Vor dem Tapezieren - Darauf kommt es an!
Der Erfolg steht vor dem Tapezieren
Beim Bau des Eigenheims steht in der Regel schon frühzeitig fest, wie die Art der Wandgestaltung aussehen soll. Werden die Wände mit Putz und Farbe einfach, aber stimmungsvoll abgeschlossen oder mit Tapeten effektvoll inszeniert? Im Zuge einer Renovierung jedoch kann das schon mal anders aussehen. Hier fällt der Entschluss zu tapezieren oftmals fast spontan. Wer dann nicht gleich den Malerbetrieb kommen lassen will, steht vor dem Problem, in relativ kurzer Zeit überblicken zu müssen, was vor dem Tapezieren zu beachten und in die Wege zu leiten ist.
Besonders für Tapezieranfänger ist es nicht immer einfach, schon rechtzeitig vor dem Tapezieren die nötigen Vorarbeiten in ihrer Gesamtheit zu erfassen und konsequent anzugehen. Vieles erscheint auf den ersten Blick ohnehin vernachlässigbar. Gilt doch Tapezieren als eine der Heimwerkertätigkeiten schlechthin, in die man sich zur Not auch einmal ohne viel Aufhebens hineinstürzen kann. Dieser Eindruck trügt jedoch! Wie bei jeder handwerklichen Arbeit muss auch beim Tapezieren die Vorbereitung stimmen, damit das Ergebnis am Ende überzeugen kann! Dieser Artikel soll dabei ein Wegweiser sein.
Das richtige Werkzeug
Gleich zu Beginn stellt sich vielen immer zuerst die Frage nach dem benötigten Tapezierwerkzeug. Das ist auch gar nicht mal so dumm, denn das Werkzeug verrät so manches über die einzelnen Arbeitsschritte, die beim Tapezieren zu befolgen sind. Tapezieren besteht ja nicht nur aus dem Befestigen von Papierflächen an einer Wand. Grob lässt es sich in drei Schritte teilen: 1. die Untergrundvorbereitung, 2. die Materialvorbereitung und 3. das Anbringen der Tapeten. Jeder dieser Schritte erfordert eine ganz eigene, auf die Art der Tapeten und das Können des Tapezierers zugeschnittene Ausrüstung.
Zentrales Werkzeug für die Untergrundvorbereitung ist fast immer der Spachtel, ohne den beim Entgraten der Wandflächen und dem Spachteln von Fugen und Löchern gar nichts geht. Doch auch das Ausmessen der Flächen ist hier Thema, so dass z.B. Maßband und Wasserwaage unverzichtbar sind. Der zweite Schritt steht dagegen ganz im Zeichen der Kleisterarbeiten. Tapeziertisch und Kleisterbürste waren hier früher Standardausrüstung. Mit dem Aufkommen von Vliestapeten hat sich das geändert. Zum direkten Kleisterauftrag an der Wand reicht nun bereits ein Farbroller. Für den letzten Schritt braucht es schließlich Werkzeug, das die Handhabung der Tapeten optimiert. Schneidwerkzeuge wie Tapezierschere und Cutter oder Andrückwerkzeuge, wie etwa Andrückwalze oder Tapezierbürste haben hier ihren großen Auftritt. Detaillierte Einsichten, wann welches Werkzeug beim Tapezieren wozu benötigt wird, gibt unser Artikel Was brauche ich zum Tapezieren?
Die passenden Tapeten
Bei der Auswahl des geeigneten Werkzeugs hat sich bereits gezeigt, dass die Frage nach der optimalen Ausrüstung auch damit verbunden ist, welche Art von Tapeten bei der Arbeit zum Einsatz kommen sollen. Die Antwort darauf hängt natürlich maßgeblich von den persönlichen Vorlieben des Tapezierers ab. Immerhin können Tapeten nicht nur visuell zahllose Muster, Formen und Farben abbilden, sondern mitterweile auch z.B. durch Profilierung oder Prägung plastische Eindrücke vermitteln und damit das Einrichtungsgefühl eines Raumes entscheidend mitbestimmen. Daneben spielt aber auch das handwerkliche Können eine nicht unwesentliche Rolle. Denn nicht alle Tapeten lassen sich immer auf die gleiche unkomplizierte Weise tapezieren. Einige Materialien, wie z.B. Raufaser, sind relativ leicht zu handhaben, andere dagegen sehr empfindlich - Textiltapeten erfordern Feingefühl und an Metalltapeten sollten sich nur Profis wagen. Zum Glück gibt es auf den Einlegern der Tapetenrollen genormte Tapetensymbole, die auf die genauen Eigenschaften jeder Wandbekleidung hinweisen.
