Rigips verspachteln - Spachteln wie der Profi
Werkzeug und Material
Ein erster Vorteil: Damit sich Rigips verspachteln lässt, ist gar nicht besonders viel Werkzeug vonnöten. Ein Baueimer, ein Kellenspachtel, ein oder mehrere Breitspachtel reichen in aller Regel aus. Stets griffbereit sollte ein Schraubendreher sein, denn nicht immer wurden alle Schrauben tief genug versenkt. Je nach Raumhöhe und Körpergröße wird die Liste an Werkzeugen mit der Leiter beschlossen.
An Material wird Spachtelmasse für den Innenbereich benötigt. Für die ersten Durchgänge reicht ein sogenannter Fugenfüller. Für den letzten Spachtelgang kann eine Flächenspachtel zum Einsatz kommen. Fugendecksteifen sind die zweite und letzte Zutat, die beim Rigips-Verspachteln nicht fehlen darf. Sorgen sie doch dafür, dass auch in Zukunft die Wand frei von Rissen bleibt.
Das Projekt und die Vorarbeiten
Dieses Projekt zeigt das Verspachteln eines Dachausbaus in Trockenbauweise. Verspachtelt werden Wände, Dachschrägen, Dachfenster und Wartungsluken. Zudem ist dieser Artikel weniger eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern vielmehr eine Zusammenstellung aller möglichen Spachtelszenarien im Trockenbau. Denn meistens bleibt man davor verschont, alle hier dargestellten Spachtelfälle auch im eigenen Projekt vorzufinden.
Die Vorarbeit, Kanten mit einem Profil zu schützen, hat zwar auch mit Spachteln zu tun, wird aber in einem anderem Artikel (Kantenschutz anbringen) bereits dargestellt. Genauso wurde auch der Spezialfall, nämlich das Verspachteln des vorhandenen Holzbalkens, in einen anderen Artikel (Holzbalken spachteln) ausgelagert.
Spachtelmasse anrühren
Bevor es mit dem Rigips-Verspachteln logehen kann, muss zunächst die Spachtelmasse angesetzt werden. Dazu wird kaltes Wasser in einem Eimer vorgelegt und Spachtelmasse bis knapp unter die Wasseroberfläche eingestreut. Nach zumindest zwei Minuten Pause, dem sogenannten Sumpfen, kann die Spachtelmasse mit der Kelle zu einer glatten, sämigen Masse aufgerührt werden.
Hinweis: Das Sumpfen verhindert die Klumpenbildung, die Spachtelmasse also nicht sofort verrühren!
Aber Vorsicht bei der Menge! Denn wird zu viel Spachtelmasse angerührt, kann sie am Ende nur sehr schwer verarbeitet bzw. muss im schlimmsten Fall sogar entsorgt werden. Selbst Profis rühren keine Unmengen an Spachtelmasse an und arbeiten lieber mit frisch angerührtem Material.
Stöße verspachteln
Beim Verspachteln von Rigips praktisch immer vorhanden sind Stöße. Diese sind auch das Erste, das verspachtelt wird, denn wirklich glatt werden diese erst nach dem dritten Spachteldurchgang.
Die Spachtelmasse wird zunächst fest in die Stöße der Rigipsplatten gedrückt. Besonders hübsch muss das anfangs nicht aussehen, denn es geht hauptsächlich darum, das Material in die Fugen zu bekommen. Ist ausreichend Spachtelmasse in den Stößen, wird der Stoß dann einmal glatt abgezogen und die überschüssige Spachtelmasse aufgenommen. Jetzt sollte sich der Stoß aber relativ glatt geben, denn je sauberer jetzt gearbeitet wird, umso leichter lässt sich im weiteren Verlauf der Rigips verspacheln.
Danach werden die Fugendecksteifen eingelegt. Die verwendeten Fugendecksteifen sind allerdings keine selbstklebenden Gitterbänder, sondern ganz gewöhnliche Glasfaserbänder. Diese haben den Vorteil, dass sie so gut wie gar nicht auftragen und sich daher auch für geschnittene Stöße perfekt eignen. Nach dem Einlegen der Fugendecksteifen werden die Fugen aber nochmals mit Spachtelmasse überzogen, so dass die Fugendecksteifen nun sauber in die Stöße eingearbeitet sind.
Tipp: Selbstklebende Gitterbänder sind eher für den Einsatz an der Decke bei der Verlegung von Platten-Stoß an Platten-Stoß gedacht. Für geschnittene Stöße tragen sie zu viel auf.
