils – nur ohne Fuge. Der nüchterne Look gibt dem Badezimmer einen sehr konsequenten, edlen Touch und die Farbe korrespondiert gut mit den möglichen Alternativen für die Wand. Zudem können dem Material auch Farbstoffe zugeschlagen werden, sodass sich der Farbton steuern lässt. Einzige Bedingung: Durch die Offenporigkeit des Betons ist es notwendig, diesen durch Schutzbeschichtungen (spezielle Wachse bzw. Polymere) zumindest in den Nasszonen von Dusche und Waschbecken davor zu bewahren, Feuchtigkeit aufzunehmen und unansehnlich zu werden.
Parkett
Während Beton weltweit nur in vergleichsweise wenigen Bädern eingesetzt wird, sieht es beim natürlichsten aller Bodenmaterialien, dem Holz, schon gänzlich anders aus. Deutschland steht da mit dem Hang zu Fliesen ziemlich allein auf weiter Flur. Denn in vielen Ländern, darunter insbesondere die USA und Kanada, sind Parkettböden auch im Badezimmer keine ausgeklügelte Besonderheit, sondern eine seit Jahrzehnten im Hausbau gängige Praxis.
Auch hier werden die Vorteile direkt sichtbar, sobald man sich einmal näher mit dem vielleicht ungewohnten Gedanken befasst hat. Denn Holz ist inhärent warm. Was sich auch ohne Fußbodenheizung schon im Schlafzimmer unter den Fußsohlen gut anfühlt, wenn man morgens aus dem Bett steigt, gilt natürlich auch für das Bad. Denn von allen Räumen ist Barfußgehen hier noch am ehesten die Norm.
Zudem bietet das Material in jeder Holzart eine nicht nur natürliche, sondern sehr warme optische Ausstrahlung. Wem das noch nicht reicht, der sollte vielleicht die Zukunft im Auge behalten. Bei alten, unansehnlichen oder beschädigten Fliesen gibt es nur die Optionen, sie auszutauschen, überzukleben oder mit Farbe überzustreichen. Ein Parkettboden lässt sich indes gleich mehrere Male vergleichsweise leicht abschleifen und so wieder in seinen optischen Ursprungszustand zurückversetzen.
Doch auch hier gelten einige Grundregeln. So ist es unerlässlich, beim Parkettboden auf besonders hochwertige und stabile Materialkompositionen zu setzen – auch um das Bad akustisch zu entkoppeln. Zudem gibt es zwar unterschiedliche Techniken, um einen Holzboden unempfindlicher zu machen. Im Badezimmer bleibt davon aber nur das Versiegeln mit einem hochwertigen Schutzlack übrig, damit keine Wasserschäden entstehen.
Acryl-Spezial
Acryl? Kennt man das nicht als überstreichbares Gegenstück zum zwar effektiven, aber nicht sonderlich wohlriechenden Silikon? Ja, auch das ist natürlich Acryl. Aber im Zusammenhang mit dem Boden im Bad ist damit etwas anderes gemeint. Denn Acryl ist letzten Endes nichts anderes als ein im ursprünglichen Zustand völlig glasklar aushärtender Flüssigkunststoff. Und als solcher birgt er – schon durch die diesem Material innewohnende absolute Unverwüstlichkeit – ein enormes Potenzial, um daraus einen besonders Aufsehen erregenden Badezimmerboden zu kreieren.
Um das zu bewerkstelligen, ist zunächst ein klassischer Estrichboden vonnöten. Auf diesen werden dann verschiedene „Materialien“ als Dekor festgeklebt – und zwar dicht an dicht. Das können beispielsweise Kieselsteine sein, Glassplitter aus Sicherheitsglas, Murmeln oder vielleicht auch, wie im folgenden Video gezeigt, ganze Teppiche aus Münzen.
Das ist natürlich, je nach Größe von Badezimmer und Deko-Elementen, eine buchstäbliche „Heidenarbeit“. Aber es lohnt sich! Vollkommen egal, mit was man den Boden beklebt – anschließend wird darauf das flüssige Acryl verteilt. Und zwar nach Anleitung schichtweise, damit es blasenfrei aushärten kann, und so dick, dass das komplette Dekor bedeckt wird. Das ist sogar vergleichsweise einfach! Denn Acryl ist recht dünnflüssig, sodass es sich fast von selbst verteilt. So entsteht ohne viel mechanisches Dazutun eine ganz und gar glatte Oberfläche.
Nach dem Aushärten verbleibt schließlich ein unglaublich dekorativer Boden, von dem man nicht befürchten muss, ihn in ähnlicher Form in seinem Bekanntenkreis nochmals vorzufinden. Und zudem ist Acryl absolut unempfindlich gegen jede Form von Badezimmer-Belastung, die auftreten könnte, und zudem noch sehr gut zu reinigen.
Allerdings hat Acryl auch seine Kehrseiten: Für Fußbodenheizungen ist es schon aufgrund der geforderten Materialstärke weniger gut geeignet. Hier sollte aber ein Fachmann das letzte Wort haben, denn jedes Haus ist verschieden!
Fazit
Wenn es um den Boden im Bad geht, scheint es auf den ersten Blick keine Alternativen zu geben. Doch es muss im Bad nicht immer die Fliese sein. Im Gegenteil: Gerade mit Acryl, Holz oder Sichtbeton lassen sich aufregende Böden gestalten, die mitunter sogar noch einen erheblichen Preisvorteil gegenüber der Fliese bieten. Wer nach individuellen Lösungen sucht, sollte über den Boden im Bad also noch einmal scharf nachdenken!
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