Einen weiteren wichtigen Faktor stellt das Trägermaterial dar. Noch vor einigen Jahren gab es Tapeten fast aussschließlich auf Papierträgern. Das traditionelle Tapezieren bestand daher vor allem aus dem Kleistern der Bahnen unter Beachtung ausreichender Quellzeiten. Papier arbeitet nämlich, wenn es feucht wird, und schnell sind Muster und Bahnen verzerrt, wenn hier nicht gleichmäßig und geduldig gearbeitet wird. Inzwischen existieren jedoch auch Tapeten mit Vliesträgern. Diese sind nicht auf Quellzeiten angewiesen, deshalb kann hier stattdessen die Wand gekleistert und die Tapete einfach ins vorbereitete Kleisterbett gelegt werden. Teilweise lassen sich mit den richtigen Tapeten auch Schwächen des Untergrunds beheben. Glasfasertapeten sind echte Multitalente, wenn es darum geht, auf widrigen Oberflächen zu tapezieren. Unsere Übersicht zu den Tapetenarten klärt weitere wichtige Fragen zur Wahl der passenden Tapete.
Ist die Entscheidung einmal gefallen, stellt sich gleich die nächste Frage: Wie hoch ist eigentlich der Materialbedarf, sprich: wie viele Tapetenrollen werden für die anstehenden Arbeiten gebraucht? Da beim Tapezieren Fenster, Ecken, Türen und Laibungen gleichermaßen zu berücksichtigen sind, reicht das Ausmessen nomineller Wandflächen noch nicht aus, um in der Frage schlauer zu werden. Außerdem fällt beim Tapezieren immer auch Verschnitt an. Ohne zusätzliche Rechenschritte wird es also kaum gehen. Wie sich die erforderliche Zahl an Tapetenrollen dennoch recht einfach ermitteln lässt, zeigt unser Artikel Tapetenbedarf berechnen.
Die Tragkraft des Untergrunds
Last, but not least müssen die Eigenschaften des zu tapezierenden Untergrundes bedacht werden. Wichtigste Voraussetzung für ein schönes Ergebnis sind beim Tapezieren ebene Wandflächen und gerade Kanten. Deshalb müssen eventuell vorhandene Tapeten- und Farbreste vor dem Tapezieren sorgfältig beseitigt werden. Hier ist zur Not auf Hilfsmittel wie Dampftapetenlöser zurückzugreifen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Auch Grate sind zu entfernen und Scharten auszubessern. Fugen werden mit Spachtelmasse verschlossen, so auch die Stöße bei frisch verlegten Gipskartonwänden. Anschaulich wird dies in der Anleitung Rigips verspachteln. Für herkömmliche Betonoberflächen hält dagegen der Artikel Betondecke spachteln so manchen Tipp parat.
Nicht nur eben muss der Untergrund sein, sondern auch tragfähig. Daher wird es auch beim Tapezieren selten ohne Grundierungsarbeiten gehen. Grundsätzlich soll der Untergrund zwar Wasser aufnehmen können, dabei aber nicht zu saugstark sein. Bei modernem Putz reicht es in aller Regel, mit stark verdünntem Tapetenkleister einen Voranstrich zu leisten, um hier Abhilfe zu schaffen. Brüchiger Putz und Gipskarton erfordern andere Antworten. Welche Art von Grundierung es nun sein darf oder ob nicht sogar eher ein Wechselgrund von Vorteil wäre, klärt unsere Übersicht Grundieren oder vorkleistern? Wer jedoch vor der Herausforderung steht, eine Vorsatzschale oder andere Flächen aus Gipskarton tapezieren zu wollen, wirft vorher noch schnell einen Blick in unsere Anleitung Rigips grundieren.
Zuletzt steht noch die Wahl des Bindemittels an. Denn der richtige Tapetenkleister ist nicht nur auf die Tapete, sondern auch auf den Untergrund abgestimmt. Ist die Tapete leicht, wasserdampfdurchlässig und der Untergrund saugend, können schon einfache Kleister gute Arbeit leisten. Ändert sich einer dieser Faktoren, muss sich auch die Art des Kleisters ändern. In Härtefällen wird sogar ganz auf Kleister verzichtet und es erfolgt der Griff zum Dispersionskleber. Hinweise darauf, worauf es bei der Wahl des passenden Tapetenkleisters ankommt, gibt unsere Übersicht Welcher Kleister wofür?
Gut vorbereitet an den Start
Wie sich gezeigt hat, gibt es auch vor dem Tapezieren schon einiges zu tun! Mit sorgfältiger Planung und Vorbereitung lassen sich aber immer Ergebnisse erzielen, die um ein Vielfaches ansprechender sind als jeder gutgemeinte Schnellschuss. Denn auch das Tapezieren ist eine Kunst!
Mit der Klärung von Tapetenmaterial und Untergrundeigenschaften lässt sich zudem noch einmal ein erhellender Blick auf die Frage nach dem geeigneten Werkzeug werfen. Denn erst jetzt ist eigentlich wirklich sicher, was gebraucht wird, um genau diese Tapeten an genau jene Wand (oder vielleicht sogar die Decke) zu bringen - und wenn es nur die Leiter ist, deren Notwendigkeit man vorher irgendwie völlig übersehen hatte. Dann ist zum Tapezieren aber doch die optimale Vorbereitung gegeben, und alle Heimwerker können sich endlich in die Arbeit stürzen!
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