Kanten spachteln und bandagieren
Der nächste Schritt ist das Bandagieren der Kanten bzw. Außenecken. Auch wenn - oder gerade dann, wenn - ein Eckprofil gesetzt wird, ist es wichtig, dieses mit einem Fugendeckstreifen zu versehen. Der Grund ist recht einfach: Oft reicht die Rigipsplatte nur ungenügend weit in das Profil hinein. Gibt es dann Spannungen, bilden sich sehr leicht Haarrisse entlang des gesamten Profils, da es keine Verbindung zwischen dem Profil und der Rigipsplatte gibt. Fugendeckstreifen schaffen Abhilfe!
Das Vorgehen ist dabei das Gleiche wie beim Stoß: Zuerst wird Spachtelmasse entlang der Kante aufgetragen. Dann wird der Fugendeckstreifen in die Spachtelmasse eingelegt und nochmals mit Spachtelmasse überarbeitet. Fertig!
Profi-Tipp: Profilkanten werden vom Profi gerne an die Wand getackert. Ist also ein Tacker vorhanden, können die Profile auch an die Wand getackert werden. Das Spachteln entfällt dadurch aber trotzdem nicht!
Dachschräge spachteln, Wand- und Deckenanschluss spachteln
Beim Spachteln von Wandanschlüssen bzw. dem Übergang von der Wand auf eine Dachschräge verhält es sich anders. Diese Ichsen werden nicht bandagiert. Das hat den Grund, dass sich Wand und Decke gerade im Dachausbau sehr leicht minimal gegeneinander verschieben können. Ist die Ichse dann bandagiert, passiert Folgendes: Das Band wird sich wölben und sehr unschöne Blasen werfen. Das Bandagieren trägt also in diesem Fall nicht positiv zum Rigips-Verspachteln bei.
Daher wird die Ichse bei Wand-Deckenanschlüssen lediglich mit Spachtelmasse befüllt und im Anschluss an das Spachteln mit Acryl verschlossen.
Hinweis: Selbst speziell dafür gebaute Spachtelbänder haben im Praxistest oftmals versagt und unschöne Blasen geworfen.
Schrauben spachteln
Schrauben werden beim Verspachteln von Rigips immer zweimal gespachtelt. Denn erst dann sind auch diese wirklich unsichtbar. Das Spachteln erfolgt über Kreuz, sodass die Spachtelmasse den Kopf in jedem Fall ausfüllt.
Ist das Spachteln der Schrauben selbst sehr einfach, kann sich das Nacharbeiten der Schrauben als relativ mühsam erweisen. Denn wurde der Trockenbau schlampig ausgeführt und sind die Schrauben nicht tief genug versenkt, heißt es eindrehen. Erkennbar ist das daran, dass sich beim Überspachteln der Schrauben kleine Stege ausbilden. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Schraube eingedreht werden muss. Ist das Eindrehen der Schrauben nicht möglich, weil sich dahinter kein Profil oder Konstruktionsholz befindet, so muss die Schraube entfernt werden.
Wartungsluke spachteln
Bei Wartungsluken ist es wichtig, zuerst den Deckel abzunehmen. Dann wird von außen in Richtung Luke gespachtelt. Bandagen kommen hier nicht zum Einsatz. Je nach Spaltenbreite reicht hier ein zweimaliges Spachteln aus.
Der Deckel selbst wird separat verspachtelt. Hier gilt es, eine einheitliche Fläche zu erstellen. Auch in diesem Fall ist es alleine wegen der Schrauben schon Pflicht, zweimal den Rigips zu verspachteln.
Ergebnis des ersten Spachteldurchgangs
Stöße, Schrauben, Kanten, Wandanschlüsse und Wartungsluken - auf all das stößt man beim Verspachteln von Rigips- bzw. Trockenbauplatten. Sind alle genannten Fälle das erste Mal gespachtelt, zeigt sich schnell folgendes Bild: Die Spachtelmasse fällt ein und gerade an Stößen sind eindeutig Mulden erkennbar. Ein erneutes Spachteln ist also unabdingbar.
Als Faustregel gilt, dass Stöße dreimal und Schrauben zweimal zu spachteln sind. Beschleunigen lässt sich das allerdings nicht, da Spachtelmasse immer an Volumen verliert, sodass ein zweiter bzw. dritter Durchgang nicht einzusparen sind. Aber keine Angst: Die folgenden Durchgänge gehen wesentlich schneller als der erste, denn das Bandagieren ist bereits abgeschlossen.
Weitere Spachtelgänge
Nach dem Trocknen der Spachtelmasse kann spätestens am nächsten Tag mit dem zweiten Spachtelgang begonnen werden. Wieder werden Stöße, Schrauben, Kanten und Wandanschlüsse mit Spachtelmasse versehen.
Relativ deutlich füllt die Spachtelmasse die eingesunkenen Stöße auf. Zu beachten ist lediglich, dass nicht zu viel Spachtelmasse aufgetragen wird, denn Buckel soll die Wand ja auch keine bekommen. Wer also im Nachhinein die Spachtelmasse nicht wieder abschleifen möchte, folgt nicht dem Motto: größer (mehr) ist besser!
Diesmal sollte aber schon auf ein nahezu perfektes Aussehen wert gelegt werden, denn der dritte und letzte Spachtelgang ist nur mehr der Feinschliff. Von den Ecken her wird also für einen schönen verlaufenden Übergang gesorgt. Am besten gelingt das, indem der Spachtel in annähernd halbkreisförmigen Zügen möglichst flach über die Spachtelmasse geführt wird.
Dann ist es auch schon fast geschafft. Die Wand gleicht jetzt zwar einem Fleckerlteppich, aber nur bis zum nächsten Schritt. Denn bevor das dritte Mal gespachtelt wird, wird die Wand zunächst einmal grundiert. Mit Grundierung ist nicht nur das Einstreichen mit Tiefengrund gemeint, sondern bereits der Erstanstrich der Wand. Denn erst auf einer einheitlich weißen bzw. färbigen Wand können auch die letzten Unebenheiten entdeckt und ausgebessert werden.
Hinweis: Ob ein Tiefengrund im Trockenbau verwendet werden muss oder nicht, ist oft Anlass zur Diskussion. Hier gibt es unterschiedliche Ansichten und Aspekte, die aber an anderer Stelle diskutiert werden.
Finale Schritte: Mit Farbe grundieren und ein letztes mal spachteln
Ist die Wand das erste Mal gestrichen, werden jetzt in hellem Licht alle noch verbleibenden Unebenheiten sichtbar. Hier zeigt sich, wie gut bereits gearbeitet wurde. Es ist Zeit für den letzten Durchgang im Rigips-Verspachteln!
Sind alle Stöße und andere noch vorhandene Unebenheiten ein drittes und letztes Mal gespachtelt, können die nicht bandagierten Wand- und Deckenanschlüsse mit Acryl verschlossen werden. Für diese Arbeiten darf aber kein Silikon verwendet werden, denn Silikon kann nicht überstrichen werden! Das Ziehen von Acryl gelingt analog zum Ziehen von Silikonfugen. Auf das Abkleben wird dabei aber so gut wie immer verzichtet, da die Acrylfuge eigentlich immer überstrichen und dadurch unsichtbar wird.
Geschafft, der Trockenausbau und die Rigipsplatten sind verspachtelt. Jetzt fehlt nur noch der letzte Anstrich und vom Trockenbau ist nichts mehr zu sehen.
Wie so oft führen auch beim Trockenbauplatten- und Rigips-Verspachteln viele Wege zum Ziel. Das in diesem Video gezeigte Vorgehen ist ein für Heimwerker wie auch Profis sehr dankbarer Weg, denn die Schlussspachtelung findet erst nach der Grundierung statt.
Das Warum ist schnell erklärt: Sind alle Wände wieder schön weiß, werden auch kleinste Unebenheiten erneut sichtbar und lassen sich noch ausmerzen. Absolut ebene Wände werden dadurch zum Kinderspiel! Also: Diese Video-Anleitung sehen und Rigips verspachteln wie der Profi!
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Kommentare
Diese anleitung hat mir sehr geholfen.
Danke für diese tolle Anleitung! Eine Frage noch: Auf dem letzten Bild der Fotostrecke ist die Rede von einem Grundanstrich. Ist damit Farbe gemeint? Auf dieser wird dann ggf. (wenn nötig) nochmal gespachtelt? Danke im Voraus!
Hallo Thomas, genau. Denn erst bei einer einheitlich weißen Fläche sieht man die letzten Unebenheiten sehr gut. Viele Grüße
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